- Bailly
Bailly (spr. bají), Jean Sylvain, franz. Politiker und Astronom, geb. 15. Sept. 1736 in Paris als Sohn eines Malers, gest. 12. Nov. 1793, erwarb sich durch Beobachtungen des Mondes und Berechnung einzelner Kometenbahnen hohes Verdienst als Astronom. Nach dem Tode seines Vaters erhielt B. die Stelle eines Aufsehers der Luxembourggalerie, 1789 wurde er für Paris Deputierter des dritten Standes bei den Generalständen. Am 3. Juni zum Präsidenten der Nationalversammlung erwählt, leitete er 20. Juni die folgenreiche Sitzung im Saale des Ballhauses und erlangte rasch große Popularität. Nach der Erstürmung der Bastille wurde er zum Maire von Paris ernannt, aber wegen seiner streng konstitutionellen Gesinnung und weil er bei dem Auflauf auf dem Marsfeld (17. Juli 1791) unter die Aufrührer hatte schießen lassen, von den Jakobinern angefeindet und verzichtete im Oktober 1791 auf die Wiederwahl. Auf einer Reise zu seinem Freund Laplace ergriffen, wurde er »als Königsfreund und gewalttätiger Unterdrücker der Volksfreiheit« hingerichtet. Baillys Hauptwerke, die »Histoire de l'astronomie ancienne« (1775) und »Histoire de l'astronomie moderne depuis la fondation de l'ecole d'Alexandrie jusqu'en 1782« (1785, 3 Bde.; beide später herausgegeben von Comeyras u. d. T.: »Histoire de l'astronomie ancienne et moderne«, 1805, 2 Bde.), verwickelten ihn in einen Streit mit Voltaire u. a. und veranlaßten die »Lettres aur l'origine des sciences« (1777; deutsch, Leipz. 1778) und die »Lettres sur l'Atlantide de Platon et sur l'ancienne histoire de l'Asie« (Lond. 1779; engl. 1801, 2 Bde.). Nach Baillys Tod erschienen der »Essai sur les fables et sur leur histoire« (Par. 1799, 2 Bde.) und die »Mémoires d'un témoin de la Révolution« (1804, 3 Bde.; deutsch im Auszug von Weyland, Leipz. 1805). Vgl. Nourrisson, Trois révolutionnaires: Turgot, Necker, B. (Par. 1885).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.