Afrika

Afrika

Afrika, der fast insulare südwestliche Teil der Alten Welt. Der Name, zuerst von Ennius gebraucht, bezog sich ursprünglich nur auf die Karthago und Umgebung umfassende römische Provinz, wurde aber in der Kaiserzeit auf den ganzen Erdteil übertragen. Bei den Griechen war dafür der semitische Name Libyen gebräuchlich, womit man anfänglich bloß den Nordrand Afrikas zwischen Ägypten und den Syrten bezeichnete (vgl. Erdteil). Übersicht des Inhalts:

Tabelle

Lage und Grenzen, Küsten, Inseln.

(Hierzu die Karten: »Afrika, Fluß- und Gebirgssysteme«, »Afrika, politische Übersicht« und »Äquatorialafrika«.)

Im N. vom Mittelmeer, im W. vom Atlantischen Ozean, im O. vom Indischen Ozean umrandet, hat A. nur mit Asien eine 115 km breite Landverbindung bei Suez. Vom Kap Blanco (37°20´ nördl. Br.) im N. bis zum Kap Agulhas (34°51´ südl. Br.) im S. besitzt es eine Länge von 8000 km, vom Kap Verde (17° 34´ westl. L.) im W. bis zum Kap Guardafui (51°16´ östl. L.) im O. eine Breite von 7500 km. Sein Areal umfaßt 29,207,100 qkm, mit Einschluß der ozeanischen Inseln 29,818,964 qkm. A. ist der drittgrößte Erdteil und nimmt ungefähr ein Fünftel alles Festlandes und ein Siebzehntel der Erdoberfläche ein.

Unter allen Erdteilen hat A. die geringste Gliederung; seine Küstenlänge beträgt nur 27,638 km (1 km Küste auf 1067 qkm Areal, in Europa 1 km Küste schon auf 278 qkm Areal), wovon auf das Mittelmeer 5254, auf den Atlantischen Ozean 10,840, auf den Indischen Ozean 8584, auf das Rote Meer 2960 km entfallen. Diese geringe Küstenentwickelung erweist sich als verkehrsfeindlich, da sie den Zugang in das Innere erschwert. Die Beschaffenheit der Küsten ist wechselnd. Steilküste herrscht am Roten Meer, ebenso vom Kap Guardafui bis zum Äquator, dann wieder von der Delagoabai bis nördlich von Kapstadt. Felsige Strecken kommen auch an der Küste von Niederguinea, ferner zwischen dem Gabun und den Calabarflüssen vor. Auch Oberguinea fällt streckenweise steil ab, ebenso der Nordwesten sowie der Norden (Rif in Marokko bis Kap Bon, Tafelland von Barka). Die dazwischen liegenden Strecken sind flach, sandig, sumpfig, so das Nildelta, die Küste an den beiden Syrten und der Sahara zwischen Wadi Draa und Senegal. Die ganze Ostküste Afrikas vom Äquator bis zum Sululand umsäumt ein breiter, flacher Streifen bis zum Rande des innern Hochlandes, besonders breit aber ist der Tieflandstreifen an den Küsten von Tripolis und Senegambien sowie Teilen von Guinea. Eigentliche Halbinseln besitzt A. nicht. Das große Horn des Somallandes, die Tafel von Barka, die Landvorsprünge von Tunis, Tanger, Kap Verde haften mit breiter Basis am Festlandsrumpf. Nur mit wenigen breiten, weit geöffneten Buchten greift das Meer in das Land ein. Den Nordrand gliedern die Große und die Kleine Syrte oder Golf von Gabes, den Westrand der riesige plumpe Golf von Guinea mit den Baien von Benin und Biafra, den Ostrand die Delagoabai, die Massansanibai und der Golf von Aden mit der Tadschurrabai. Das Rote Meer läuft in den Spitzgolf von Suez aus. Sehr unbedeutend sind an der Südwestküste die Walfischbai und Angra Pequena, an der Küste des Kaplandes die Tafelbai, Falsche Bai und Mosselbai.

Im Einklang mit der geringen Gliederung des Kontinents steht seine Armut an Inseln. Der Nordküste fehlen sie fast gänzlich. Im Atlantischen Ozean haben wir Madeira, die Kanarischen und die Kapverdischen Inseln, Fernando Po, São Thomé, Annobom, St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha. Auf der Ostseite treffen wir die Komoren, Madagaskar, die drittgrößte Insel der Erde, die Maskarenen (Réunion, Mauritius, Rodriguez), die Amiranten, Seschellen, Mafia, Sansibar, Pemba, Sokotora, endlich in hohen Breiten Neuamsterdam, St. Paul, die Crozet- und Kergueleninseln.

Bodengestaltung.

Wie in der horizontalen Gliederung zeigt A. auch in der vertikalen eine große Gleichförmigkeit auf weite Strecken. Die aufgewulsteten Ränder der südlichen Hochtafel, Vulkankegel am Rand und im Innern des Kontinents und die Faltenzüge des Atlas schließen die höchsten Erhebungen ein. Die mittlere Höhe Afrikas berechnet H. Wagner auf 650 m, während Asien eine solche von 900 m, Europa von nur 300 m aufweist. Der Süden ist bedeutend höher als der Norden. Auf das hohe Tafelland im S. mit 1200 m mittlerer Höhe folgt das Becken des Ngami mit 900 m, das Sambesital an den Victoriafällen mit gegen 800 m, die Wasserscheide zwischen Sambesi und Kongo mit 1100 bis 1300 m, das Kongobecken mit 400 m, die Wasserscheide gegen den Schari mit 500 m, das Tsadseebecken mit 270 m, die Sahara mit 500 m, die Depression der Libyschen Wüste mit -20 m. Noch größer ist der Gegensatz zwischen dem Osten und dem Westen. Fast alle großen Höhen Afrikas liegen im O. des 25. Längengrades. Im W. erreichen 4000 m nur der Pik von Kamerun und das Atlasgebirge; der erhöhte Westrand der Südtafel erhebt sich bloß zu 2000–2500 m. Eine Linie von São Paolo de Loanda nach Kassala scheidet den hohen Teil Afrikas im SO. von dem niedrigern im NW. Wie Asien besitzt auch A. Depressionen (Bodensenkungen unter dem Meeresspiegel). Die wichtigsten sind: die der algerischen Schotts (Schott el Melrhir -31 m, Schott Gharsa -21 m), die am Nordrande der Libyschen Wüste (die Oasen Aradsch -70, Siwah -30, Uttiah -20, See Sittra -25 m), das Birket el Kerûn im Fayûm (-43 m), der Assalsee (-174 m), der See Alalebadd sowie die Salzsteppe Deghed (-61 m) am Ostrande von Abessinien.

Bei Betrachtung der orographischen Verhältnisse fassen wir zunächst das Atlassystem, dann die Tafelländer der Sahara und des Sudân, endlich die des äquatorialen zentralen, des ostafrikanischen und südafrikanischen Hochlandes ins Auge.

Der Atlas (s. d.) zerfällt in Algerien in drei Teile, den Kleinen Atlas oder Tellatlas im N., das Hochland der Schotts und die südliche Kette des Großen oder Saharischen Atlas, während in Tunis und Marokko die Steppenhochlandszone ausscheidet. Wo die südliche algerische Randkette sich gegen NW. wendet, nimmt der Hohe oder Marokkanische Atlas seinen Anfang. Seine höchste Erhebung ist der Dschebel Ajaschi (4500 m), nach Thomson der Tamjurt (4700 m), während der Tellatlas im Dschebel Lalla (2308 m) die südliche Kette im Chelia (2310 m) gipfelt. Zahlreiche Pässe führen meist in bedeutenden Höhen über das Gebirge. Parallel im S. vorgelagert ist der Antiatlas. Während das Atlasgebirge dem eurasischen Faltensystem angehört, trägt das übrige A. ganz den Charakter eines ungeheuern Tafellandes. Die Plateaustufe der Sahara (s. d.), fast so groß wie Europa, durchziehen isolierte Bergzüge, gewaltige Höhenmassive, die Oberfläche besteht aus kleinern Flächen von Felsblöcken (Charaschaflandschaften), nackten harten Hochflächen (Hamadas), Kiessteppen (Serirs), Dünenregionen (Erg), endlich aus Steppen, Oasen und Kulturland. Der Charakter der westlichen Sahara ist der einer Hamada, die durch Dünenregionen geteilt ist. In der Mitte der Sahara erheben sich massige Berglandschaften; die von Tibesti (2700 m) und deren Ausläufer bilden die Scheide zwischen der westlichen Sahara und der Libyschen Wüste. Der Boden der letztern steigt vom Mittelländischen Meere gegen S. stetig an, so daß Kufra z. B. schon in 490 m Seehöhe liegt. Am Nordrande der Libyschen Wüste findet sich die Depression, in deren Nordwesten das Wüstenland zu dem Plateau von Barka ansteigt (400–600 m). Der südöstliche Teil der Libyschen Wüste bildet eine steinige Hochebene mit einigen Oasen. Östlich vom Nil erstreckt sich die Wüstentafel als Arabische Wüste bis zum Roten Meer; über ihre 500–1000 m hohe Fläche erheben sich mehrere ansehnliche Bergzüge (Dschebel Sebara 2280, Um Delpha 2180 m). Kulturland findet sich nur in den zahlreichen Oasen (s. d.), die aber zusammen fast so groß wie Süddeutschland sind.

Im S. des Saharagebietes dehnt sich die Plateauzone des Sudân im W. zwischen 51/2 und 14°, im O. zwischen 91/2 und 161/2° nördl. Br. aus. Die Senke des Tsadsees teilt ihn in zwei Hälften. Der Charakter des Gebietes ist im allgemeinen der einer hügeligen Landschaft, im W. sogar der einer Ebene, deren Schuttmassen einzelne Granit- und Sandsteinmassen durchbrechen. Das durchschnittlich 400–570 m hohe Hügelland erhebt sich zu größern Höhen im Dschebel Marra, dem Hauptgebirge Dar Furs (1830 m), im Mendif südlich vom Tsadsee (2000 m), im Saranda (2100 m) bei Jakubu und in den Genderebergen (3000 m) südlich von Jola.

Südlich der Einsenkung des Binuë- und Scharitales breitet sich das äquatoriale Zentralafrika im W. des mächtigen Seengebietes aus, das wesentlich mit dem Flußgebiete des Kongo zusammenfällt. In seinem nördlichen Teil durchschnittlich 800 m hoch, erreicht es in seinem zentralen, vom Kongo durchströmten Becken nur eine Durchschnittshöhe von 400 m. Den Westrand des Plateaus vom Golfe von Benin bis zur Mündung des Coanza bilden mit der Küste parallele Höhenzüge, die aber von der Coanza- bis zur Ogowemündung bogenförmig nach O. zurücktreten. Sie sind bis 1800 m hoch; im äußersten Nordwesten erhebt sich jedoch der isolierte vulkanische Gebirgsstock des Kamerun bis 4075 m.

Das ostafrikanische Hochland ist das höchste und massigste des Erdteils. In einer geschlossenen Zone von meist über 1000 m Höhe zieht es vom Nyassasee nach N. und erreicht erst bei Massaua das Meer. Zwischen Kilimandscharo und Kongo 1200 km breit, nimmt es nach S., noch mehr aber gegen N. ab. Das ostafrikanische Tafelland wird von zwei Steilrändern im O. und im W. begrenzt. Der östliche ist besonders scharf ausgeprägt in Abessinien, das von 200–800 m plötzlich zu 2000–3000 m aufsteigt. Das Hochland ist durch Bruchlinien zerstückelt, die in den beiden Hauptrichtungen NNW.-SSO. (erythräische Richtung) und SSW.-NNO. (Somalrichtung) auf weite Strecken durch das Land ziehen. Aus diesen Brüchen sind vulkanische Massen zu hohen Gipfeln aufgestiegen, von denen im Bereich des ostafrikanischen Grabens der Kenia 5600 m, der Kilimandscharo 6010 m, der Meruberg 4460 m, der Gurui 3473 m, der Rungwe 3100 m erreichen. Auch die Ränder des großen zentralafrikanischen Grabenbruches weisen bedeutende Erhebungen auf, den Kirunga, 3475 m, und den gewaltigen Gebirgsstock des Runsoro, über 5000 m Höhe. Aus einer Parallelspalte ist der 4280 m hohe Elgon (Masawa) emporgedrungen. Nach N. dacht sich das Hochland zum obern Nil, nach W. zum Kongobecken ab.

Das südafrikanische Tafelland, ein Fünftel Afrikas ausmachend, erstreckt sich vom tief eingeschnittenen Tale des Sambesi bis zur Südspitze Afrikas. Hier herrschen die Hochflächen von 1000–1200 m ü. M. vor, die terrassenartig und steil von den Küsten des Atlantischen und Indischen Ozeans aufsteigen. Von der Mündung des Oranjeflusses zieht sich rings um die Südspitze ein schmaler, niedriger Küstensaum, von dem zum Plateau des Hochlandes drei Randketten emporsteigen. Sie führen in ihren einzelnen Teilen verschiedene Namen. Gut ausgeprägt sind sie indes nur vom Olifant bis zum Sundayfluß. Die erste dieser Terrassen (80–100 m Höhe) trägt Berge von 1000–1500 m, die zweite, die Große Karru (s. Karru), ragt wie eine Festungsmauer empor und ist nur auf den schlundartig geöffneten Pässen zu erreichen. Ihre Kammhöhe beträgt 1200–1500 m, erreicht aber im Seven Weeks Poort 2325 m. Die dritte Stufe erscheint in ihrem westlichen Teile nur von der Südseite aus als Gebirge, dessen Charakter nach O. hin deutlicher ausgeprägt ist. Sie steigt im Kompaßberg zu 2440 m, im Champagne Castle und Mont-aux-Sources (Kathlambagebirge) zu 3160 m, bez. 3400 m, im Spitzkop und in der Mauchspitze bei Lydenburg zu 2220, bez. 2660 m und setzt sich bis zum Südufer des Limpopo fort. Westlich von diesen mächtigen Randgebirgen breitet sich das Hochland der Burenstaaten aus, das nach N. zu in das 1200–1500 m hohe Tafelland der Matabele übergeht. Nach N. zu fällt letzteres steil zum Sambesi ab, während nach der Küste zu weite Terrassen den Abstieg bilden. Das große Gasaland östlich vom Limpopo ist eine einzige weite Ebene. Nach W. senkt sich das Plateau zu dem abflußlosen Gebiete des Ngamibeckens, an das sich südlich die Kalahari (s. d.) anfügt. Im W. wird diese Einsenkung abgeschlossen durch den aufragenden Steilrand der afrikanischen Tafel, der vom Oranje bis gegen den Kunene zieht. Eine Terrassenbildung hat nur der nördliche Teil. Dort folgt auf eine die ganze Westküste entlang laufende, 50 km breite Küstenterrasse eine zweite von 600–700 m und eine dritte von 1100–1200 m mit einzelnen bedeutenden Erhebungen (Omotako 2300 m).

Die Inseln sind fast sämtlich gebirgig, meist auch vulkanischer Natur, so die im Atlantischen Ozean gelegenen; im Indischen Ozean sind sie häufig von Korallenriffen umsäumt, wie die Komoren, auf denen sich ein tätiger Vulkan von 2250 m Höhe befindet. Madagaskar wird von einem 1400 m hohen Tafellande durchzogen, das nach S. auf 1100–1200 m, nach N. auf 800–900 m herabsinkt, im Ankaratragebirge aber zu 2680 m aufsteigt. Die Maskarenen sind sämtlich vulkanisch, die Amiranten dagegen Koralleninseln. Die Küsteninseln tragen durchaus den Charakter des Festlandes, auch das im Dschebel Haggier (1419 m) gipfelnde Sokotora erscheint nur als eine Fortsetzung des öden Somallandes.

Flüsse und Seen.

