- Piccinni
Piccinni (Piccini, spr. pitschĭni), Niccolò, Komponist, geb. 16. Jan. 1728 zu Bari in Unteritalien, gest. 7. Mai 1800 in Passy bei Paris, war der Schüler von Leo und Durante in Neapel und komponierte schon als Schüler Psalmen, Motetten und eine Messe, widmete sich aber von 1754 an, wo er mit der Oper »Le donne dispettose« in Neapel glücklich debütierte, ganz der dramatischen Komposition und wurde durch seine komischen Opern »La Cecchina« (»La buona figliuola«, Rom 1760), »La buona figliuola maritata« (Neapel 1765) und »Le finte gemelle« (das. 1775), neben denen aber auch seine seriösen Opern (»Zenobia«, »Olimpiade« u.a.) bestens zur Geltung kamen, bald der gefeiertste Komponist Italiens. 1776 folgte P. einem Rufe nach Paris, wo er von den Gegnern der Opern Glucks diesem gegenübergestellt wurde und mit seinem »Roland« (1778) und seinen komischen Opern solchen Beifall fand, daß seine Partei (die Piccinnisten) mehrere Jahre hindurch der der Gluckisten gewachsen schien, bis der Sieg, den Glucks »Iphigenia in Tauris« (1779) über die gleichnamige Oper Piccinnis (1781) errang, den Kampf zugunsten des deutschen Meisters entschied. Die nach Glucks Rückkehr nach Wien noch für Paris geschriebenen Opern Piccinnis fielen mehr und mehr ab. Doch wurde P. 1784 als Gesanglehrer an der königlichen Musikschule angestellt, und er kehrte erst, als er durch die Revolution seine Stellung verlor, nach Neapel zurück. Hier fand er anfangs den frühern Beifall; bald aber kam er wegen der Vermählung seiner Tochter mit einem Franzosen in den Ruf revolutionärer Gesinnung und wurde sogar polizeilicher Aussicht unterstellt, ging aber schon 1798 nach Paris zurück, wo er nach kurzer Zeit eine Inspektorstelle am Konservatorium bekleiden konnte. Piccinnis Verdienst ist die Erweiterung der Formen der jungen komischen Oper und ihre Übertragung auch auf die Opera seria (großes Finale, Beseitigung der Da capo-Arie); seine Musik war keineswegs geringwertig und erhebt sich nicht selten zu einer Höhe des dramatischen Ausdrucks, die es begreiflich macht, daß sich seine Opern neben denen Glucks in der Gunst des kunstgebildeten Publikums von Europa erhalten konnten. Vgl. Desnoiresterres, Gluck et P. (2. Aufl., Par. 1875).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.