Peter von Andlau

Peter von Andlau

Peter von Andlau, Begründer des wissenschaftlichen deutschen Staatsrechts, geb. vor 1425, gest. 5. März 1480 in Basel, adliger Herkunft, studierte in Heidelberg und Pavia die Rechte, kam aber auch mit den italienischen Humanisten in Berührung und lernte die altrömischen Schriftsteller kennen. Als Geistlicher und zugleich als Lehrer an der Domschule kam P. 1444 nach Basel, und seine Lehrtätigkeit wurde für die Ausbreitung des Humanismus am Oberrhein bedeutsam. 1458 unternahm er eine Romreise, war bei der Gründung der Baseler Universität 1459 hervorragend beteiligt und wurde ihr erster Vizekanzler. Als zweiter Ordinarius für kanonisches Recht übte er zweifellos großen Einfluß auf seine Zuhörer; die Niederschrift seiner Vorlesungen aus der Feder seines Schülers Jakob Louber ist erhalten. Als Geistlicher war P. seit 1444 einer der vier Prinzipalkapläne am Domstift, später Chorherr in Kolmar und seit 1466 Propst des Chorherrenstifts Lautenbach. Seinen Ruhm verdankt P. dem 1460 geschrieben en, Kaiser Friedrich III. gewidmeten »Libellus de Caesarea monarchia« oder »De imperio Romano-Germanico libri II« (hrsg. von Freher, Straßb. 1603, jetzt neu von Hürbin in der »Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung«, Bd. 12 u. 13, Weim. 1891–92), in dessen erstem Teil er philosophisch-historisch über Entstehung und Leitung der Staaten handelt, während der zweite eine Beschreibung des positiven Reichsstaatsrechts seiner Zeit enthält. Irrtümlich wurde ihm auch die Verfasserschaft einer deutschen Weltchronik zugeschrieben, aber vielleicht hat er eine verloren gegangene lateinische verfaßt. Dagegen liegt ein nach 1471 entstandener »Tractatus de canonica clericorum secularium vita« von ihm vor. Vgl. J. Hürbin, P. v. A., der Verfasser des ersten deutschen Reichsstaatsrechts (Straßb. 1897).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Peter von Andlau — (lateinisch Petrus de Andlo; * um 1420 in Andlau (Elsass); † 5. März 1480 in Basel) war ein elsässischer Rechtsgelehrter. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Hemmel von Andlau — Auferstehung Detail aus dem „Ratsfenster“, 1480, im Ulmer Münster …   Deutsch Wikipedia

  • Andlau — Andlau …   Deutsch Wikipedia

  • Andlau (Begriffsklärung) — Andlau ist: ein altes elsässisches Adelsgeschlecht, siehe Andlau (Adelsgeschlecht) die Kommune Andlau in der französischen Region Alsace (Elsass) im Département Bas Rhin die Burg Haut Andlau im Elsass das ehemalige Kloster Andlau in Andlau ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Andlau [2] — Andlau, Peter von, s. Peter von Andlau …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Andlau — I Ạndlau,   Stadt im Elsass im Département Bas Rhin, Frankreich, am Fuß der Vogesen, 1 600 Einwohner;   Wirtschaft:   Weinbau und han …   Universal-Lexikon

  • Liste von Rittern des Deutschen Ordens — Ernst von Aufseß im Deutschen Orden: Aufschwörschild in St. Jakob in Nürnberg …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Glasmalern — Diese Liste führt unter der Bezeichnung Glasmaler und malerinnen Künstler auf, die das Glasmalerkunsthandwerk erlernt haben und Glasmalereien selbst ausführten die manchmal neben anderen künstlerischen Tätigkeiten auch auf Glas malten die zwar… …   Deutsch Wikipedia

  • Altstadt von Salzburg — Die Altstadt Salzburgs gliedert sich in zwei von der Salzach getrennte Teile der Stadt Salzburg, den Teil westlich der Salzach, der den ältesten Kern der Stadt bildet, und die Altstadt rechts der Salzach. Die Linke Altstadt wird im Westen vom… …   Deutsch Wikipedia

  • Ringg von Baldenstein — Wappen der Rink Die Bündner Adelsfamilie Ringg von Baldenstein (Rink, Rinck, Ringk, Ring, Rhynck, Ringt, Ryngk, Ringkh, Rinckh) stammt aus Sils im Domleschg. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”