Die klimatischen Verschiedenheiten in Verbindung mit dem Bau des Bodens bedingen in A. große Gegensätze in den hydrographischen Verhältnissen. Das Atlassystem gestattet nur die Bildung kleiner Küstenflüsse, wie Medjerda, Scheliff, Muluja, Sebu, Tensift, und zahlreicher wasserarmer Binnenflüsse, die teils in Salzsümpfen sich verlieren, teils, wie Wadi Draa und Sagiet el Hamra, den Ozean zuweilen erreichen. Im regenreichen Tropengürtel dagegen besitzt A. eine große Zahl mächtiger Ströme und ausgedehnter Binnenseen und steht an Wasserreichtum keinem andern Erdteil nach. Das Mittelmeer erreicht nur der Nil, während zahlreiche Flüsse in den Atlantischen und Indischen Ozean münden. Der Nil (s. d.) hat unter den Flüssen Afrikas mit 5900 km den längsten Lauf, sein Stromgebiet umfaßt 2,803,000 qkm. Das abessinische Hochland entwässert nach W. zum Nil, nach O. und SO. fließen Hawasch, der Webi Schebeli oder Doboi und der Dschubb, dieser mit einem Stromgebiet von 196,000 qkm. Vom Kenia kommt der Tana. vom Kilimandscharo der Pangani, letzterer, wie Wami, Rufu und Rufidschi, auf deutschem Gebiet, während der Rovuma (Stromgebiet 145,000 qkm) dessen Südgrenze bildet. Der bedeutendste Fluß der Ostküste ist der Sambesi, der ein Areal von 1,330,000 qkm entwässert, während der ihm parallel fließende Okavango, später Tioge und Botlele genannt, nach Durchfließung des Ngamisees in kleinen Seen und Sümpfen sich verliert. Die Ostküste erreicht der weit kleinere Sabi mit einem Delta, und weiter südlich führt der Limpopo oder Inhampura die Gewässer aus einem Stromgebiet von 400,000 qkm nahe zur Delagoabai. Vom Kranze des Kaphochlandes kommen nur Küstenflüsse, wie der Tugela in Natal, der Große Fischfluß im Kapland, während sich die auf dem innern Gehänge der Umwallung entspringenden Gewässer zum Oranjefluß (960,000 qkm) sammeln, der sich in den Atlantischen Ozean ergießt. Die Flußbetten von Deutsch-Südwestafrika führen als bloße Regenflüsse sehr selten Wasser, während der die Nordgrenze bildende Kunene (137,000 qkm) ständig Wasser enthält. Der Westküste strömen ferner zu der Coanza in Angola (149,000 qkm) sowie der mächtige Kongo, einer der Riesenströme der Erde, dessen Becken 3,960,000 qkm umschließt, und der eine Anzahl großer, meist schiffbarer Flüsse in sich aufnimmt. Die in den Golf von Guinea sich ergießenden Flüsse, wie der Ogowe und im deutschen Kamerungebiet Njong, Mbam, Kamerun, sind von weit geringerer Größe und Bedeutung. Der Niger aber, der in denselben Golf mündet, stellt sich mit einem Stromgebiet von 2,092,000 qkm als dritter den Riesenströmen Afrikas zur Seite. Dabei ist seine Wassermenge an der Deltamündung größer als die des Nils, doch bedeutend geringer als die des Kongo. Von den zahlreichen Küstenflüssen der Guineaküste sind der Volta und der Comoe die bedeutendsten. Die Quellen des Rio Grande, Gambia und Senegal befinden sich in geringer Entfernung voneinander. Fast sämtliche Flüsse sind nur streckenweise schiffbar, da Stromschnellen ihren Lauf wiederholt unterbrechen. Am günstigsten gestellt sind Niger und Kongo; bei letzterm liegt die Sperre unweit der Mündung.

Seen. Das ostafrikanische Tafelland enthält zahlreiche Seen und Sümpfe, letztere vielfach als Reste schrumpfender, abflußloser Seen, wie den Schirwa- oder Kilwasee im O. des Schire, den Rikwasee, den Bangweolosee, den Manjarasee, den Natronsee und den Stefaniesee. Vulkanischen Ursprungs sind die meisten ostabessinischen Seen und der Jipesee am Kilimandscharo, andre liegen in langen Grabenversenkungen, wie der Nyassa, Tanganjika, Kiwu, Albert Edward- und Albertsee. Die Meereshöhe beträgt bei dem Tanasee in Abessinien 1755 m, dem Naiwäscha 1860 m, Victoria Niansa 1190 m, Albertsee 680 m, Albert Edwardsee 900 m, Tanganjika 814 m, Rikwa 800 m, Nyassa 520 m. An Größe überragt der Victoria Niansa mit 68,000 qkm Fläche alle andern; auf ihn folgen der Tanganjika mit 40,000 qkm, der Nyassa mit 27,000 qkm, der Rudolfsee mit 9000 qkm, der Moero mit 5200 qkm, der Albertsee mit 4500 qkm, der Tana- und Albert Edwardsee mit je 2980 qkm. Die meisten der ostafrikanischen Seen sind von Flüssen durchzogen, der Nyassa selbst ist der Quellsee des Schire, während der Tanganjika durch den Lukuga zuzeiten zum Kongo entwässert. Abflußlos sind der Rudolfsee und die übrigen in dem Graben südlich davon liegenden kleinern Seen. Im nördlichen Tieflande liegt in 244 m Meereshöhe der flache Tsadsee. bei Niedrigwasser 27,000 qkm, bei Hochwasser das Doppelte betragend. Östlich davon in Wadai liegt die große Fitri-Lagune und südöstlich von dieser in Bagirmi die Iro-Lagune. Dem Kongogebiet gehören der Mantumbasee und der Leopold II.-See an. In Südafrika finden wir nur seichte Becken, wie den Ngami- und Soasee, ähnliche Bildungen auch im O. des abessinischen Hochlandes, wie Kamina- oder Buturlinesee, Hoga- und Dembalsee, Assal- und Ab Hebaddsee u.a. In Nordafrika zieht sich in Algerien und Tunis die Kette der Schotts hin.

Von dem Gesamtareal Afrikas entfallen auf das Zuflußgebiet des Atlantischen Ozeans 10,541,000 qkm (36,05 Proz.), auf das des Mittelländischen Meeres 4,351,000 qkm (14,88 Proz.), auf das des Indischen Ozeans 5,403,000 qkm (18,48 Proz.) und auf das abflußlose Gebiet 8,940,000 qkm (30,59 Proz.).

Geognostische Beschaffenheit.

Die geologische Durchforschung Afrikas hat mit der topographischen Aufnahme nicht gleichen Schritt gehalten. Immerhin lassen die gewonnenen Ergebnisse die Grundzüge des Bodenbaues erkennen, sie zeigen vor allem den Gegensatz zwischen dem erdgeschichtlich jungen Fällungsgebirge des Atlassystems und dem alten starren Rumpf Südafrikas, der seit dem Ausgang des Paläozoikums eine Störung durch Faltenbildung nicht mehr erlitten hat. Erst in jüngerer Zeit sind beide Teile zusammengewachsen.

Das Atlasgebiet (s. Atlas) besitzt enge Beziehungen zu den in der Tertiärzeit gebildeten europäischen Faltungsbögen, zur bätischen Kordillere und dem Appennin. Der Innenrand des Atlasbogens wird bezeichnet durch eine Reihe vulkanischer Bildungen von der tunesischen Insel Galita bis zu den Chafarinasinseln im W., Basalte, Trachyte und Phonolithe, die einen Teil des kabylischen Berglandes bei Dellys aufbauen. An diese schließt sich ein archäisches und altpaläozoisches Gebirge aus alten Schiefern, Gneis und Granit, das nahe der Küste bis zur Straße von Gibraltar verläuft. Als dritte Zone folgen rote Sandsteine und Konglomerate des Karbon und Perm und als vierte Zone bis zur Sahara, wo das Gebirge mit einem Steilrand abbricht, erheben sich die stark gefalteten Ketten des Kreidekalkgebirges, die im S. von Oran durch Gebirge des Jura ersetzt werden. Zwischen den Faltensätteln sind ausgedehnte tertiäre Bildungen, eocäne Nummulitenkalke wie auch jüngere Tertiärschichten zur Ablagerung gelangt. Der Parallelismus der Streichrichtung ONO.-WSW. kommt auch in vielen Längstälern zum Ausdruck. Das Atlasgebiet hat mannigfache Erzlagerstätten, liefert schönen Marmor und ist reich an Steinsalz. Ansehnliche Schwefelablagerungen wurden wohl durch schwefelwasserstoffreiche Quellen erzeugt, und noch heute besitzt Algerien in den Hamm am Meskutim Thermen (95°), die zu den heißesten der Erde gehören.

Das nordafrikanische Wüstenplateau beginnt südlich vom Atlas und erstreckt sich von der atlantischen Küste bis zum tiefen Grabeneinbruch des Roten Meeres. Eigentümlich ist für das Wüstengebiet die horizontale Lagerung mächtiger paläozoischer Schichtenreihen über aufgerichtetem kristallinischen Grundgebirge sowie das übergreifende Auftreten der ebenfalls horizontal gelagerten mittlern Kreideformation über beiden. Permische, triadische und jurassische Sedimente fehlen vollständig. Das kristallinische Grundgebirge, aus Gneis, Glimmerschiefer, Chloritschiefer in Verbindung mit Granit, Syenit, Diorit und rotem Porphyr bestehend, setzt den arabischen Gebirgszug an der Küste des Roten Meeres zusammen und zieht sich in wechselnder Breite bis in die Gegend von Berber. Auch an vielen Orten der Sahara wird die Sedimentdecke vom Grundgebirge, meist Granit, durchbrochen; so tritt in Adrar und Schinghit Granit unter salzführendem Sandsteingebirge hervor, und ähnlich scheint das östlich gelegene Hochland Wadân gebaut zu sein. Sandsteine, unterlagert von Kalken und untergeordneten Tonschiefern, in denen Lenz bei Tenduf Kohlenkalk-Petrefakten auffand, sind hier die herrschenden Gesteine; sie schließen nicht selten Steinsalzlager ein, so besonders ein wichtiges Lager in der großen Einsenkung El Dschuf (»Leib der Wüste«), welches das reine, wenn auch schwarz gefärbte Kristallsalz von Taudeni liefert. Devonische Meeresfossilien und Steinkohlenpflanzen sind aus der Gegend von Mursuk, Rhat und südlich von Temassium bekannt; hier sind neben mehr untergeordneten Kalksteinen (bei Mursuk) und Tonen mit Steinsalz (bei Mosen) schwarze Sandsteine verbreitet, die im Hochlande von Tibesti und in Borku auf buntem Marmor liegen; das Devon erstreckt sich von hier aus bis nach der dürren Tintümnawüste, die sich über der Kalksteinplatte von Kanem erhebt, sowie bis nach Bagirmi östlich und Sokoto westlich vom Tsadsee, dessen Ufer von jungen Süßwasserkalken umsäumt werden.

In Dar Für und Kordofan treten neben Graniten und Gangquarziten Gneise und kristallinische Schiefergesteine und in den ausgedehntern Berggebieten auch Phyllite und körnige Kalke auf. Die Schichten sind überall stark disloziert und steil ausgerichtet. Zwischen einzelnen Berggruppen, den Resten eines abgetragenen mächtigen Faltengebirges, dehnt sich eine weite Ebene aus schwarzem, stark tonigem Boden aus.

Während sich das Verbreitungsgebiet der paläozoischen Ablagerungen von W. nach O. hin verschmälert, verhalten sich die Sedimente der Kreide umgekehrt. Vom Südrande des algerischen Atlas fallen cenomane, turone und senone Kreideschichten mit etwa 40° nach der Wüste hin ein, nehmen dort eine horizontale Lage an und verbreiten sich nach S. in das steinige Wüstenplateau der Hamadas, wo der schwarze devonische Sandstein unter ihnen hervortritt. Die größte Fläche bedecken Turon und Senon, beide von der gleichen Entwickelung wie im südlichen Algerien; Cenoman erscheint unter der jüngern Kreide nur als ein schmaler Saum im S. und in der Gegend von Tripolis, wo die von dem Phonolithkegel des Takul überragten Ghurianberge ganz aus Kreide bestehen, tritt aber recht ausgedehnt weiter im O. auf als eine mächtige Folge von Sandsteinen mit verkieselten Stämmen, als der sogen. Nubische Sandstein. Von Esneh reicht er 10 Breitengrade südwärts bis Chartum, wo sich das Grundgebirge unter ihm hervorhebt. Seine Hauptverbreitung fällt auf das linke Nilufer; nur in einzelnen Lappen greift er auch auf das rechtsseitige Gebiet über, und am arabischen Gebirge zieht er sich in schmalem Saume nordwärts. Über dem Cenoman folgen in konzentrischen Bogen, immer mehr dem Nildelta sich nähernd, die Schichten der obern Kreide und von Siut bis zum Mokattam die des eocänen Nummulitenkalkes. Die niedern Plateaus der Landenge von Suez setzt dann ein miocäner, versteinerungsarmer Sandstein zusammen und die Küste als jüngstes marines Gestein der Meereskalkstein, dessen Bildung noch fortdauert. Die Talsohle des Nils und die weite Ebene Unterägyptens ist vom Nilschlamm bedeckt, einem dunkel aschgrauen Lehm, reich an Salzen und organischen Stoffen. Mit Ausnahme der Nilalluvien lassen sich die genannten Bildungen auch nach O. und W. bis in die Wüste verfolgen. Nur der Nummulitenkalk fehlt an der Seite des Roten Meeres gänzlich, und jüngeres Tertiärgebirge mit Schwefelablagerungen und der Korallenkalk der Küste folgen dort unmittelbar auf die Kreide. In der Libyschen Wüste reicht die Nordgrenze des Sandsteins bis zur Oase von Dachel, östlich von Theben, nördlich davon der Kreidekalkstein bis zur Kleinen Oase; dann folgt, wie im Niltal, der Nummulitenkalk und diesem (in der Oase Siwa) Gips und Steinsalz führender Ton und ein jüngerer Tertiärkalk. Die Natronseen der Makariuswüste gehören der Zone des Tertiärgebirges über dem Nummulitenkalk an. Dieser selbst reicht noch nach Barka hinüber, dann tritt er erst in Algerien wieder auf; aus dem Innern Afrikas ist er bisher noch nicht bekannt. Nach alledem erscheint die Wüste nicht als ein einförmiger Sandozean, sie baut sich vielmehr aus einer Reihe von terrassenförmig übereinander aufsteigenden Plateaus auf, die im N. vorherrschend aus Kalkstein, im S. aus Sandsteinen gebildet sind, und über die sich granitische Gebirge erheben, hier und da (in Tripolis und im W., in Adrar und Schinghit) durchbrochen von phonolithischen, basaltischen und trachytischen Gesteinen. Die stetig wirkende Verwitterung der Gesteine liefert losen Sand, den die Winde in die Niederungen zusammentreiben und zu Dünenreihen aufgehäuft haben. Bei der Regenarmut dieser Zone entstehen so jene furchtbar dürren, glühenden Hochebenen, die Hamadas, und zwischen ihnen glühend heiße Niederungen; nur, wo in den Tälern und Talkesseln die Unterlagen, auf denen sich das Wasser sammelt, zu Tage treten, gibt es natürliche Quellen.

Im südlichen A. (s. die geologische Karte bei Art. »Kapkolonie«) treten Granit und kristallinische Schiefer, zusammen hängend im O. und W., vereinzelt an der Südküste, als Unterlage einer mächtigen Schichtenfolge von Sedimenten der Kapformation auf; ihr der Küste paralleler konzentrischer Verlauf bewirkt das terrassenförmige Ansteigen des Kaplandes. Die meist marinen Bildungen, Sandsteine, Schiefer und Kalke, von devonischem bis karbonischem Alter, sind im S. stark gefaltet, weiter nördlich dagegen horizontal gelagert. Darüber liegen ungestört die Bildungen der Karruformation, Sandsteine, Schiefertone und Konglomerate, die etwa vom Karbon bis zur obern Trias abgelagert worden sind und weite Tafelflächen bilden. An der Basis der Karrooformation liegen die oberkarbonischen, an 400 m mächtigen Eccaschichten, die, wie die gleichalterigen Talchirschichten Vorderindiens (vgl. Asien), aus graublauen Tonen mit eingebetteten größern Blöcken und Geröllen von Granit, Gneis, Quarzit und Tonschiefer bestehen und jedenfalls eine Glazialbildung darstellen. Die jüngern Stufen der Karrooformation, die sich bis nach Deutsch-Ostafrika fortsetzen, wo sie im N. des Nyassasees und auch im Küstengebiet auftreten, entsprechen der permischen und triadischen Formation und enthalten eine an die untern Gondwanaschichten Indiens erinnernde Flora und Fauna, aber niemals marine Organismen. Mächtige, ausgedehnte Lager und Decken von Eruptivgesteinen (Porphyr, Melaphyr, Diabas) sind der Karrooformation eingeschaltet. Bemerkenswert sind, besonders in dem vom Vaalfluß durchströmten Griqualand, die eigentümlichen, mit granitartigem Grus und serpentinähnlichen Tuffmassen angefüllten kraterähnlichen Vertiefungen, die wegen ihres Gehalts an Diamanten vielfach durchsucht worden sind.

Auch nördlich vom Oranjefluß, im Becken des Sambesi und bis zu den großen Äquatorialseen, ja bis zum Lande der Somal und auf der Insel Sokotora, ebenso am obern Kongo, am untern Niger und selbst noch in dem Gebirgslande von Oberguinea und Senegambien treffen die Reisenden allenthalben auf Granit und kristallinische Schiefer, z. T. überlagert von horizontal geschichteten Sandsteinen, die meist den Sandsteinen der Karrooformation nahezustehen scheinen.

Meeresbildungen jüngern Alters als Trias begleiten mehrfach als Saum die Küste, greifen aber auch transgredierend mit Schichten des Dogger und Malm tiefer in das Land hinein. Dem Jura entsprechen marine Ablagerungen an der Küste von Mosambik, im Küstengebiet von Deutsch-Ostafrika und bei Mombas im O.; ebenda finden sich auch als Neokom erkannte Kreidesedimente und über diesen oberkretazeische Bildungen, die Makondeschichten, deren Ablagerung im Cenoman begann. Zum Neokom werden auch die sogen. Uitenhage-Series in der Algoabai gestellt, in denen Schichten mit Landpflanzen und solche mit Meereskonchylien wechseln; als Gault oder Cenoman gelten die nur 8–10 m ü. M. gelegenen fossilreichen Sandsteinbänke von den Eloby-Inseln in der Coriscobucht und Ablagerungen bei Mossamedes sowie vereinzelte Vorkommnisse an der Küste von Natal. Nicht sicher bestimmt sind ähnliche Ablagerungen an der Küste von Senegambien. Aber auch jungtertiäre und quartäre marine Ablagerungen sind von vielen Stellen am Strande des Festlandes bekannt geworden; so besitzen im S. von Deutsch-Ostafrika die sogen. Mikindanischichten eine große, weit binnenwärts reichende Verbreitung. Von jüngern Ablagerungen im Innern des Landes sind besonders die Süßwasserkalke aus der Umgebung der großen Seen, vom mittlern Sambesi und aus der Kalahariwüste, ferner die Alluvien der Flüsse wegen ihrer oft enormen horizontalen Verbreitung, dann aber auch die Lateritbildungen, d.h. unter dem Einfluß des tropischen Klimas entstandene eisenreiche tonige Zersetzungsprodukte der verschiedenartigsten Gesteine, zu erwähnen.

