- Perugino
Perugino (spr. -dschino), 1) eigentlich Pietro Vanucci, Hauptmeister der umbrischen Malerschule, Lehrer Raffaels, geb. 1446 in Città della Pieve, gest. 1523 in Castello Fontignano, bildete sich nach Vasari in Perugia bei Piero della Francesca und in Florenz bei Verrocchio. Von den Fresken, die er 1475 im Stadthaus zu Perugia und 1478 in Cerqueto malte, ist nichts erhalten. Etwa 1482 begann er in Rom Wandbilder in der Sixtinischen Kapelle, darunter die durch hohe Würde ausgezeichnete Schlüsselübergabe an Petrus. Später war er an verschiedenen Orten tätig (in Perugia, Orvieto, 1494 in Venedig, in Panicale, Assisi, Siena), kehrte aber immer wieder nach Florenz zurück, wo er seine Werkstatt hatte. Seine vorzüglichsten Tafelbilder entstanden in der Zeit von 1491–1500: ein Altarbild mit der Taufe des Christkindes (1491, Villa Albani, Rom), die Beweinung Christi (Florenz, Pal. Pitti), thronende Mad vnnen mit Heiligen in den Uffizien (1493), für den Kommunalpalast in Perugia (1496, jetzt im Vatikan), in Santa Maria Nuova zu Fano (1497), in Santa Maria delle Grazie vor Sinigaglia, in San Agostino zu Cremona, Christus am Ölberg (Florenz, Akademie), ein Altarwerk für die Certosa (1499), von dem sich jetzt Bruchstücke in Paris und London befinden, und die Himmelfahrt Mariä, für das Kloster Vallombrosa (1500, Florenz, Akademie). 1496 führte er einen Christus am Kreuz mit Heiligen in herrlicher Landschaft in Santa Maria Maddalena de' Pazzi in Florenz aus, vielleicht seine großartigste Schöpfung, 1500 vollendete er die Ausmalung des Cambio, der Gerichtshalle der Wechsler in Perugia, in der er religiöse, allegorische und ornamentale Darstellungen zu einer Gesamtwirkung von hohem Reize verband. Die berühmte Vermählung Mariä im Museum zu Caen, nach der Raffael sein Sposalizio gemalt haben sollte, ist nach Berenson und Williamson ein Werk Spagnas. Seit 1500 ist im Schaffen Peruginos, der seine zahlreichen Aufträge nur mit Hilfe von Schülern ausführen konnte, ein ständiger Rückgang zu verzeichnen. Die religiöse Gefühlsinnigkeit seiner Gestalten wird in diesen Spätwerken oft zu unerträglicher Affektiertheit. 1508 war er wieder im Vatikan zu Rom beschäftigt, wo er die Deckenmalerei in der Camera dell' Incendio ausführte. Zu nennen sind noch: der Sieg der Keuschheit über die Begierde (1505) und der heil. Sebastian (beide im Louvre), Christi Geburt, Taufe und Verklärung (in der Pinakothek zu Perugia) und das Fresko der Geburt Christi für die Kirche zu Fontignano (jetzt im Victoria and Albertmuseum, London). Bei der Ausführung des letztern starb P. an der Pest. Vgl. G. C. Williamson, Pietro Vannucci called P. (Lond. 1900); Broussolle, La jeunesse du Perugin et les origines de l'école ombrienne (Par. 1901).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.