Rückenmarkshautentzündung

Rückenmarkshautentzündung

Rückenmarkshautentzündung (Meningitis spinalis) entsteht als selbständige Krankheit oder als Fortsetzung einer Gehirnhautentzündung. Die R. betrifft die harte Haut (Pachymeningitis) oder die weiche Rückenmarkshaut (Arachnitis, Leptomeningitis spinalis). Die erste Form kommt für sich allein wohl nur im Anschluß an entzündliche Veränderungen, Karies, Krebs oder Tuberkulose des Wirbelkanals vor und beschränkt sich dann zuweilen auf die eben betroffene umschriebene Stelle. Zusammen mit der Arachnitis entsteht die allgemeine R., die in chronischer Form die meisten Fälle aufsteigender Nervenentartung, auch die Rückenmarksschwindsucht (Tabes dorsalis) begleitet und oft mit Verwachsungen und Verdickungen einhergeht. Die akute allgemeine R. kann durch Stoß und andre Verletzungen der Wirbelsäule selbständig und zuerst entstehen und später eine Entzündung der Hirnhäute nach sich ziehen, meistens ist der Weg aber umgekehrt, und es kommen hier dieselben Möglichkeiten in Frage wie beim Gehirn selbst: 1) eine akute oder chronische seröse R., deren Vorkommen freilich sehr selten ist (Rückenmarkswassersucht), 2) eine einfache eiterige R., 3) eine epidemische eiterige R. und 4) eine tuberkulöse R. Die Symptome bestehen zuerst in Krämpfen, dann in Lähmung derjenigen Gebiete, deren Nervenwurzeln innerhalb des erkrankten Gebiets den Kanal verlassen. Ost wird aber die im Einzelfall vorliegende Art der R. kaum erkannt werden können. Ein diagnostisch und auch therapeutisch wertvolles Mittel bei R. (wie auch bei Gehirnhautentzündung) ist die Spinalpunktion. Man sticht mit einer Hohlnadel zwischen zwei Wirbelbogen in den Rückenmarkshautsack ein und entleert die sich ergießende Flüssigkeit. Hierdurch wird Herabsetzung des Druckes im Gehirn und Rückenmark erzielt, wodurch auch die Lymph- und Blutgefäße entlastet und wieder aussaugungsfähig werden. Bei akuter R. leistet zuweilen innerliche Darreichung von Jodkalium unter gleichzeitiger Anwendung einer Schmierkur vorzügliche Wirkung. In andern Fällen erreicht man mit Elektrizität (konstanter Strom), mit Bädern, mit Ableitungen auf die Haut (Spanische Fliege wiederholt appliziert, Chapmansche Eisbeutel, Jodanstrich) ein gutes Resultat, immer aber ist die Voraussage zweifelhaft, volle Heilung eine Seltenheit.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Meningītis — (grch.), Gehirnhautentzündung (s. d.). M. spinalis, Rückenmarkshautentzündung …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Pachymeningītis — (griech.), Entzündung der harten Hirnhaut, s. Gehirnhautentzündung 5) oder Rückenmarkshautentzündung …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Meningitis — Meningītis (grch.), Gehirnhautentzündung (s.d.); M. cerĕbro spinālis, Genickstarre (s.d.); M. spinalis, Rückenmarkshautentzündung, s. Rückenmarkskrankheiten …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Rückenmarkskrankheiten — Rückenmarkskrankheiten, Krankheiten des Rückenmarks selbst und seiner Häute. Die Rückenmarkshautentzündung (Meningītis spinālis) entsteht nach Verletzungen und Entzündungen der Wirbel, sowie im Anschluß an Allgemeinkrankheiten (Tuberkulose,… …   Kleines Konversations-Lexikon

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