An dem Aufbau von A. beteiligen sich ferner jungeruptive Gesteine. Man kennt solche aus den westlichen Küstenländern, von Mossamedes und namentlich von Oberguinea in großer Ausdehnung; auch von Senegambien und aus der westlichen Sahara (Hochland von Adrar) werden Basalte und Trachyte erwähnt. Im Golfe von Biafra, auf Fernando Po und Sao Thomé erheben sich auf granitischer Basis Basalte und Trachyte zu ansehnlichen Bergen; auch das Kamerungebirge besteht aus Basalt. Weiter im Innern enthält das Adamáuamassiv jungeruptive Gesteine. Ferner finden sich Basalte und Trachyte, z. T. in obsidianartiger Ausbildung, am Kilimandscharo, am Kenia und am Nordende des Nyassa und Tanganjika, vor allem aber in Abessinien, wo alttertiäre vulkanische Massen gewaltige Lavafelder geliefert haben. Jünger sind die doleritischen und trachytischen, von Obsidian und Bimsstein begleiteten Laven an den Gehängen des östlichen Randgebirges und im Küstenlande südlich von Massaua bis zum Äquator. In diesem liegen zahlreiche Vulkankegel; einer von ihnen, der Vulkan von Erteadi an der Danakilküste, war 1861 noch tätig. Auch im Innern des Kontinents ist die vulkanische Tätigkeit keineswegs abgeschlossen, aus den Bruchspalten im O. haben sich im N. des Tanganjika die Virungavulkane erhoben, und auch das Land um den Südabschnitt des Rudolfsees weist rezente Ausbrüche auf. Auf frühere vulkanische Tätigkeit deuten auch die heißen Quellen, besonders Schwefelquellen, im Damaraland, in Natal, Transvaal, bei Tete und bei Tanga. Ebenso wie A. der bereits in der Tertiärzeit begonnenen vulkanischen Tätigkeit seine höchsten Höhen im O. und W. verdankt, so sind auch die meisten seiner Inseln vulkanischen Ursprungs. Auch die große Insel Madagaskar, die vorherrschend aus Granit und Gneis besteht, an der Westküste aber auch jurassische und tertiäre Meeresablagerungen besitzt, enthält in großer Ausdehnung basaltische Gesteine und trägt in ihrem nordwestlichen Teile noch vier tätige Vulkane. Die Maskarenen und die meisten Inseln des Atlantischen Ozeans sind vulkanischer Entstehung. Eingehender untersucht sind von den Atlantischen Inseln namentlich die Azoren mit noch tätigen Kratern auf den Inseln San Miguel, Fayal u.a., sowie die Kanaren, unter den letztern insbes. Tenerife mit dem mächtigen Pik, Gran Canaria, Fuerteventura, Lanzarote und Palma mit der berühmten Caldera und dem Baranco, ausgezeichnet durch einen Kern von alten Eruptivgesteinen.

Werfen wir nach den gegebenen Tatsachen einen Rückblick auf die geologische Entwickelungsgeschichte Afrikas, so finden wir eine auffallend große Verbreitung des Urgebirges, der kristallinischen Schiefer und des Granits, und wir dürfen wohl annehmen, daß zur Zeit der Bildung des Übergangsgebirges große Teile Afrikas als Urgebirasinseln über dem Meer hervorragten, in deren Umkreis sich die paläozoischen Gesteine ablagerten. Aber schon mit dem Ende des jüngern Paläozoikums bildete sich ein großes zusammenhängen des Festland (Indoafrika) heraus, das z. T. niemals wieder vom Meere bedeckt wurde. In Südafrika begleitete eine der großartigsten Porphyreruptionen diese Hebung. Die Flora des Steinkohlengebirges siedelte sich auf dem neuen Festland an, und in einer spätern Zeit folgte eine Fauna z. T. riesiger Reptilien im S., ebenso isoliert von der Reptilienwelt Europas, wie es damals der afrikanische Kontinent war. Eine lange Zeit der Ruhe scheint gefolgt zu sein. Erst mit dem Lias, als etwa die Bildung des heutigen Indischen Ozeans ihren Anfang nahm, beginnt eine Zeit der Senkung; sie betraf, abgesehen von der tiefern Einsenkung des Indischen Ozeans, anfänglich nur den äußersten gegenwärtigen Küstensaum im NW.; vom Ende der jurassischen Zeit an finden wir aber den ganzen Norden in Senkung begriffen, so daß die jüngern Glieder der Kreide weit tiefer nach S. reichen als die ältern. Im O. erhob sich damals das Arabische Gebirge als weit nach N. vorspringende Halbinsel mit zahlreichen tiefen Fjorden, in die das Kreidemeer eindrang. Daß auch der Süden und Osten Afrikas gleichzeitig eine Senkung erfuhr, beweist die Umsäumung der Küste durch einen schmalen, wenn auch stellenweise unterbrochenen Streifen von marinen Gebilden. Die Beschränkung des Nummulitengebirges auf das Küstenland des Atlas, auf Barka und das nördliche Ägypten deutet auf eine der Senkung folgende neue Hebung, die schließlich mit der Ausfaltung des Atlassystems ihren Höhepunkt erreichte. Die nun beginnende Zeit der trachytischen und basaltischen Eruptionen war für A. eine Zeit großartiger, aber partieller Hebungen und Senkungen, in deren Folge das Meer wieder in viele Buchten von N. her eindrang, so in Algerien. Zu gleicher Zeit erlangten die Süßwasserseen im Innern des Südens wie des Nordens ihren größten Umfang und setzten sich die Süßwasserkalke ab, in deren Mitte wir gegenwärtig die Seen finden. Etwa am Ende der Tertiärzeit war Afrikas Gestalt in ihrem gegenwärtigen Umriß vollendet, wenn auch im N. und O. das langsame Ansteigen des Kontinents noch fortdauerte. Später erst entstand neben andern ausgedehnten Bruchbildungen die Grabenversenkung des Roten Meeres und damit der fast vollständige Abschluß gegen Asien. An der Küste Ostafrikas wechseln säkulare Hebungen und Senkungen, wie die Korallenbildungen unter anderm zeigen, in historischer Zeit erfolgte eine positive Strandverschiebung.

[Nutzbare Mineralien.] An mineralischen Schätzen ist A. nicht arm. Es finden sich Diamanten im Kapland (Kimberley), Smaragde in den Zubarabergen am Roten Meere, Tigeraugen am Oranjefluß und sonstige Edelsteine in Zentralafrika und Madagaskar. Gold ist bekannt aus Westafrika, wo es in den Alluvien an der Goldküste, vor allem aber in den durch ihre Goldwäschereien weitberühmten Ländern Bambuk und Bure gewonnen wird, aus Damara- und Namaqualand, aus Südafrika (Natal, Witwatersrand und andre Gebiete in Transvaal) und Sofala, wo die Goldgewinnung jetzt durchschnittlich jährlich 5 Mill. Mk. beträgt, aus Kordofan und aus Abessinien. Silber und Kupfer finden sich besonders in Südwestafrika, nördlich und südlich vom Oranjefluß, Kupfer in Dar Fertit und El Hofra südlich von Dar Für, in Kordofan und in Marokko, Blei und Zink in Algerien, Eisen fast im ganzen Erdteil, namentlich bei den Batoka am Sambesi, sowie rings um die großen Seen und in Usanga an der Ostküste, auch im Berglande der Bari (Magneteisenlager in den kristallinischen Schiefern). Steinkohle wird im Kapland ausgebeutet; auch bei Pieter-Maritzburg in Natal, bei Tete am Sambesi und am Nordende des Nyassasees hat man Kohlenflöze erschlossen. Steinsalz kommt außer an den bereits genannten Stellen im S. von Marokko und sonst noch vielfach in der Sahara, in den Nilländern und Abessinien. in Angola, in Benguella, am Sambesi, in den Salzpfannen Südafrikas sowie in Madagaskar vor. Marmor wird in ausgezeichneten Varietäten in Algerien und Tunis, Alabaster in Ägypten gewonnen. Vortreffliche Bausteine sind der Nummulitenkalk, aus dem die Pyramiden von Gizeh gebaut sind, und der nubische Sandstein (s. oben, S. 137), der in der Talenge von Edfu das Material für die Bauten Oberägyptens geliefert hat. Vgl. die Karte »Vorkommen der nutzbaren Mineralien in Südafrika« bei Artikel »Kapkolonie«.

Klima.

A. ist ein ausgesprochen tropischer Erdteil, fast ganz beherrscht von den Passaten beider Hemisphären. Nur die nördlichsten und südlichsten Gebietsteile reichen noch in die subtropische Zone hinein. Der Regenreichtum in der Äquatorialzone zwischen den beiden Passaten, die Regenarmut in den Passatgebieten wie auch in den subtropischen Zonen, der feuchte, an Wald und Weideplätzen reiche Sudân und die ausgedehnten Wüsten und Steppen des Nordens und Südens stehen miteinander in schroffem Gegensatz. Im Winter ist der niedrigste Luftdruck an der Guineaküste etwas nördlich vom Äquator zu suchen, daher Nordostwinde über der Sahara und dem Sudân; im Sommer liegt der niedrigste Luftdruck an der Südgrenze der Sahara, daher die Feuchtigkeit des Sudân und die Regenarmut der Sahara. Die Regen wandern in A. mit der Sonne von N. nach S. und wieder zurück von S. nach N., so daß wir in den äquatorialen Gegenden Gebiete mit doppelter Regenzeit innerhalb des Jahres antreffen. Der Wärmeäquator mit 27,5° mittlerer Jahrestemperatur läuft etwa 5° nördlich vom Äquator hin. Im Atlasgebiet erfolgen allwinterlich Schneefälle, in Abessinien meist nur in der Höhenlage über 2500 m und im übrigen A. ausschließlich auf den höchsten Berggipfeln. Ewiger Schnee und Gletscherbildung sind auf die höchsten Berge Kenia, Kilimandscharo und Runsoro beschränkt. In den Tropen trifft der Frost in die trockne Zeit; aber im Großnamaland ist dickes Eis vom Mai bis Juli häufig, ebenso kommt auf dem Plateau des Damaralandes bis zum Tschobe, selbst auf der Ebene noch Frost vor. Im Innern des Kaplandes treten ebenfalls oft heftiger Frost und Schnee ein. Vgl. die »Temperaturkarte« bei Art. »Lufttemperatur«, mit Textblatt.

1) Tropisches Westafrika. In Senegambien und Sierra Leone gibt es nur zwei Jahreszeiten: die trockne, frisch, angenehm und gesund, insbes. an der Küste, und die nasse, unerträglich und ungesund für den Europäer. Nach dem Äquator hin nimmt die Regenhäufigkeit (ebenso die Gewitterhäufigkeit) und die Regenmenge rasch zu (St. Louis 422 mm, Sierra Leone 4300 mm). Während der ganzen Dauer der Regenzeit gewährt Senegambien einen gleichförmigen Anblick in jeder Hinsicht. Die mittlere Temperatur ist überall sehr nahe bei 27°, die Schwankungen sind sehr gering. Die Luft ist nahezu konstant mit Feuchtigkeit gesättigt. Die Regen fallen im Überfluß, und die Flüsse überschwemmen die Niederungen. Die Gewitter sind zahlreich, die Vegetation ist im Maximum ihrer Kraft. Mäßige, an der Küste frische Winde, mit Windstillen wechselnd, wehen aus westlicher Richtung. Mit der Herrschaft des Nordostpassats tritt die trockne Jahreszeit ein, wobei die Temperatur unter dem Einfluß östlicher Winde im Innern rasch, an der Küste langsam ihren höchsten Stand erreicht. Die mittlere Jahreswärme beträgt in St. Louis 23,4, in Podor 28,1, in Mediné 28,7 und in Bafulabe 27,6°; von Dezember bis Juni ist das Land sonnendurchglüht, Mitteltemperatur des heißesten Monats (April) in Mediné 33,5°. Die Temperaturschwankungen nehmen nach O. hin stark zu, Maxima über 40° sind im Innern häufig. Als Extreme wurden beobachtet in St. Louis 8 und 45°. Das Klima von Ober- und Niederguinea steht unter der Herrschaft der Südwinde, die im südhemisphärischen Winter am lebhaftesten wehen. Landwinde sind von Januar bis Mai am häufigsten. Als Jahresextreme sind hier durchschnittlich 15 oder 37° zu erwarten; am wärmsten sind April und Dezember, am kühlsten August und September. (Jahresmittel: Misahöhe [470 m] 25,7, Lagos 26,6, Akassa 25,5, Kamerun 25,2, Baliburg [1340 m] 18,0, Gabun 24,5, Loanda 23,6°; Regenhöhe: Misahöhe 1638, Lagos 1760, Akassa 3655, Kamerun 4016, Baliburg 2743, Gabun 2272, Loanda 320 mm). Sehr hohe Niederschläge weist der Westfuß des Kamerunberges auf, dort Bibundi mit 10,485 mm (1897) der regenreichste Ort Afrikas. Die Küstengebiete des Golfes von Guinea haben zwei Regenzeiten, indem beim niedrigsten nördlichen Sonnenstand in der Regel eine Unterbrechung der Regenzeit eintritt. Südlich vom Äquator ist die Küste unter dem Einfluß der andauernden Südwestwinde und des kalten Meeresstromes regenarm, teilweise fast regenlos. Eine bemerkenswerte Eigentümlichkeit des Klimas ist der Harmattan, ein sehr trockner, seinen Staub mit sich führender Ostwind, der von November bis März auftritt. Die tropischen Sommerregen werden durch die Kalahariwüste von den Winterregen des Kaplandes getrennt.

2) Das Klima des tropischen Ostafrika unterscheidet sich von dem der Westküste durch höhere Wärme (welcher Gegensatz sich nach S. hin noch stetig verschärft) und durch den Regenreichtum, der besonders durch den Südostpassat, der von den warmen Meeresströmungen reichlich Wasserdampf erhält, bedingt wird. Ein Gebiet extremer Erwärmung bilden die südlichen Küsten des Roten Meeres. (Mitteltemperaturen und Regenhöhe: Massaua 30,3°222 mm, Gondar 19°1125 mm. Sansibar 26,3°1623 mm, Marangu [1560 m] 17° 1100 mm, Tanganjikasee 24,8°1268 mm.) Auf der ganzen Ostseite Afrikas bis zur Südspitze und im Innern bis gegen die Westküste herrschen Sommerregen. An der Küste von Massaua zeigt sich eine doppelte Regenzeit, von Ende November bis April und von Mitte Juni bis Ende August, wobei der Juli außerordentlich gewitterreich ist. Auf den nördlichen Hochebenen Abessiniens beginnen die Regen im Juli und dauern bis Oktober. Gewitter und Hagelfall sind häufig. In Abessinien sind während der Regenzeit die Flußtäler überschwemmt und alle Verbindungen unterbrochen. Die südlichen Hochebenen haben zwei Regenzeiten: vom Juli bis September und im Februar und März. Auch im Somallande gibt es eine doppelte Regenzeit, im allgemeinen vom April bis Juli und vom Oktober bis Dezember. In Sansibar fallen die größern Regenmengen vom März bis Mai, die kleinern vom Oktober bis Dezember; fast regenlos ist der September. Weiter nach S. hin nimmt die Regenzeit immer mehr ab, wobei die Jahressumme geringer wird.

3) Nordafrika. Nördlich vom Sudân liegt die umfangreichste Wüste unsrer Erde, die Sahara. An der Nordgrenze derselben liegt im Winter relativ hoher Luftdruck, daher ein Abfließen der trocknen Luft nach Innerafrika. Im Sommer liegt hoher Luftdruck auf dem Mittelmeer und dem Atlantischen Ozean, niedriger an der Nordgrenze des Sudân, daher sind nördliche und nordöstliche Winde vorherrschend, die ursprünglich feucht sind, aber rasch sich vom Sättigungspunkt entfernen, da sie in wärmere, trockne Gegenden hineinwehen. Zuweilen, insbes. im Frühjahr, wehen in der Sahara auch südliche Winde, die, wenn sie stark auftreten, an den Ufern des Mittelmeeres hohe Wärme und Trockenheit bringen. Die Oberfläche des Wüstenbodens kann sich über 70° erwärmen. Völlige Regenlosigkeit dürfte auch in der Sahara nicht herrschen. Die höchste Temperatur der Sahara liegt wahrscheinlich nördlich vom Wendekreis, wobei Extreme vorkommen dürften, die über 50° liegen. Das Klima Ägyptens bildet den Übergang von der Sahara zu den Mittelmeerländern. Charakteristisch für das Klima der an das Mittelmeer stoßenden Länder sind regenarme Sommer und Beschränkung der Niederschläge auf den Winter oder Frühling und Herbst. Die regenlose Zeit dauert in Alexandria nahezu 8 Monate (April bis Mitte Oktober), auf Madeira (Mitte Mai bis Mitte Oktober) und an der algerischen Küste nur 5 Monate, an der marokkanischen Küste aber 6–7 Monate. Die Regenmengen nehmen von N. nach S. und im ganzen auch nach W. hin ab. Im allgemeinen sind die Regenmengen verhältnismäßig gering. Bemerkenswert sind die Wüstenwinde Nordafrikas, Samum, in Ägypten Chamsin genannt, die schwere Staub- und Sandwolken aufheben und die Temperatur bis 50° und darüber erhöhen.

