Aino [1]

Aino [1]

Aino (Ainu, »Mensch«, japan. früher Ebiju, Emishu, »Barbaren«), zu den Hyperboreern gehöriges Volk, von (1896) 17,314 Köpfen, das die Kurilen, das südliche Sachalin, die Südspitze von Kamtschatka, die West- und Ostküste von Jeso bewohnt, früher aber über alle japanische Inseln verbreitet war. Aus Nippon wurden sie von den Japanern in hartem Kampfe vom 2.–11. Jahrh. n. Chr. verdrängt. Die A. (s. Tafel »Asiatische Völker I«, Fig. 3) haben kräftigen, stark behaarten Körper, langen, tiefschwarzen Bart und wildes Haar. Man hat zwei Typen unterschieden: einen kleinern (bis 1,6 m) brachykephalen, wesentlich mongolenähnlichen; einen größern (bis 1,72 m) dolichokephalen, mehr den Kaukasiern ähnlichen. Die Hautfarbe ist wie bei hellen Japanern. Die Vermischung mit den körperlich ganz verschiedenen Japanern ist bedeutend und in dauernder Zunahme. Hervortretende Charakterzüge sind: Gutmütigkeit und Ehrlichkeit, Mangel an Fleiß trotz geistiger Begabung, große Unreinlichkeit. Tätowierung an Händen und Armen ist auch bei Frauen allgemein; die erwachsenen Männer rasieren den Vorderkopf. Die beiden Geschlechtern gleiche Kleidung besteht aus Ulmenbast und Fellen. Als Schmuck dienen Ohrringe, Halsgehänge, Messingspangen. Die Frau steht höher als bei den Japanern; Polygamie ist angeblich nur den Häuptlingen gestattet. Ihre Sprache ist agglutinierend, doch noch von unbekannter Zugehörigkeit; eine Grammatik davon lieferte Batchelor in »Memoirs of the Literature College« (Tokio 1887), ein Wörterbuch des Russisch-Ainoschen hat Dobrotworski in den »Nachrichten der Universität Kasan« (Bd. 43, 1876) veröffentlicht. Die A. sind schamanische Heiden. Der früher übliche Gebrauch giftiger Pfeile wurde von der japanischen Regierung verboten. Die Hütten sind auf kurze Pfähle gestellt und mit Binsen verkleidet. Töpferei, Metallbereitung sind den A. unbekannt; als Boote dienen ausgehöhlte Stämme. Fischfang und Jagd mit großen Hunden (den einzigen Haustieren außer Katzen, Hühnern, Enten) sind Hauptbeschäftigung; der Ackerbau (Hirse, Bohnen, Tabak) ist gering. Ein Staatswesen scheinen sie nie entwickelt zu haben. Einige Werkzeuge und Geräte der A. zeigen die Tafeln »Asiatische Kultur« (Tafel II, Fig. 3; III, Fig. 20), »Geräte« (Tafel II, Fig. 50 u. 52) und »Kunst der Naturvölker« (Tafel I, Fig. 1). Vgl. Anutschin, Der Volksstamm der A. (russ., Moskau 1876); v. Siebold, Ethnologische Studien über die A. (Supplement zur »Zeitschrift für Ethnologie«, 1881); Scheube, Die A. (Jokohama 1882); Chamberlain, The language, mythology and geogr. nomenclature of Japan (Tokio 1887); Batchelor, The Ainu of Japan (Lond. 1892); Macritchie, The Ainos (Leiden 1893).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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