4) Südafrika zeigt hinsichtlich seines Klimas einen Gegensatz zwischen W. und O. Der Westen ist (wegen der kalten Meeresströmung) kalt, der Osten (wegen der warmen Meeresströmung) warm, im W. ist der Sommer trocken, der Winter feucht, nach O. hin werden die Sommerregen vorherrschend, im W. größte Bewölkung im Winter, kleinste im Sommer, im O. umgekehrt. Während an der Südküste die Temperatur nicht unter den Gefrierpunkt sinkt, kommen im Innern starke Fröste vor. Die Regenmengen sind meistens gering (Jahressummen: Kaplandküste 36, Südkaplandküste 48, Kapland-Osten 65, Namaqua 22, Natal 94, Inneres etwa 40 cm) Vgl. Dove, Das Klima des außertropischen Südafrika mit Berücksichtigung der geographischen und wirtschaftlichen Beziehungen (Götting. 1888).

Pflanzenwelt.

Die Pflanzenwelt Afrikas gliedert sich in fünf Vegetationsgürtel: 1) die Zone immergrüner Gehölze Nordafrikas, die von der atlantischen und der Mittelmeerflora beherrscht wird; 2) der nördliche Wüsten- und Steppengürtel in der Sahara, der Libyschen und Nubischen Wüste sowie in Kordofan und den Somalländern; 3) das tropische Gebiet mit Regenwäldern und Savannen, nördlich und südlich vom Äquator (etwa bis zum 17.° nördl. Br. und bis zum 24.° südl. Br.); 4) das südliche Wüsten und Steppengebiet in Südafrika; 5) die südliche Zone immergrüner Gehölze im Kapland.

Das nordwestliche A. mit den Azoren, Madeira und den Kanaren ist der Sitz einer ausgeprägten atlantischen Flora mit immergrünen Erikazeensträuchern; einzelne Bestandteile der Vegetation, wie Tamarisken, fleischige Euphorbien und eine Dattelpalmenart (Phoenix Jubae), erweisen jedoch deutlich den Zusammenhang mit der übrigen Flora Afrikas. Auch in Marokko und Algerien herrscht noch der atlantische Charakter, doch treten hier mehr und mehr Elemente der Mittelmeerflora (s. d.) auf, in dem z. B. in den niedrigern Teilen Algeriens Bestände von Oliven, Korkeichen und Zwergpalmen tonangebend werden; von Nadelhölzern sind die Aleppokiefern und eine Zedernart (Cedrus atlantica), die bis 1900 m aufsteigt, am meisten bemerkenswert. Auf den Großen Atlas geht kein einziges Charaktergewächs Madeiras und der Kanaren über; ein Kranz verkümmerter Eichen bildet hier bei 2400–2700 m Höhe die Baumgrenze, über welcher sich alpine Formationen mit vielfachen europäischen Anklängen entwickeln. In der Steppenregion herrschen hartblätterige Steppengräser, darunter die als Halfa ausgeführte Stipa tenacissima. Wermutarten und Salzpflanzen (Salsoleen). Weiter östlich tragen die Kyrenaika und der nördliche Küstensaum Ägyptens noch die immergrünen Busch bestände der Mittelmeerflora, während die Ufer des Nils eine langgestreckte Kulturoase inmitten der Wüste darstellen.

Klimatisch bildet die Wüstenzone Afrikas den westlichen Abschnitt des regenarmen Gebietes, das sich von der Sahara über Arabien bis zum Judus erstreckt; auch floristisch besteht zwischen den asiatischen und afrikanischen Teilen dieses Gebietes ein naher Zusammenhang. Ausgedehnte, ganz vegetationslose Strecken finden sich in der Sahara auf felsigem, mit Geröll bedecktem Boden oder auf Flugsand; in den Salzwüsten fehlen wenigstens Halophyten selten. Im übrigen entwickelt sich in den trocknen Flußbetten (Wadis) und den Oasen eine mannigfaltige Pflanzendecke; besonders an den Rändern der Talsohlen treten nicht selten heckenartige Bestände von Astragalus, Nitraria, Calotropis und zahlreichen Gräsern in wirrem Durcheinander aus. Schilfrohr und Tamarisken ragen bisweilen hoch über die Köpfe der Kamelreiter fort. Charakteristisch sind ferner blattlose Ginstersträucher (Retama), die Salsolazee Traganum, Koloquinten (Citrullus Colocynthis), mehrere aus dem nördlichen Sudân eingedrungene Akazienarten u.a. Manche Wüstenpflanzen zeichnen sich durch eigenartige Anpassung an ihren Wohnort aus (s. Wüstenpflanzen). Der Hauptcharakterbaum der Oasen ist die Dattelpalme (Phoenix dactylifera), deren Südgrenze ungefähr mit der der Sahara zusammenfällt; außer ihr dringt nur noch eine einzige andre Palmenart (Hyphaene Argun) aus dem Tropengebiet in die Nubische Wüste ein. Sporadisch kommt in einzelnen Oasen die Euphratpappel (Populus euphratica) vor.

An die Wüstenzone schließt sich südwärts in Kordofan ein Grassteppenland an, in das zahlreichere Elemente der tropischen Wald- und Savannenflora, wie vor allem die gabelästige Dumpalme (Hyphaene thebaica), eintreten. Auch an der ostafrikanischen Küste, in den Somalländern, entwickeln sich über einer dürftigen Strandvegetation besonders an den Gebirgsterrassen eigenartige Vegetationsformen der Wüstensteppe, wie fleischige Kandelaber-Euphorbien, Aloe- und Akazienarten, eine giftstrotzende Apocynee (Adenium) mit kegelförmigem Stamm und spärlichen, blattbüscheltragenden Ästen u.a. Beide Gebiete liegen bereits in der Tropenzone.

Das afrikanische Tropengebiet zeichnet sich durch besonders hohe Temperaturen und geringere Niederschlagsmengen vor den gleichnamigen Teilen Asiens und Amerikas aus, weshalb auch die Vegetation weniger bunt und mannigfaltig erscheint. Dazu kommt der einschränken de Einfluß der Gebirgsenitwickelung. Wälder von echtem Tropencharakter treten vorzugsweise in dem zentralen Seengebiet sowie in Guinea und im nördlichen Kongogebiet auf. Mit einzelnen Bäumen, wie besonders dem Baobab (Adansonia digitata), der Delebpalme (Borassus flabelliformis) und der weiter nach N. greifenden Dumpalme (Hyphaene thebaica), durchsetzte Savannen sind für den Sudân, das südliche Kongogebiet und die vom Sambesi durchströmten Länder charakteristisch. Für die Tropenwelt Guineas ist die Ölpalme (Elaeis guineensis) charakteristisch, deren Verbreitungsgebiet östlich bis zur Wasserscheide des Nils und Kongo, südlich bis Angola reicht. An der Loangoküste bestimmen besonders Schopfbäume, wie Pandanus candelabrum, das Landschaftsbild; weiter landeinwärts wächst hier die heilkräftige Kolanuß (Sterculia acuminata). Am obern Nil, im Nigergebiet und am Kongo bilden die Papyrusstaude (Cyperus Papyrus) und der durch sein leichtes Holz ausgezeichnete Ambatschbaum (Herminiera elaphroxylon) dichte Uferbestände. Galeriewälder begleiten die oft von Seerosen geschmückten Flußläufe; ausgedehnte Savannen und Sumpflandschaften durchsetzen in vielfacher Abwechselung die geschlossenen Baumformationen. Die Pracht tropischer Lianen und Epiphyten entfaltet sich am reichsten in den Urwäldern des feuchten Westens in der Nähe des Äquators. Die Küsten werden vielfach von Mangrovewäldern umsäumt.

Eigenartig hebt sich von der tropisch-afrikanischen Pflanzenwelt die der Gebirgsregion in Abessinien, auf den Kamerunbergen und am Kilimandscharo ab. In ersterm Lande breiten sich in den tiefern Lagen Vertreter der immergrünen, mittelmeerischen Buschformation (Erica arborea, Juniperus procera u.a.) aus, die auch auf den äquatorialen Gebirgen Afrikas wiederkehren und hier, je weiter nach S., desto mehr von Pflanzen der Kapflora (Calodendron, Podocarpus, Protea) abgelöst werden; über dem Strauchgürtel liegt zwischen 2000 und 2500 m die baumlose Degaregion, in welcher der Kaffeebaum (Coffea arabica) und der ein vorzügliches Bandwurmmittel liefernde Kusso (Hagenia abyssinica) ihre Heimat haben. Die bei 3000–3500 m beginnende Hochgebirgsregion ist von Pflanzen besiedelt, deren nächstverwandte Sippen teils in Südafrika, teils im Mittelmeergebiet und Orient einheimisch sind. Auf dem schneebedeckten Kilimandscharo beginnt über der Steppe des Küstengebietes eine bis 1000 m ansteigende Buschwaldzone, dann folgt bis 1800 m fruchtbares Kulturland, darüber bis 2000 m wiederum ein Gürtel hoher Gebüsche, den bis 3000 m dichter Urwald mit zahlreichen Farnen ablöst; bei 4500 m beginnen strauchlose Grasfluren, von deren Blütenpflanzen Senecio Johnstoni am höchsten steigt; höher hinauf finden sich nur noch Moose und Flechten.

Ein Übergangsgebiet zwischen der tropischen Flora und der des Kaplandes kommt an der afrikanischen Ostküste zwischen der Delagoa- und Algoabucht zur Ausbildung, indem sich hier tropische Formen, wie Cykadeen, fleischige Euphorbien, eine Dattelpalme (Phoenix reclinata) u.a. mit chrakteristischen Kap pflanzen, wie Podocarpus, Widdringtonia, Calodendron u.a., mischen.

Von der Südgrenze des Baobab unter 18° südl. Br. im W. und 24° im O. erstreckt sich das regenarme Steppen- und Wüstengebiet Südafrikas fast bis zur äußersten regenreichern Südecke des Erdteils. Die Steppen wüste der Kalahari bietet stellenweise ein Bild grauenvoller Ode; nur nach reichlichern, in Ausnahmejahren eintretenden Niederschlägen bedeckt sich der Boden mit einer Art Wassermelone (Acanthosicyos horrida), deren Früchte Menschen und Vieh eine willkommene Erfrischung gewähren. Die überwiegende Vegetation der Kalahari bilden Dornsträucher und Gräser; eine ihrer sonderbarsten Pflanzenformen stellt die Gnetazee Welwitschia mirabilis dar, deren tief im Sande steckender Stamm an seinem verdickten, freien Kopfende nur zwei riesige, riemenförmige und zerrissene Blätter trägt. Reichlichere Grasfluren, hier und da auch Waldbestände von Akazienarten zeichnen die Oranjestromkolonie und Transvaal aus, während vom Oranjefluß die nach S. ansteigende Hochfläche meist nur kümmerliche Buschformationen von Heidearten und zahlreiche Stroh blumen (Helichrysum, Eriocephalus u.a.) hervorbringt. Ein schmaler, von der Mündung des Oranje- bis zum Olifantfluß und den Zwartebergen reichender Landstreifen, die während der Trockenperiode trostlose und vorzugsweise mit Dornsträuchern (Acacia detinens, Giraffae u.a.) besetzte Karrooregion, überzieht sich nach Regenfällen in kurzer Zeit mit einem reichen Blütenflor von Pelargonien, Oxalideen und einer Reihe fleischiger Staudengewächse.

Die Zone immergrüner Gehölze des Kaplandes beschränkt sich auf die Südwestspitze Afrikas und geht nur an der Ostküste allmählich in tropische Formationen über. Hochwälder mit Riesenstämmen von Podocarpus, Elaeodendron, Crocoxylon, Curtisia u.a. zieren vorzugsweise die Südküste zwischen dem Gauritz- und dem Krommefluß und die untern Gehänge der Onteniquaberge. Die übrige Flora des Kap landes zeichnet sich durch eine außerordentlich große Zahl hier allein vorkommender Proteazeen, Erikazeen, Pelargonien und Sukkulenten, wie Mesembryanthemum u. Aloë, aus. Niedrige Buschbestände von bläulichgrüner Farbe bedingen den vorherrschenden Charakter des Landschaftsbildes, das nur an den Schluchten der Bergabhänge höhere Baumformen aufweist.

Unter den afrikanischen Inseln besitzen die Kapverden eine Flora, die eine Mittelstellung zwischen der atlantischen und der senegambischen einnimmt. Tristan da Cunha schließt sich floristisch am meisten an Südafrika an, während Ascension und St. Helena eine ozeanische, in ihren Erzeugnissen vom Erdteil unabhängige Flora besitzen. Auf Madagaskar kommen tropische Formen, wie hohe Pandanusarten, riesige Bananen (Ravenala), Palmen (Raphia Ruffia), kautschukliefernde Apozyneen (Vahea) u.a., zu üppigerer Entfaltung als selbst auf dem Festland. Eine nicht unbedeutende Zahl von Gattungen (gegen 100) ist auf der Insel endemisch, so daß diese mit den Maskarenen und den Seschellen als ein besonderes Florengebiet zusammengefaßt werden kann; die Verwandtschaft der Pflanzenwelt, teils mit Süd- und Ostafrika, teils mit Indien, bildet ihren wichtigsten Charakterzug. Von den Maskarenen zeichnen sich Réunion und Rodriguez durch großen Reichtum an Farnen, darunter auch mehrere Baumfarne (Cyathea), aus. Auf den Seschellen ist eine Fächerpalme (Lodoicea Sechellarum) mit sehr langsam (etwa 10 Jahre) reisenden Früchten einheimisch.

Die Zahl der in A. einheimischen Kulturpflanzen erscheint geringer als die Asiens; auch sind mehrere in A. weitverbreitete Nutzgewächse, wie die Banane, mehrere Yamswurzelarten (Dioscorea), die Erdnuß (Arachis) u.a., als eingeführt zu betrachten. Unter den Getreidearten afrikanischen Ursprungs steht die Mohrenhirse (Andropogon Sorghum) obenan. In Abessinien wird als Brotfrucht vielfach der Tef (Eragrostis abyssinica mit der Stammform E. pilosa) gebaut, dessen Früchte in andern afrikanischen Ländern auch an wild wachsenden Pflanzen gesammelt werden. Von der Negerhirse (Pennisetum spicatum Ecke.) und der Dagussa (Eleusine coracana) ist die afrikanische Herkunft zweifelhaft; dagegen sind die Erdbohne (Voandzeia subterranea) und die Kaffeebäume (Coffea arabica und liberica) sicher ursprüngliche Erzeugnisse des afrikanischen Bodens.

Tierwelt.

Der afrikanische Kontinent mit den ihm zugehörigen Inseln gehört zwei tiergeographischen Regionen an, der paläarktischen und der äthiopischen, doch ist nur der nördlichste Teil Afrikas bis zum Wendekreis noch zur erstern und zwar zu deren mittelländischen Subregion zu zählen. Die Fauna Nordafrikas zeigt in ihren wesentlichen Zügen eine große Übereinstimmung mit südeuropäischen Typen, was durch eine in verhältnismäßig junger Zeit noch vorhanden gewesene Landverbindung zwischen Spanien und Marokko sowie zwischen Tunis und Sizilien sich erklären läßt. Charakteristische Säugetiere Nordafrikas sind Magot, Schwein, Hirsch, Damhirsch, Schaf, Ziege, bestimmte Antilopen, Springmaus, Alakdaga, Stachelschwein, Bär, Dachs, Stinkmarder, Wolf, Schakal, Wüstenfuchs, Zibetkatze, Genette, zahlreiche Fledermäuse, Spitzmaus u.a. Unter den Vögeln spielen einige Geierarten und ferner eine große Anzahl von Sumpfvögeln, Flamingo, Ibis, Pelikan, Reiher die Hauptrolle. Auch die übrigen Tierklassen schließen sich der paläarktischen Fauna an. Daneben zeigt sich ein Einschlag äthiopischer Form, wie Löwe, Leopard, die von S. eingewandert sein können, ersterer war noch in historischer Zeit bis nach Europa, z. B. Griechenland, verbreitet. Von den afrikanischen Inseln gehören Madeira, die Kanaren und Azoren diesem Faunengebiet an, das besonders in den Vögeln deutlich ausgeprägt ist.

Dem zum paläarktischen Faunengebiet gehörigen Norden steht der ganze übrige Kontinent als die äthiopische Region gegenüber, eine der bestbegrenzten zoologischen Regionen. Die Verbindung zwischen beiden tiergeographischen Bezirken bildet die Sahara, die in ihrem nördlichen Teile der paläarktischen Region angehört, südlich aber der äthiopischen. Die auf weite Strecken hin gleichen physikalischen Verhältnisse in Klima, Bodengestaltung und Pflanzendecke bedingen eine sehr weite Verbreitung der einzelnen Tiere innerhalb der äthiopischen Region, doch lassen sich auch hier Unterabteilungen nachweisen, nämlich die ostafrikanische, westafrikanische, südafrikanische und madagassische Subregion (Näheres s. Äthiopische Region). Von diesen ist die madagassische Subregion am besten differenziert und vielleicht sogar als eigne Region zu betrachten. Besonders charakteristisch sind für A. die Säugetiere; als Repräsentanten der echten afrikanischen Fauna können von dieser Klasse genannt werden der afrikanische Elefant. das afrikanische Rhinozeros, das Flußpferd, das Warzenschwein, zahlreiche Antilopen, die sich in ihrem Vorkommen auf die einzelnen Teile Afrikas verteilen, und von denen speziell eine Anzahl auf den Süden beschränkt ist; ferner der afrikanische Büffel, in mehreren Arten unterschieden, die Giraffe, die ebenfalls in mehreren Arten vorkommenden Zebras, das Erdferkel, von den Nagern die Stachelmaus, der Springhase, von den Insektenfressern die Familie der Rohrrüßler und der Goldmaulwurf, von den Raubtieren besonders Löwe und Hyäne und der südafrikanische Erdwolf, zahlreiche Fledermäuse, hauptsächlich Früchte fressende Vampire. von den Affen Paviane, Meerkatzen und vor allen Gorilla und Schimpanse. In den Flußmündungen der tropischen Westküste sind die Fischsäugetiere durch den Lamantin oder Ma nati vertreten. Neben dem Vorkommen von vielen auffallenden Säugetieren ist die äthiopische Region nicht minder ausgezeichnet durch das Fehlen sonst weitverbreiteter und auch im nördlichen A. zum Teil vorkommender Tiertypen; solche sind die Bären, die Hirsche, die Ziegen, die Schafe, die echten Ochsen und die eigentlichen Schweine. Bemerkenswert ist bei den Säugetieren Afrikas die erstaunliche Häufigkeit einzelner Arten, und zwar besonders der großen Pflanzenfresser, der Elefanten und der Flußpferde. Auch die Antilopenarten sowie die Zebras finden sich meist in großen Herden. Minder charakteristisch als die Säugetierfauna ist die Vogelwelt Afrikas. Doch finden sich auch unter dieser manche diesem Weltteil und speziell der äthiopischen Region eigentümliche Gruppen, so die Pisangfresser und die Mäusevögel, und von andern Grupper sind zahlreiche Gattungen für A. charakteristisch, so unter den Nashornvögeln, Fruchtdrosseln, Fliegenfängern, Würgern, Krähen, Staren, Raubvögeln; zu den bekanntesten afrikanischen Vogeltypen zählen die Webervögel, die Perlhühner, der Sekretärvogel, bestimmte Papageien, wie der graue Papagei, und der afrikanische Strauß. Von den größern Vogelgruppen fehlen in A. hauptsächlich Zaunkönige. Baumläufer, Spechtmeisen, echte Fasanen. Für die überwiegende Mehrzahl der europäischen Wander-(Zug-) vögel ist A. das Winterquartier; im allgemeinen halten sich diese Zugvögel allerdings an die Küstenländer Afrikas, allein nicht wenige dringen auch bis ins tiefste Innere des Erdteils vor, indem sie die Äquatorialländer als Winterquartier wählen. Im allgemeinen hält sich die Zugstraße für europäische Vögel an den Verlauf des Nils, und die Wanderer verteilen sich von den Flußrändern aus über das Land. Von den Reptilien sind eine Reihe von Schlangen, wie die zweistreifige Riesenschlange, die afrikanische Brillenschlange, die Hornviper u.a., für A. charakteristisch, ebenso von den Eidechsen die Warane, das Chamäleon und bestimmte Ringelechsen; von Amphibien findet sich ausschließlich in A. die zu den Kröten gehörige, eine eigne Familie bildende Gattung Dactylethra. Charakteristische Fische Afrikas sind die Gattungen der Mormyriden und Gymnarchiden, ferner die Zitterwelse und vor allen der afrikanische Schlammfisch, Protopterus annectens, der in der trocknen Jahreszeit in einer Schlammkapsel einen Sommerschlaf hält. Unter den Landschnecken finden sich die Arten der Gattung Achatina, deren Verbreitungsmittelpunkt A. darstellt, die größten überhaupt existierenden Landschnecken, die bis 20 cm messen. Unter den Insekten spielen Termiten und Wespen eine Hauptrolle; von den afrikanischen Käfern ragt der mächtige Goliath hervor; als lästige Plage erscheint der neuerdings von Südamerika nach A. verschleppte Sandfloh; aus der Wurmfauna ist besonders bekannt der berüchtigte Guinea- oder Medinawurm, der besonders häufig an der Goldküste vorkommt und im Unterhautbindegewebe des Menschen schmarotzt. Unter der niedern Fauna des süßen Wassers finden sich, soweit hierüber bisher Untersuchungen vorliegen, gemäß dem kosmopolitischen Charakter dieser Formen Tiere identisch oder nahe verwandt mit europäischen Arten.

Eine ganz eigenartige Fauna weist die madagassische Subregion auf, Madagaskar, die Maskarenen, Seschellen und Comoroinseln umfassend (s. Äthiopische Region). Im übrigen vgl. zu dem ganzen Abschnitt die tiergeographischen Karten bei den Artikeln »Säugetiere, Vogel und Reptilien«.

Bevölkerung.

(Hierzu die Tafeln »Afrikanische Völker I u. II«, mit Erklärungsblatt, und »Afrikanische Kultur I, mit Erklärungsblatt, u. II, III«.)

A. kennzeichnet sich als ein Raum großer Völkerverschiebungen. Scharfe natürliche Grenzen, welche die Wanderungen der Völker zu hemmen vermochten, fehlen im Innern Afrikas, und selbst die Wüsten üben eine sondernde Wirkung nur in beschränktem Maß aus. Trotz der Sahara sind die Neger ein bedeutendes Mischelement der Bevölkerung von ganz Nordafrika. Der Gebirgsbau und das Flußsystem sind beide nicht befähigt, der Völkerverbreitung starke Hindernisse entgegenzustellen. Dazu waren, mit Ausnahme der Ägypter, alle andern Völker Afrikas Natur- oder Halbkulturvölker, unstet in jeder Beziehung und darum der Vermischung, Vernichtung oder umgestaltenden Erneuerung im höchsten Maß ausgesetzt. Eine Abwanderung über See hat vor dem Eingriff durch Europäer, die zahllose Neger nach Amerika verpflanzten, nirgends stattgefunden, denn die nautischen Leistungen der Afrikaner verharrten auf niedriger Stufe und erhoben sich nicht über den Bau einfacher Ruderkanoes.

Der Nord- und Nordostrand standen durch die Annäherung an Asien und Europa der günstigen Einwirkung fremder Zivilisation offen. Aber je weiter wir uns von dieser entfernen, desto mehr verdunkeln sich die Gesittungszustände Afrikas, bis wir an der Südspitze in den Buschmännern ein Volk auf niedrigster Kulturstufe finden. Nord- und Ostrand empfingen die meisten fremden Einflüsse, ja fremde Völker, wie denn selbst Malaien auf Madagaskar sich niederließen. Die Bewegung von O. nach W. hat aber schon vor der Ausbreitung nachweisbar asiatischer Einwanderer geherrscht.

Den Kern der farbigen Bevölkerung Afrikas (s. die »Ethnographische Karte« beim Art. »Menschenrassen«) bilden die hellerfarbigen Hottentotten und Buschmänner, die älteste Bevölkerung des Erdteils, und die dunkelfarbigen Bantu und Sudânneger, deren Wohnsitze den weitaus größten Raum einnehmen.

Die Hottentotten, einst weitverbreitet durch ganz A. südlich vom Kunene und Sambesi, sind jetzt in den Südwesten Afrikas bis 19° südl. Br. zurückgedrängt. Sie zerfallen in die eigentlichen mittelgroßen Hottentotten (Taf. II, Fig. 6 u. 7) und in das Jägervolk der weit kleinern Buschmänner (Taf. II, 10 u. 11). Ob ihnen die Zwergvölker Zentralafrikas, von denen die licht kaffeebraunen Akka (Taf. II, 9) höchstens 1,5 m Größe haben, nahestehen, ist unsicher. Die zweite Gruppe umfaßt die Bantu und Sudânneger, die, obwohl physisch vielfach voneinander abweichend, doch manche Ähnlichkeit miteinander haben. Zu den Bantu gehören alle an der Ostküste Afrikas vom Kap bis an den Äquator und den 55.° nördl. Br. wohnenden Stämme, darunter die kriegerischen Sulu (Taf. I, 14), der treueste Typus der Rasse, die durch ihre gewerbliche Geschicklichkeit berühmten Betschuanen (Taf. II, 8), die schon mit Semitenblut vermischten Suaheli (Taf. II, 13), die Kongovölker (Taf. I, 13), die Mpongwe (Taf. I, 1 u. 2) und die von O. eingedrungenen Fan (Taf. I, 9) am Gabun u.a. Die Sudânneger bewohnen den ganzen nördlichen Teil vom Senegal durch den Sudan hindurch. Am reinsten hat sich der Typus erhalten bei den Wolof (den »Schwarzen« im Gegensatze zu den Fulah, den »Gelben«) zwischen Senegal und Niger; zu den echten Sudânnegern gehören ferner die Kru an der Pfefferküste, die Mandingo, Sonrhai, Haussa, am Niger und Binuë die Koto (Taf. I, 8), die Bewohner von Bagirmi (Taf. I, 15), Dar Für (Taf. I, 11) u.a. Zwischen den Negern und am Rande des Negergebiets sitzt eine Reihe von Völkern, in der Mitte stehend zwischen Negern und mittelländischen Hamiten, die lockenhaarigen nubischen Völker, die dritte große Gruppe, die sprachlich in eine westliche Abteilung, die Fulah, und eine östliche, die Nubier, zerfallen. Zu letztern gehören insbes. die echten Nubier (Taf. I, 12), die das Niltal von Assuân bis Wadi Halfa bewohnen, und wahrscheinlich auch die kaffeebraunen Monbuttu (Taf. II, 1) im S. des Uëlle nebst den nördlich davon wohnenden Niam-Niam (Taf. II, 2) und dem Jägervolk der Schuli (Taf. II, 3) nordöstlich vom Albertsee. Von der mittelländischen Rasse ist in A. der hamito-semitische Stamm vertreten durch die ägyptische, die libysche und di: äthiopische Familie (Hamiten) und die Araber nebst den Bewohnern von Amhara und Tigré (Semiten). Zur ägyptischen Familie gehören die christlichen Kopten (Taf. I, 6 u. 7) im untern Niltal sowie die mohammedanischen Fellahs (Taf. I, 5), bei der sich der altägyptische Typus viel weniger rein erhalten hat, ferner die Berber (Taf. I, 10) in den Atlasländern und in den Oasen der Sahara. Über diese Berber hat sich erobernd durch ganz Nordafrika, diesem sein Gepräge, seine Religion und seine Sprache ausdrückend, der semitische Stamm der Araber (Taf. I, 3 u. 4) ergossen. Zwischen ihnen sitzen am ganzen Nordrande die ebenfalls semitischen Juden, die sich hier blutrein erhalten haben. Als dritte schließt man an die vorigen wegen ihrer entfernten Sprachverwandtschaft im N. von Abessinien die Bedscha oder Bischarin, die Bogos im Gebirgslande, nordwestlich von Massaua, und die südwestlich davon wohnenden Soho oder Schoho, die Agau im Quellgebiete des Takaseh, die Falascha, die Danakil am Roten Meer, die Galla zwischen Abessinien und den mittelafrikanischen Seen und die Somal (Taf. II, 14 u. 15) im ganzen Osthorn Afrikas bis zum Dschubbfluß. Endlich gehören zu den semitischen Völkern noch die eigentlichen Abbessinier (Taf. II, 4 u. 5). Die malaiische Rasse wird auf Madagaskar durch das herrschende Volk der Howa (Taf. II, 12) vertreten, während die Sakalaven den Bantuvölkern beizuzählen sind. Die Indogermanen endlich haben bereits größere Kolonien gegründet, so namentlich in Algerien, dem Kapland, den Burengebieten, und sitzen vereinzelt an allen bedeutendern Küstenpunkten.

Die Sprachen der afrikanischen Völker zeigen eine größere fundamentale Verschiedenheit, als wir nach der körperlichen Ähnlichkeit der Afrikaner erwarten sollten. Näheres s. Afrikanische Sprachen.

Der Einfluß asiatischer Kultur kommt in A. mehrfach zum Ausdruck, so hat die Kenntnis der Eisenbereitung sicherlich mit manchem andern aus Ägypten und Westasien ihren Weg vom Norden nach dem Süden genommen. Echt ägyptische Urbilder der Formen von Werkzeugen, Musikinstrumenten u.a. finden wir bei den südlichsten Stämmen des Erdteils, und materielle und geistige Kultur steht nach dem Innern zu höher als in den mehr peripherischen Landschaften.

Der Charakter der einzelnen Völker ist außerordentlich verschieden, wenngleich sich überall gemeinsame Grundzüge erkennen lassen, die auch in der äußern Erscheinung hervortreten, so in der Tätowierung, dem Ausbrechen oder Spitzfeilen der Zähne, der Beschneidung, dem Verzieren der Lippen und Ohren, der kindischen Freude am Putz durch Glasperlen, Arm- und Beinringe, im Haupthaarputz u.a. Der Hausbau ist nur im Sudân höher entwickelt, gemeinhin bestehen die Wohnstätten aus Stroh- und Lehmhütten. Was die Familienverhältnisse anlangt, so herrscht fast durch ganz A. Polygamie; meist zeugt die Zahl der Frauen für den Reichtum des Mannes, denn die Frau wird gekauft und ist Arbeiterin, wenn auch bei einigen Bantuvölkern die Frauen eine bevorzugte Stellung einnehmen. Unter vielen Völkern gilt als Erbfolgegesetz, daß nach dem Tod eines Häuptlings nicht sein Sohn nachfolgt, sondern der Bruder oder der Schwestersohn des Verstorbenen. Die Sklaverei ist eine uralte Institution; die meisten Sklaven sind aber Kriegsgefangene oder sie sind gestohlen, selten wegen Verbrechen verkauft. Diese große Unsicherheit der Existenz hat unter den Negern zur Blutbrüderschaft geführt.

Religion. Wo nicht der Islam und an einigen Punkten das Christentum Eingang gefunden haben, herrscht fast überall roher Fetischdienst. Einigen Völkern scheint jede religiöse Vorstellung, jede Ahnung von einer Fortdauer des Daseins zu fehlen, so den Buschmännern; dagegen schlachten die Kaffern den Geistern ihrer Vorfahren (Amahlozi) Opfer. Verbunden mit dem Glauben an eine Fortdauer nach dem Tode, finden wir darin eine Erklärung vieler Züge der Grausamkeit, des Hinschlachtens von Sklaven, selbst der Frauen, des Mitgebens von Speise und Trank etc. Gegenstände des religiösen Glaubens sind böse und gute Geister, die unter der Gestalt von Tieren und Götzenbildern aller Art verehrt werden, und denen man Opfer, selbst Menschenopfer bringt. Die Priester sind zugleich Ärzte, Wahrsager und Zauberer, bei den Kaffern und Hottentotten wenigstens Regenmacher. Jede Krankheit, jeder Todesfall wird der Hexerei zugeschrieben, und Gottesurteile werden angerufen. Diesem rohen Heidentum gegenüber bewirkt der Islam einen Fortschritt in der Gesittung der Neger. Er ist bereits über den ganzen Norden, dann im Sudân und in Ostafrika verbreitet. Das Christentum, vor Mitte des 7. Jahrh. über ganz Nordafrika verbreitet, danach durch den Islam unterdrückt, hat sich, freilich in sehr verderbter Form, nur bei den Kopten in Ägypten und in Abessinien erhalten. Die Mission (katholische und evangelische) hat hier schon seit geraumer Zeit eingesetzt und arbeitet an der Küste wie im Innern auf zahlreichen Stationen.

Gewerbe. Zu den Jagdvölkern gehören die Buschmänner und viele Völker des zentralen Kernes, zu den nomadischen Hirtenvölkern die Kaffern, Massai, Somal, Galla, die Tuareg der Wüste, aber auch die Damara und Namaqua und ein großer Teil der Fulbe. Die Halbnomaden, wie die Schua (Araber) im Sudan, ziehen in der trocknen Zeit mit ihren Herden umher und bebauen zur Regenzeit das Feld. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt aber von Ackerbau, der oft mit Viehzucht, bei einigen Völkern nur mit der Zucht von Hühnern und Hunden, verbunden wird. Verschiedene Hirsearten, Durra, Dochn, Mais und Maniok sind mit der Erdnuß die wichtigsten und verbreitetsten Pflanzen des tropischen A. Nur im S. und N. findet auch Anbau des europäischen Getreides statt. Von Industriezweigen finden wir fast überall die Töpferei; nicht so allgemein verbreitet ist die Kunst, Häute zu gerben und zu verarbeiten, wohl aber die, Matten zu flechten. Der Kordofaner wie der Batoka, der Ovambo und der Bewohner des Sudân wissen aus Erzen Eisen und Stahl zu gewinnen, der Ovambo u.a. auch das Kupfer, der Bewohner der Goldküste das Gold. Weberei und Färberei sind auf einzelne Gegenden beschränkt; berühmt ist Kano im Sudân durch Weberei, Färberei, seine Lederwaren, geschätzt die Goldschmiedearbeit der Aschanti, und vielfach wird die einheimische Baumwolle verarbeitet. Kunsterzeugnisse, Waffen, Geräte etc. verschiedener afrikanischer Völker zeigen die beifolgenden Tafeln »Afrikanische Kultur I-III«; weiteres auf den Tafeln »Afrikanische Altertümer« (S. 156), »Geräte, Wohnungen der Naturvölker«, »Rauchgeräte« etc.

Politische Verhältnisse.

(Vgl. die Karte-Afrika, politische Übersicht, bei S. 133. )

Als die erste geordnete Staatenbildung Afrikas tritt uns Ägypten entgegen. Unter den Pharaonen zu hoher Macht und Blüte gelangt, fiel es nacheinander in die Hände der Perser, Alexanders d. Gr. und seiner Nachfolger, endlich der Römer. Diese dehnten ihre Herrschaft auch über den ganzen Nordrand aus, an dem vorher die phönikischen Karthager ein mächtiges Reich begründet hatten. Auf die Herrschaft von Rom folgte die von Byzanz, bis in der Mitte des 7. Jahrh. die Araber ganz Nordafrika überfluteten und selbst nach S. bis über die Sahara hinaus Staaten bildeten. Ihre Herrschaft wurde aber im größten Teile Nordafrikas Anfang des 16. Jahrh. durch die Türken vernichtet. Auch an der Ostküste setzten sich die Araber Ende des 15. Jahrh. bis über Mombas hinaus fest. Am Sambesi bestanden zu jener Zeit die mächtigen Staaten Mocaranga und Monomotapa. Damals brachen auch die Galla von ihren Wohnsitzen am obern Tana hervor und drangen nach N. bis nach Abessinien und Oberägypten, nach W. bis zum Ukerewe vor, wo sie das Reich Kittara gründeten, das später in die Reiche Uganda und Unjoro zerfiel. An den Ufern des Kongo fanden die Portugiesen ein großes Königreich, das ebenso schnell aufblühte, als es wieder verfiel. Südlich vom mittlern Niger errichteten die Mandinka im 13. Jahrh. das große Reich Melli, das im 15. Jahrh. unter die Herrschaft der Sourhai kam, die sich bis zum Tsadsee erstreckte, aber schon 100 Jahre später durch die Herrscher von Marokko zerstört wurde. Anfangs des 19. Jahrh. brachen die Fulbe vom Senegal her als Eroberer in den Sudân ein und gründeten hier eine Anzahl mächtiger Reiche, von denen einige noch heute bestehen. Alle diese Länder huldigen dem Islam, nur Abessinien hielt am Christentum, wenn auch an einem wenig reinen, fest. Was aber von einheimischen Staatenbildungen bis auf unsre Tage sich erhalten hat, das geht langsam, aber sicher in den Kolonialbesitz der europäischen Mächte über. Während noch vor kurzem der überwiegende Teil Afrikas im unbestrittenen Besitz barbarischer oder halbbarbarischer Völker war, ist gegenwärtig die Teilung Afrikas in der Hauptsache vollzogen, sind die Interessensphären abgegrenzt.

Tabelle
Tabelle

Eine genaue ziffernmäßige Darstellung der Verteilung des Areals und der Bevölkerung des Erdteils auf die einzelnen staatlichen Gebiete läßt sich nicht geben, da die von den europäischen Mächten beanspruchten Gebiete noch nicht sicher abgegrenzt sind.

Der einzige selbständige Staat Nordafrikas ist jetzt nur noch Marokko; mit Mühe vermag die Türkei ihren Besitz in Tripolis vorläufig noch festzuhalten. Südlich von Marokko hat Spanien einen langen Küstenstrich erworben und seine Interessensphäre auch in die Sahara hinein ausgedehnt. In der Sahara wohnen nomadisieren de Stämme, die es zu einer Staatenbildung nicht bringen konnten. In dem dicht bevölkerten Sudân finden wir aber Despotien von ansehnlichem Umfange; doch streben hier Franzosen, Engländer und Deutsche mit aller Kraft nach Erweiterung ihrer Interessensphären bis tief ins Innere hinein. An der Westküste ist in Liberia ein Staat freier Neger durch Nordamerika gegründet worden. Im O. hat Abessinien seine Unabhängigkeit Italien gegenüber erhalten und dessen Kolonialbesitz am Roten Meer mit Waffengewalt eingeschränkt, während England durch weitgehende Abmachungen, auch mit Deutschland, sich die Freiheit der Bewegung bis ins Niltal sicherte und so den Anschluß seines ostafrikanischen Territoriums mit Ägypten vorbereitete. In das Kongogebiet haben sich Frankreich, der durch die Kongokonferenz zu Berlin geschaffene Kongostaat und Portugal geteilt. Südlich und östlich davon ist alles Land in den Händen von Portugal, England und Deutschland. Die Regierung wird in allen einheimischen Staaten in mehr oder weniger despotischer Weise geführt, nur beschränkt durch gewisse Gewohnheitsrechte. Die meisten Reiche sind durch Eroberung entstanden; daher hat sich häufig ein bevorzugter Stand und damit ein Feudalsystem ausgebildet. Sehr weit verbreitet finden wir das Regiment erblicher Häuptlinge, sogar in Dorfgemeinden, so daß ganze Landstriche am Nil, im Sudân, in Zentralafrika und weiter nach S. ohne größern staatlichen Verband leben. Doch hat zuweilen, wie bei den Hottentotten und den Lundavölkern, äußere Gefahr zu größern Bundesgenossenschaften geführt. Diese Zersplitterung mußte eine Besetzung durch Europäer ungemein erleichtern. Die Inseln sind jetzt sämtlich im Besitz europäischer Mächte. Vgl. die »Übersicht der geschichtlichen Ereignisse seit 1884« (S. 154 f.).

Die Zahl sämtlicher Bewohner Afrikas läßt sich natürlich nur annähernd bestimmen. Für den bei weitem größten Teil sind wir auf Mutmaßungen angewiesen. Nach Supan kommen auf 1 qkm in Nordafrika 7 (in Tunis 13, in Tripolis 1) Einw., in der Sahara 0,9, in der nordtropischen Zone 10 (im mittlern Sudân 18, in Nordostafrika 7), in der südtropischen Zone 4 (in Angola 9, in Deutsch-Südwestafrika 0,2) und im außertropischen Südafrika 3 (in Swasi- und Tongaland 4, im ehemaligen Oranje-Freistaat 1,6), in ganz A. 5 Einw. Die Gesamtbevölkerung wird mit Einschluß der Inseln auf 168 Mill. berechnet.

Handels- und Verkehrsverhältnisse.

[Handel.] Die vornehmsten Erzeugnisse Afrikas, die in den Welthandel gelangen, sind Palmöl, Palmkerne (von der Westküste), Kopra, Kokosöl, Kautschuk, Elfenbein, Kaffee, Harze, Straußfedern, Diamanten und Gold (meist aus Südafrika), Gewürznelken (von Sansibar), Farb- und Schmuckhölzer. Das Kapland, Natal, Ägypten und Algerien führen Wolle u. Baumwolle, die beiden letztern auch Getreide aus, Mauritius, Ägypten, Réunion und Natal Zucker, das Transvaal Gold, das Kapland Diamanten, Marokko Getreide und Vieh; Elfenbein kommt aus vielen Ländern. Der Sklavenhandel über See ist zum großen Teil unterbunden, dauert aber im Innern noch vielfach ungeschwächt fort. In Bezug auf den internationalen Handel nimmt A. unter allen Erdteilen die niedrigste Stelle ein, von dem auf 66 Milliarden Mk. geschätzten Wert desselben kommen auf A. nur 11/2 Milliarde. Den Außenhandel vermitteln fast ausschließlich Europäer.

[Verkehrswesen.] Im transozeanischen Verkehr wurde A. bis gegen die Mitte des 19. Jahrh. nur von Segelschiffen erreicht, die Dampfschiffahrt hierher hat sich erst viel später ausgebildet. England unterhält nach dem Kapland die Union-Castle-Linie nach St. Helena, Kapstadt, Port Elizabeth, East London, Natal, Delagoabai, den portugiesischen Häfen der Ostküste. Nach der Westküste Afrikas, den Guineahäfen bis Loanda gehen die Dampfer der British and African Steam Navigation Company und der African Steamship Company von Liverpool und Hamburg über Rotterdam und Gran Canaria, während die Ostküste von der British India Steam Navigation Company südlich bis Delagoabai angelaufen wird. Portugal hat einen regelmäßigen Postdienst durch die Dampfer der Empresa nacional de Navegação nach den portugiesischen Häfen der Westküste und durch die Empresa Insulana nach den Azoren eingerichtet. Die französischen Dampfer der Messageries maritimes und der Compagnie Havraise laufen Sansibar, Madagaskar, Réunion, Mauritius und die Seschellen an. An der Westküste verbinden zwei französische Linien Bordeaux und Marseille mit den Häfen Senegambiens und Freetown sowie mit Französisch-Kongo; im N. werden Marokko, Algerien und Tunis von französischen Linien von Marseille und Port Vendres aus besucht. Nach dem Kongo führt von Antwerpen eine belgische Linie. Deutschland hat seit Jahren eine Verbindung mit der Westküste bis Kapstadt durch die Woermannlinie, die zahlreiche Häfen bis Loanda mit Hamburg verbindet. Die Ostküste von Aden bis Durban befährt die Deutsche Ostafrika-Linie, und die Dampfer der Atlaslinie und der Oldenburg-Portugiesischen Reederei verkehren zwischen Hamburg und Marokko. Im Mittelmeer werden Alexandria, Port Saïd und im Roten Meer Suez von deutschen, englischen, französischen, österreichischen, italienischen und ägyptischen Dampfern besucht, Suakin auch von britischen, Massaua von italienischen und britischen, Dschibuti von französischen. Tunis-Goletta und Tripolis haben italienische und französische Verbindung. – Das afrikanische Eisenbahnnetz ist noch beschränkt. Insgesamt umfassen die Bahnen in Algerien und Tunis, in der Kapkolonie bis hinauf nach Britisch-Betschuanenland, in Natal, den ehemaligen Burenstaaten, Deutsch-Südwestafrika, Rhodesia, Deutsch- und Britisch-Ostafrika, die Delagoabahn, die Kongobahn, die Senegalbahn, die ägyptischen Bahnen, die Strecke Massaua-Saati, die portugiesischen Bahnen in West- und Ostafrika und die Bahnen auf Mauritius und Réunion rund 20,000 km. Im Bau sind zahlreiche Verlängerungen dieser Bahnen. Eisenbahnen sind um so notwendiger, als nur der Kongo, der Niger-Binuë und der Sambesi-Schire brauchbare Wasserstraßen bieten. Nil und Senegal tragen ebenfalls Dampfer, andre Ströme könnten streckenweise benutzt werden. Deutsche Dampfer befahren neben fremden Booten den Tanganjika u. Nyassasee. Die Telegraphenlinien in ganz A. haben eine Länge von (1898) 160,065 km, Kabel verbinden den Erdteil mit allen übrigen. An den Endpunkten der Dampfschiffs- u. Eisenbahnlinien tritt der afrikanische Charakter der Verkehrsmittel zu Tage. In Nordafrika bis zum Sudân dient das Kamel als Reit- und Lasttier, in Südafrika ist der mit 10–24 Ochsen bespannte schwerfällige Wagen das bewährte Transportmittel. Pferde und Maultiere verwendet man in Südafrika meist nur bei den schweren Postkutschen. In Westafrika ist der Reitstier ein sehr viel verwendetes Reisemittel, aber nur in den von der Tsetsefliege freien Gegenden. In Nordostafrika sind Reisen zu Pferde und zu Kamel möglich, im mittlern Ostafrika werden sie durch den Esel ersetzt. In Lunda und Loango ist als Reisemittel die Tipoya, eine Sänfte, gebräuchlich. Gepäck und Warenlasten müssen aber hier, wie im ganzen zentralen A., mit Trägerkarawanen befördert werden. Bedingt durch die Natur des Landes haben sich bestimmte Karawanenstraßen ausgebildet. In Nordafrika haben sich die Züge derselben in den letzten Jahren merklich verschoben. Der Handel von Wadai geht nicht mehr über Kaua und Mursuk, sondern durch die Libysche Wüste über die Oasen Kufra und Audschila nach Bengasi. In der westlichen Sahara zieht eine große Karawanenstraße von Timbuktu über Taudeni nach Tafilet und von da zur Küste. Für den Salzhandel aus den Natronseen in Fezzan und aus Bilma bestehen Straßen nach Tripolis, nach dem mittlern und östlichen Taudeni, nach den westlichen Teilen der Sahara und des Sudân. Aus dem Westen führt die große Pilgerstraße nach Mekka. Von Sokoto, Wurno und Kuka ziehen Handelsstraßen nach dem Niger und Binuë und nach Timbuktu. Von W. her führen drei Straßen ins Innere Afrikas: Loanda-Malansche-Kassandsche-Kimbundu und weiter zum Reich des Muata Jamvo, Benguella-Bihé zur Wasserscheide zwischen Kassai und Sambesi, endlich von Mossamedes nach dem Kubango-Quellgebiet und dem obern Sambesi. Von O. geht die Route Bagamoyo-Mpwapwa-Tabora ins Land, sie spaltet sich in mehrere Routen, die den Victoriasee und den Tanganjika erreichen. Die Strecke Tanganjika-Nyangwe bildet das Mittelglied zwischen den östlichen und westlichen Routen. In Südafrika endlich führt eine große Handelsstraße von Kimberley durch das Betschuanenland nach Schoschong und weiter zum Sambesi. Dieser Route folgt die dort jetzt schon weit vorgeschrittene Eisenbahn. An allen diesen Verkehrsstraßen befinden sich wichtige Märkte.

Die Geldsorten und Tauschartikel sind in A. ganz eigentümlicher Art. Der in Österreich noch immer geprägte Mariatheresientaler mit der Jahreszahl 1780 gilt an der Westküste bis tief im Innern des Sudân und in Sansibar; an der ganzen Ostküste und in Abessinien die indische Rupie, in Deutsch- und Britisch-Ostafrika seit kurzem auch die von der Deutsch-bez. Britisch-Ostafrikanischen Gesellschaft geprägten Rupien (s. Tafel »Münzen VI«). Goldmünzen werden nur in den europäischen Kolonien als Zahlungsmittel angenommen. Neben dem von Europäern verbreiteten Gelde hat einheimisches Eisengeld weite Verbreitung, am Schari in Form dünner Platten, am obern Kongo in Form von Hacken, am Albertsee in Form von Speerspitzen. Kupfergeld in Form von Kreuzen ist im Kongobecken verbreitet, die Kaurimuschel gilt im ganzen westlichen Sudân, Salz in Stangen im südlichen Sudân und Abessinien, Baumwollenzeuge, Glasperlen, auch Eisen- und Messingdraht sind das Geld vieler Teile Innerafrikas. Dazu kommen noch Gewehre, Munition u.a. Überall suchen die Häuptlinge Zoll zu erheben, sei es in Sklaven oder in Waren, und eifersüchtig streben manche Stämme der Küste, ihr Handelsmonopol zu wahren, indem sie den Europäern das Vordringen ins Innere verwehren.

Entdeckungsgeschichte Afrikas.

(Hierzu die »Karte der Forschungsreisen«, mit Registerblatt, und Porträttafel »Afrikaforscher I u. II«.)

Schon die alten Ägypter unternahmen Züge nach den Negerländern Innerafrikas und nach dem Osthorn des Erdteils. König Necho beauftragte 600 v. Chr. phönikische Schiffer, A. vom Roten Meer aus zu umsegeln, was ihnen auch gelang. Phöniker hatten übrigens schon von 1100–950 an der Westküste Marokkos von Elmehassen bis zum Draa 300 Kolonien begründet. Von Karthago aus drang um 470 der ältere Hanno mit einer Flotte bis über Sierra Leone hinaus vor. Von Griechen bringen Nachrichten über den Kontinent Herodot, Eratosthenes, Hipparch, vor allem aber Klaudios Ptolemäos, der das genaueste Bild von A. im Altertum entwarf. Er stellte die Lehre von dem »Mondgebirge« und den »Nilquellsümpfen« auf. Römische Heerführer zogen durch die Sahara (Älius Gallus, Suetonius Paullinus, Septimius Flaccus, Cornelius Balbus, Julius Maternus), und Kaiser Nero entsandte einige Offiziere den Nil aufwärts. Das Wissen der Alten von A. wurde ein Erbe der Araber, deren große Geographen es ansehnlich erweiterten, so Massûdî (947), Ibn Haukal (976), Obeid el Bekri, der 1067 die erste Geographie der Negerländer schrieb, Idrisi, der das arabische Wissen über A. auch kartographisch niederlegte, Ibn Chaldun, Ibn al Wardî, Abulfedâ (1273–1332), Bakui, Leo Africanus (1492–1526), Ibn Batûtâ, der den Sudân und die Ostküste bereiste, u.a. Den Kirchenvätern und Gelehrten des frühen Mittelalters galt Innerafrika als Wüstenei voller Untiere und menschlicher Mißgestalten. Sehr viel trugen zur Erkenntnis Afrikas italienische Kaufleute im 13. und 14. Jahrh. bei, die ganz Nordafrika durchzogen und den heimatlichen Kartographen (Marino Sanuto, Giovanni Leardo, Fra Mauro u.a.) unschätzbares Material lieferten. gestellt zu haben, gebührt den Portugiesen. Angeregt von dem Infanten Heinrich dem Seefahrer (1416–60), schritten die portugiesischen Expeditionen immer kühner am Westrand Afrikas nach S. vor 1434 wurde Kap Bojador umsegelt; 1456 umfuhr Ludwig Cadamosto das Kap Verde und gelangte bis zum Gambia, 1472 wurden São Thomé, Annobom und Principe erreicht. 1484 drang Diego Cão (in des deutschen Ritters Behaim Begleitung) an der Westküste weit über den Kongo nach S. vor. Barthol. Diaz entdeckte 1486 die Südspitze. Schon 1498 wurde das Kap von Vasco da Gama umschifft, die Ostküste Afrikas befahren und von Melinde aus endlich Indien erreicht. 1503 langte Saldanha am Kap Guardafui an; 1520 erreichte man Abessinien, 1541 kam Esteban da Gama bis Suez. Engländer, vor allen aber Holländer, später auch Dünen, gründeten Handelsplätze an den Küsten Oberguineas und rissen den Handel an sich. 1682 legte Brandenburg Faktoreien an der Goldküste an, die aber 1720 an Holland verkauft wurden. 1697 setzten sich die Franzosen am Senegal fest.

Die Verarbeitung des Wissens über A. im 16., 17. und 18. Jahrh. war eine sehr rege. Die wichtigsten Werke aus dieser Zeit sind die von Pigafetta (1591), Marmol del Carvajal (1573–79), Alvarez (1533), Cauche (1651), Flacourt (1658), Zuchelli, (1712), Dapper (1668), Ludolf (1681), Poncet (1712), Lobo (1728) u.a. Eine kritische Bearbeitung der Karten von A. nahmen die französischen Geographen del'Isle, vor allen aber Bourguignon d'Anville in Angriff.

Unter den Forschern der Folgezeit seien unter vielen andern genannt: Shaw (Marokko), Peter Kolbe (Kapland), Adanson (Senegambien), Bruce (Abessinien), Patterson (Südafrika), Sparrmann und Thunberg (Kap). Seit 1788, dem Gründungsjahr der African Association, ward die Erforschung des Erdteils systematisch in Angriff genommen. 1873 wurden durch die Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung Äquatorialafrikas die Kräfte und Mittel des deutschen Volkes, 1877 durch Konstituierung der Brüsseler Internationalen Afrikanischen Assoziation die Mitarbeit der ganzen zivilisierten Welt zu gemeinsamer Forschung in A., zur Bekämpfung des Sklavenhandels und zur Zivilisation des afrikanischen Festlandes konzentriert.

Neuere Forschungsreisen im Nilgebiet.

Von der Nordküste war der Weg nach dem Innern von A. durch den Lauf des Nils von der Natur vorgezeichnet. Den Nil aufwärts sollte 1788 Ledyard im Auftrag der African Association dringen; er starb in der Libyschen Wüste. Glücklicher war 1792 W. G. Browne, der Dar Für erreichte. Die französische Okkupation von Ägypten (1799) veranlaßte die Reisen v. Waldecks, Hamiltons, Denons, Girards im obern Niltal. An der Erforschung des obern Nilgebietes beteiligten sich ferner Burckhardt (1814–17), Linant (1827), Russegger und Kotschy (1836–38), Werne (1839–41). Am Bahr el Abiad (Weißer Nil) unternahmen J. Knoblecher seit 1849 und F. Morlang seit 1859 bemerkenswerte Reisen; ferner Brun Rollet 1848–51, Cuny, der 1857 nach Dar Für vordrang; J. Petherick 1848–63, die Gebrüder Poncet seit 1860, Giovanni Miani, der 1860 bis 2°30´ nördl. Br. kam und 1871–72 eine Reise bis zu den Monbuttu ausführte; Andrea de Bono 1861, der Marchese Antinori 1860–61, Alfred Peney 1860–61, Guillaume Lejean seit 1861, Frau Tinné mit ihrer Tochter Alexine 1862–63, van Pruyssenaere aus Brügge 1863 u.a. Die Expedition Theodor v. Heuglins, an der Steudner, Th. Kinzelbach, M. Hansal und Schubert teilnahmen, und der sich in Keren Werner Munzinger anschloß, ging 1861 bis an die Nordgrenze Abessiniens, wo sie sich trennte; Heuglin durchreiste mit Steudner und Schubert Abessinien und kam erst im Juli 1862 nach Chartum, von wo Munzinger und Kinzelbach einen Vorstoß nach Wadaï vergeblich versucht hatten. Nach dem Tode von Steudner und Schubert kehrte die Expedition 1863 heim. Adalbert v. Barnim (Sohn des Prinzen Adalbert von Preußen) reiste mit Rob. Hartmann von 1859 an in Nordostafrika und starb 1860. Am Blauen Nil drangen 1869 und 1870 Ernst Marno, Wilhelm v. Harnier aber bis Gondokoro vor und kam 23. Nov. 1861 auf der Büffeljagd ums Leben. Sam. White Baker, der schon 1861 die Zuflüsse des Atbara in Abessinien erforscht hatte und 1862 von Chartum aus bis Gondokoro reiste, wo er mit Speke (s. unten) zusammentraf, brach, durch diesen zur Nilforschung angeregt, nach S. auf und entdeckte im März 1864 den Mwutan (Albert Niansa). Pruyssenaere bereiste Teile des Gebietes zwischen dem Weißen und Blauen Nil, Klunzinger begann seine Forschungen am Roten Meer, Bisson und Wlassich reisten am Atbara. Georg Schweinfurth besuchte 1864 die Landschaften am Roten Meer und erforschte seit 1868 die Landschaften der Dschur, Dor, Niam-Niam und Monbuttu. Er drang bis 3°35´ nördl. Br. vor, fand den Uëlle, entdeckte das Zwergvolk der Akka sowie einen anthropoiden Affen und kehrte 1871 durch das noch unerforschte Dar Fertit zurück.

Weitere Aufschlüsse brachten die Feldzüge des Chedive im Sudân. Dar Für wurde erobert, aufgenommen und erforscht (Pfund, Purdy, Colston, Gordon, Prout) und die ägyptischen Grenzen im S. bis nahe an die Nilseen vorgeschoben. Den Nil aufwärts dehnten seit 1874 die ägyptischen Generalstabsoffiziere ihre Aufnahmen aus (Long, Chippendall, Watson, Linant de Bellefonds, Gessi). R. Gessi und Mason befuhren den Mwutan und stellten seine Umrandung fest. Im Dienst Ägyptens erforschte seit 1877 der Deutsche Schnitzer (Emin) die Gebiete westlich vom obern Nil und durchzog das Land der Bari-, Latuka-, Schuli- und Madistämme; Junker, der schon 1876–78 die obern Nilländer durchforscht hatte, drang 1880–83 in die Länder der Niam-Niam und der Monbuttu bis an den Uëlle und Boulokandi vor. Bohndorff bereiste Dar Fertit, Casati forschte 1882 in den Niam-Niamländern. Der Aufstand des Mahdi setzte den Forschungen in diesen Gebieten ein Ziel. Nach der Vernichtung der Mahdiherrschaft 1897 wurde das obere Nilgebiet wieder von N. her zugänglich. Inzwischen hatte die französische Expedition Marchand vom Kongo her 1898 Faschoda am Nil erreicht, mußte den Platz jedoch räumen und ging dann den Sobat und Baro aufwärts nach O., während Bonchamps 1897 vergeblich versucht hatte, den Nil von Abessinien her zu erreichen. Der Sobat wurde 1899 von Maxse und Capper befahren; diesen Fluß aufwärts ging ferner Austin mit Bright, sie drangen bis zum Rudolfsee vor und kehrten nach N. zum Baro zurück. Linck führte 1900 geologische Untersuchungen in Kordofan aus; am Blauen Nil waren Crosby und Le Roux tätig. Die Oasengruppe im W. des untern Nils wurde vorwiegend zu archäologischen Zwecken besucht, desgleichen Kyrenaïka und die Oase Siwah. Durch die Erforschung dieses Gebiets zeichneten sich aus: Boutin, Cailliaud, Letorzec, Drovetti, Pananti, Della Cella, Pacifico (1817), Pacheco (1824), Minutoli (1820), Hoskins, Hamilton (1852), Rohlfs (1869) und Steindorff (1899). Die Oasen am Nil erforschte Gerhard Rohlfs (1872–73) in Begleitung von Zittel, Jordan und Ascherson. Schweinfurth erforschte Chargeh, Rohlfs und Stecker (1879) das vom O. her früher nicht erreichte Kufra; Camperio durchzog 1881 Kyrenaïka.

Forschungsreisen im nördlichen Afrika.

Der Deutsche Hornemann ging 1798 von Kairo über Mursuk nach dem Sudân, wo er starb. Nach ihm zogen 1817 Ritchie, Lyon, Depon und Belfort gegen Fezzan, wo die Expedition nach dem Tode Ritchies sich auflöste. Glücklicher waren 1822 die Engländer Oudney, Denham, Clapperton, die nach Bornu und in die Haussastaaten vordrangen. Major Laing gelangte 1825 von Tripolis über Insalah nach Timbuktu, wurde aber auf der Rückreise ermordet. 1849 entsandte die englische Regierung eine Expedition nach dem Sudân unter Richardson, Overweg und Barth. Richardson, dann Overweg (1853) starben in der Nähe von Kuka, nur Barth kehrte nach 51/2 Jahren über Aïr und Tripolis mit hochwichtigen Ergebnissen in die Heimat zurück. Vogel aber, der 1853 nachgesendet wurde und nach Barths Heimreise seine Forschungen weiter fortsetzte, fiel zu Wara in Wadaï 8. Febr. 1856, ein Opfer des Fanatismus. Um sein Schicksal festzustellen, wurden v. Beurmann und Gerhard Rohlfs ausgesandt. Ersterer ging von Bengasi über Bilma nach Kuka, besuchte Jakoba, wurde indes in Wadaï im Februar 1863 ermordet. Gerhard Rohlfs besuchte 1861 zuerst das westliche Marokko bis zum Wadi Draa und der Oase Tafilet, gelangte 1864 über den Atlas nach Tafilet und Tuat und wendete sich über Ghadames nach Tripolis (29. Dez. 1864). 1865 versuchte er vergeblich, über Mursuk in Wadaï einzudringen, wandte sich nun nach Kuka und von da über den Niger nach Lagos zur Küste (1867). Dem Italiener Matteucci glückte es 1880–81, von Suakin über Dar Für, Wadaï, Bornu und Kano zur Nigermündung zu gelangen. Buonfanti reiste 1881–83 von Tripolis über Kuka, Kano, Timbuktu nach Lagos. Um dem Sultan Omar von Bornu Geschenke des Königs Wilhelm I. von Preußen zu überbringen, rüstete Gustav Nachtigal 1869 eine Expedition in Tripolis aus. Zugleich mit ihm brach Alexine Tinné nach S. auf, wurde aber schon unfern Mursuk von den Tuareg ermordet (Juni 1869). Nachtigal aber unternahm eine Reise zu den Tibbu, deren Land (Tu oder Tibesti) er als der erste Europäer erforschte. Halb verschmachtet und beraubt, langte er noch glücklich im Januar 1871 in Kuka an. In den beiden folgenden Jahren erforschte er Borgu, Bodele und Bagirmi, dann Wadaï, durchquerte Dar Für 1874 und gelangte von da glücklich an den Nil.

Tunis u. Algerien erforschten Bory de Saint-Vincent, der 1840–44 die Exploration scientifique de l'Algérie leitete, französische Heerführer (Cavaignac, Pélissier, Durrieu, Duboc, Chevarrier, Dubosquet), Berbrugger, Cosson (Botaniker), Marès, Bonnemain, Desor, Escher von der Linth, Wimpffen, Tiraut, Rebatel, de Colomb, dann Colonien und Bouvin, die nach Gurara vordrangen. Duveyrier untersuchie seit 1859 die algerische Sahara, Ghadames, Ghat und das Land der Tuareg. Weiter forschten hier Rohlfs, M. Wagner, Soleillet, der 1874 Insalah besuchte, Largeau (1875), Aucapitaine, Flatters u. v. a. Vergebens suchten Dournaux-Dupéré und Joubert von Algerien nach Timbuktu vorzudringen, der Deutsche v. Bary verlor 1877 sein Leben in Aïr auf dem Wege nach den Nilländern, Krause bereiste 1878 Tripolis. In Algerien und Tunis machten Lamessan, Leroy, Rivière, Fallot, Barabom, Campon, Mayet etc. nationalökonomische Studien; hier arbeiteten auch die Deutschen Th. Fischer, W. Kobelt und R. Fitzner. Die Untersuchungen der Schotts durch Roudaire, Stache u.a. brachten wichtige geographische Ergebnisse. In der algerischen Sahara erforschte Foureau die Landschaft Mader und das Tademait-Plateau, ferner 1895–96 die tunesisch-algerische Sahara und durchquerte 1899 mit Lamy die Sahara über Aïr auf der Barthschen Route zum Tsadsee.

In Marokko forschten Lemprière (1789), Olaf Agrel, Ali Bei el Abassi (1803–1805), Röntgen, der Engländer Gray Jackson (1804), Graberg v. Hemsö (1815–23), Cosson, Didier, Keating, Vidal, Botteler, Schott (1835), Barth, Berbrugger, Lambert, de Murga (1863), Richardson, Rohlfs, Gattel (1865), Balansa, Beaumier. Hooker, Maw und Ball (1870), Noll, v. Fritsch, J. Rein und Koch haben das Land naturwissenschaftlich erforscht und auch Des Portes, François, Parisot (1877), Décugis, Duro, Leared Materialien im Lande gesammelt. Wichtige Daten hat ferner Lenz geliefert, der 1880 von Marokko über Timbuktu glücklich zum Senegal gelangte. Foucauld wanderte als Jude verkleidet 1883–84 über den Atlas nach Südmarokko; de la Martinière untersuchte die Reste der Römerherrschaft. Quedenfeldt forschte 1880–81 und 1883 in Marokko, 1884 in Algerien, 1885–86 abermals in Marokko, 1887 am Kap Jubi und 1888–89 in Tripolis und Tunis. Doult landete zwischen Kap Bojador und Rio Oro, durchstreifte als Gefangener der Uled Delim die westliche Sahara bis zum Wadi Draa und wurde 1889 auf der Reise nach Timbuktu ermordet. Duveyrier konnte 1885 die Höhe von Fes bestimmen. Foucaulds Fußstapfen folgte 1888 Joseph Thompson, der den Atlas im Teluetpaß überschritt und das Quellgebiet der Draatributäre erreichte. Die Anlage einer englischen Faktorei bei Kap Juby und die Besitzergreifung der Küste am Rio Oro durch Spanien förderten die Kenntnis der Küste wie der nächstliegenden Oasen. Th. Fischer führte 1899 und 1901 wichtige Forschungen vom Küstengebiet bis zu den Atlasvorbergen aus und erkundete den Lauf des Tensift und Um-er-Rbia. Delbret ging 1899 von Fes durch das Wadi Inaun zur algerischen Grenze. Die französische Expedition Flammand drang über Tidikelt bis Ain Salah vor. Weisgerber forschte 1899 im Gebiete des Um-er-Rbia.

Vordringen vom Nordwesten.

Von W. aus wurde zunächst die Lösung des Problems des Niger in Angriff genommen. Houghton, Watt und Winterbottom drangen nur wenige Meilen tief in das Binnenland Westafrikas. Der Schotte Mungo Park erforschte 1795–97 und 1805–1806 unter großen Gefahren den Niger von Gambia aus und verlor bei Buffa sein Leben. Auch Peddie, Campbell und Cowdrey (1815) erlagen am Senegal dem Klima, de Gray und Dochard kamen (1816–21) bis Galam. Der Franzose Mollien gelangte 1818 von Senegambien aus bis Timbo und entdeckte die Quellen des Senegal, Gambia und Rio Grande. Clapperton drang 1826 von Benin bis Sokoto vor, wo er 1827 starb, nur sein Diener Lander kehrte mit den Tagebüchern nach England zurück. Lander erreichte später mit seinem Bruder John von Badagry an der Sklavenküste aus den Niger bei Buffa und verfolgte den Strom bis zu seiner Mündung, 1832 fuhr er zum zweitenmal im Dampfboot unter Laird den Niger stromaufwärts. Die erste sichere Kunde von Timbuktu brachte der Franzose Caillié, der im Bettlergewand 1824–28 ganz Nordwestafrika durchzog, Timbuktu besuchte und glücklich über Marokko heimkehrte. Unter Oldfield wurde bis 1834 die Erforschung des untern Niger fortgesetzt. Durch die Ergebnisse der Barthschen Reise angeregt, erfolgte später (1854) noch eine englische Expedition unter Baikie nach dem Tschadda (Binuë), auf der Jola nahezu erreicht wurde. Der Deutsche Flegel unternahm vom Niger aus eine Reise nach Sokoto, drang dreimal nach Adamáua vor und entdeckte die Quelle des Binuë. Vom Senegal aus versuchte man wiederholt, zum obern Niger vorzudringen, so 1841 unter Thomson nach Timbo und 1843 u. 1846–47 unter Raffenel. Leopold Panet reiste 1852 von St. Louis über Adrar nach Mogador und Ibn Moghdad (1861 auf demselben Weg) durch die westliche Sahara. Von Senegambien aus erforschten Hecquard 1853 Futa Dschallon, Pascal 1859 Bambuk und A. Lambert 1860 Futa Dschallon, Braouézec 1858–59 Futa, Mavidal Senegambien, Aliun Sal und Bourel 1860 Walata, H. Vincent 1860 Adrar, Schiffsleutnant Mage und Marinearzt Quintin 1863–66 das Nigergebiet von Sansanding bis Segu. In neuester Zeit haben die Franzosen ihre Herrschaft vom Senegal aus bis an den Niger ausgedehnt. Die Expeditionen von Gallieni (1880) und Desbordes (1881–82) verliefen nicht glücklich. Bayol erforschte 1881–82 Futa Dschallon, wo auch Gouldburys Expedition 1881 eintraf. Dieselbe Landschaft besuchten 1879–80 die Franzosen Aimé Olivier und Gaboriaud. Büttikofer machte 1886–1887 in der Negerrepublik Liberia wertvolle Untersuchungen. In einem 1884 nach Bamako am obern Niger geschafften Dampfboot wurde dieser Fluß 1887 bis Timbuktu befahren. Colin durchreiste 1883–1884 das Gebiet zwischen Bakel und dem Faleme, Lenoir forschte zwischen dem obern Gambia und dem Casamanze. Auch die militärischen Operationen der Obersten Frey (1885–86), Gallieni (1886–88), des Kapitäns Archinard (1888–89) u.a. förderten die Kenntnis Senegambiens. Zu gleicher Zeit durchquerte Kapitän Binger das Mandinkaland vom obern Niger bis zur Goldküste, von wo ihm Treich-Laplene entgegenkam. 1890 erreichte Leutnant Jaime Koriume bei Timbuktu; nach Wassulu gingen von Sierra Leone der britische Kommissar Garrett und von Kap Palmas der französische Kapitän Monteil, während Kapitän Ménard von Groß-Bassam über Kong nach Sakhala in der Landschaft Worodugu ging, aber 1. Febr. 1892 ermordet wurde. Das Tal des Faleme wurde durch Leclerc erforscht; 1897 erfolgte die Grenzfestlegung gegen Sierra Leone. Den Niger abwärts von Bammako bis Akassa befuhr als Erster 1896 Schiffsleutnant Hourst; größere Strecken des Stromes wurden darauf befahren 1897 durch Chevigné von Timbuktu bis Imentabonak, 1899 von Bammako bis Say durch Baillaud, der dann das ganze Nigerknie durchquerte, und durch Grandrye von Kulikoro bis Say. Im Nigerbogen waren 1896–97 Voulet und Chanoine tätig, letzterer ging 1898–99 durch Mossi und Gurma nach Say, wo er sich mit Voulet zu einem Vorstoß zum Tsadsee vereinigte. Am 14. Juli 1899 ermordete die meuternde Expedition den ihr nachgesandten Oberstleutnant Klobb, wurde aber durch Pallier entwaffnet und nach dem Tod ihrer Führer von Jolland zum Tsadsee geführt. Die unbekannte Küstenstrecke zwischen Groß-Bassam und Liberia, die Frankreich Anfang 1890 annektiert hatte, bereisten kurz danach Quiquerrez und de Segonzac, wobei ersterer seinen Tod fand. Der Grenzfluß Cavalli wurde 1899–1900 durch Hostains und d'Ollone erforscht.

Zur Erforschung der Guineaküste, von Dahomé und Aschanti wurden zahlreiche Expeditionen unternommen. Ricket bereiste 1812–13 und Bowdich 1817–18 Aschanti, Adam 1823 Dahomé, Freeman und Chapman 1838–43 Dahomé und Aschanti; ebenso seit 1840 Forbes und Norris Dahomé, Cruickshank 1850 die Goldküste, Hornberger und Brutschin 1853 die Sklaven- und Goldküste, Borghero 1862 Dahomé, Bonnat 1866–68 Aschanti. Winwood Reade drang 1868–70 bis Farabana vor, Anderson gelangte 1868 bis Musardu, Ramseyer und Kühne wurden 1870 in Aschanti in Gefangenschaft gehalten. Blyden forschte 1872 in Sierra Leone; auch der englische Feldzug gegen Aschanti (1873) brachte der Wissenschaft manchen Gewinn. 1875–76 stellte Bonnat seine wertvollen Forschungen am Volta an. Im deutschen Togogebiet forschten seit dessen Besitzergreifung durch Deutschland 1884 Hugo Zöller, 1886 Pater Baudin, 1887 Henrici, seit 1888 im Auftrage der deutschen Reichsregierung Wolf und v. François. Letzterer drang von Bagida über Salaga in das Gebiet von Mossi unter 11°28´ nördl. Br. vor. Wolf legte die Station Bismarckburg an und machte von hier aus zahlreiche Vorstöße. Leider starb Wolf schon 26. Juni 1889 auf einer Reise nach Dahomé. Leutnant Herold, dem der Botaniker Büttner beigegeben wurde, gründete Misahöhe. Hauptmann Kling durchforschte das Hinterland von Togo. G. A. Krause drang von Salaga 1886 bis Wagadugu und 1887 sogar bis Duensa, nahe dem 17.° nördl. Br., vor. Die Verwickelungen zwischen Dahomé und Frankreich hatten einige kleinere Reisen zur Folge, so die Befahrung des Wheme über Abome hinaus durch Ballot in einem Kanonenboot und die genaue Bestimmung der Lage der Stadt durch Bayol. Im Hinterland von Togo waren Gruner und v. Carnap 1894–95 tätig neben den Expeditionen von Lugard und Decoeur, ferner machten wichtige Aufnahmen E. Baumann, Graf von Zech, v. Döring und Kersting.

Die Quellen des Niger zu entdecken, gelang 1879 Moustier und Zweifel von der Gunineaküste aus. Der Niger, in dessen Delta französische Offiziere, wie Kapitän Brognard de Corbigny seit Ende 1862, Charles Girard 1866 und 1867 u.a., mit kartographischen Aufnahmen beschäftigt waren, wurde landeinwärts durch den britischen Leutnant Glover aufgenommen. Durch die energische Agitation R. Flegels wurde 1884 in Hamburg die Deutsche Binuëgesellschaft mit einem Kapital von 500,000 Mark gegründet. Aber Flegels Gefährten, mit denen er 1885 Hamburg verließ, erkrankten; Flegel selbst starb 11. April 1886, nachdem sein Zweck, das reiche Gebiet für Deutschland zu erwerben, durch die Royal Niger Company vereitelt worden war. Major Macdonald befuhr den Kebbi, einen nördlichen Nebenfluß des Binuë, in einem Dampfer 1890. Im Nigerdelta forschte 1895 Copland-Crawford; 1897 bereiste Vandeleur Bida und Ilorin. Vom Niger her drang der Missionar Robinson 1895 nach Kano vor und kehrte nach Lokodscha zurück, während Wallace von Kano über Sokoto nach Gomba am Niger und Bussang nach W. ging. Die Bischof Tugwellsche Expedition drang 1900 bis Kano vom Niger hervor.

Kapitän Burton und der Botaniker Mann untersuchten 1859–62 das Kamerungebirge. Weitere Forschungen stellten hier 1872–73 Reichenow, Buchholz und Lühder an. Auch Grenfell, Roß und Comber erforschten die Umgebung der Kamerunbai. Die Besitzergreifung Kameruns durch Deutschland erweckte neue Tätigkeit. An die Reise des Polen Rogozinski schlossen sich die von Zöller, Johnston, der Schweden Valdau und Knutson (1885), vor allem aber die Expeditionen der 1887 vom Reich ausgesandten Reisenden Zintgraff und der beiden Leutnants Kund und Tappenbeck. Leider starb Tappenbeck bald, auch Kund mußte schwer verletzt heimkehren. Zintgraff legte mit Leutnant Zeuner die Barombistation an und drang 1889 bis Ibi am Binuë vor. Leutnant Morgen reiste 1889 über die Jaundestation bis Ngila und über den Mbam am Sannaga zurück zur Küste und brach im Mai 1890 zum Binuë auf, den er unter 10° östl. L. erreichte. An der Küste von Kamerun nahm der deutsche Kreuzer Habicht Vermessungen vor, das Kamerunbecken und seine Zuflüsse nahm 1885–90 Bauinspektor Schran auf. Leutnant Ramsay machte 1892 wertvolle Aufnahmen im Sanagagebiet; 1893 ging v. Stetten durch das Wuteland nach Adamaua. Der Wettbewerb um das Hinterland veranlaßte die Aussendung französischer, dann auch deutscher Expeditionen. Mizon durchzog Adamaua von Yola über Ngaundere und Kunde zum Sangha, während Maistre von O. über Lame nach Garua am Binuë marschierte. Von großer Bedeutung wurde die deutsche Expedition unter v. Üchtritz und Passarge, die, von Yola ausgehend, nördlich bis Marrua, im S. bis Ngaundere gelangte. Topographische Aufnahmen machten ferner v. Besser, v. Stein, Dominik, Preuß, v. Carnap, Conrau, Plehn, Nolte, Glauning und v. Schimmelpfennig; geologisch arbeiteten Knochenhauer und Esch.

Die Gabunmündung u. die noch südlichern Ogowemündungen untersuchte seit 1856 Du Chaillu und drang 1864 bis in das Land Aschango vor, wo er das merkwürdige Zwergvolk der Obongo kennen lernte. Ebenfalls im Ogowegebiet forschten 1861 Griffon du Bellay und Serval, 1864 Genoyer und 1866 Walker, 1867 die Franzosen Aymes und Barbedor; um die Küstenaufnahmen machte sich dort de Langle verdient. 1873 bereisten wieder Walker und Schulze, dann de Compiègne und Marche den Ogowe, und Lenz begann an diesem Strome seine Tätigkeit. Die 1873 in Berlin gegründete Deutsch-Afrikanische Gesellschaft entsandte unter Güßfeldt eine Expedition, die 1873 bis 1876 die Loangoküste durchforschte. Foureau gelangte 1898 von Uesso am Sanga zum Come und untern Ogowe, während Oswald 1900 die Schiffbarkeit des Ogowe untersuchte.

Savorgnan de Brazza (1877 ff.) fand die Quellflüsse des Ogowe auf, erreichte den Kongo und durchforschte später mit Mizon das Gebiet zwischen den beiden Flüssen. Auch Brazzas Bruder war hier tätig. Crampel erforschte das Hinterland von Gabun und Ogowe und versuchte 1890 von Ubangi zum Tsadsee durchzudringen, doch wurde die Expedition völlig aufgerieben. Nun übernahm Brazza die Führung einer neuen Expedition, mit der er 1892 am Sangafluß aufwärts marschierte und in Comasa unter 3°40´ nördl. Br. mit Mizon zusammentraf, der den Niger und Binuë aufwärts gezogen war und sich dann seitwärts gewendet hatte. Die Mörder Crampels wurden durch Dybowski von der Station Bungui am Ubangi aus gezüchtigt. Mit großer Energie setzten die Franzosen ihren Weg zum Tsadsee fort. Die Wasserscheide zwischen Ubangi und Schari erkundeten Hanolet und van Calster; Gentil, dann Béhagle drangen bis in das Scharibecken vor, während Clozel 1893–95 vom Sanga aus zum Logone gelangte. 1897 befuhr Gentil den Schari mit einer Dampfpinasse bis zum Tsadsee, dagegen wurden die Expeditionen unter Cazemajou, der 1898 Sinder erreicht hatte, unter Béhagle und des diesem folgenden Bretonnet 1899 durch Rabah, den Usurpator von Bornu, vernichtet. Inzwischen waren die Expeditionen unter Jolland von W. her und unter Foureau und Lamy 1900 von N. her am Tsadsee eingetroffen, Rabah wurde geschlagen und fiel, auch Lamy blieb; die Verbindung mit Gentil konnte hergestellt werden. Darauf unternahm Prius eine Reise zum Sultan Snussi von Dar Runga. Das französische Kolonialreich in Westafrika war zusammengeschweißt.

Forschungen im Kongogebiet.

Die Mündung des Stromes wurde zuerst 1486 entdeckt; einen Versuch, den Fluß weiter hinauszugehen, machte aber erst Tuckey 1816, ihm folgten 1848 Ladislaus Magyar, 1863 Burton auf kurze Strecken. Livingstone hielt den 1867 von ihm entdeckten Luapula für den Oberlauf des Nils, doch wies Cameron 1874 nach, daß die Nilseen niedriger liegen als der Lualaba bei Nyangwe. Erst Stanley stellte durch seine Fahrt von Nyangwe bis Boma (5. Nov. 1876 bis 8. Aug. 1877) fest, daß der Lualaba mit dem Kongo identisch sei. Die südlichen Zuflüsse des Stromes waren schon seit langer Zeit bekannt, ohne daß freilich ihr Zusammenhang mit dem Kongo geahnt wäre. Schon 1796 hatten Pereira und 1798 Lacerda, 1802–11 auch die Pombeiros Petro und Antonio José das südliche Kongobecken durchzogen. Zum Reiche des Muata Jamvo waren Graça 1843–46 und Ladislaus Magyar 1850–51 vorgedrungen. Livingstones Entdeckungen von der Wasserscheide des Sambesi durch Lunda nach Angola (1852–54) und am Moëro- und Bangweolosee (1867 und 1868) wurden durch spätere Reisende vervollständigt. Lux kam nur bis Kimbundu, aber Pogge konnte 1875 sichere Nachrichten über das Lundareich gewinnen, nach ihm Buchner (1879–81). Schütt marschierte 1878–79 den Tschikapa aufwärts und gelangte als erster Europäer bis Mai Munene am Kassai (6°53´ südl. Br.). Capello und Ivens erforschten 1877 bis 1879 den Oberlauf des Kwango, Tschikapa und Kassaï. Pogge brach 1880 mit Leutnant Wissmann von Angola auf und gelangte bis Nyangwe, von wo Wissmann die Durchquerung des Kontinents bis Sansibar vollendete, während Pogge 1884 nach Loanda zurückkehrte, leider aber bald darauf starb. Seine Arbeit nahmen 1884 die Leutnants Schulze und Kund, Wolf als Anthropolog und der Botaniker Büttner auf. Major Mechow, ein andrer Sendling der Afrikanischen Gesellschaft, drang den Kwango entlang gegen N. vor. Stanley legte im Auftrage der Internationalen Afrikanischen Assoziation Stationen am untern Kongo an, drang den Kongo aufwärts bis zum Aruwimi vor und entdeckte 1882–83 die Seen Leopold II. und Mantumba, deren Verbindung miteinander und mit dem Kongo Grenfell 1886 und Bentley 1887 feststellten. Die fehlende Verbindung zwischen Oberlauf und Mündung der Zuflüsse brachten die nun folgenden Forschungen. Wissmann stellte 1884 mit Wolf, François und Müller die Verbindung des mächtigen Kassaï mit dem Hauptstrom fest. Wolf befuhr 1885–86 den Sankuru bis 6° südl. Br., den Lulongo befuhren 1885 Grenfell und François, den Lupori 1886 van Gèle. Den Oberlauf des Lualaba und seiner Zuflüsse sowie die Reiche Msiris und Kassongos erforschten 1883–84 Böhm und Reichard, 1884–85 Capello und Ivens, 1886–88 Arnot. Von Leopoldville gingen Kund und Tappenbeck 1885 nach O. und gelangten nach Überschreitung des Kwango, Kuilu und Kassaï zum Lukenje (Ikalla). Wissmann durchquerte 1886–87 vom Stanley Pool aus zum zweitenmal den Kontinent, wobei er das Land der Baluba gründlich durchforschte. Den Lubilasch oder Boloko befuhr Janssen 1889 bis 4°27´ südl. Br. Von den rechtsseitigen Zuflüssen wurden durch Hanssens 1884 der Mongalla und Itimbiri, durch Grenfell 1885 der Ubangi und Itimbiri, durch Baert 1886 und Hodister 1889 der Mongalla erforscht; van Gèle drang 1888 über die Songostromschnellen des Ubangi bis 23° östl. L. vor, und Stanley verfolgte den Aruwimi bis nahe an seine Quellen. Damit war eine Anknüpfung an die Forschungen von Schweinfurth, Junker u.a. geschaffen und die Uëllefrage gelöst. Von andern Forschungen seien noch erwähnt die von Müller, Pagels und Gleerup 1883–86 am Mittellauf des Kongo und die von Bentley, Erudgington, Johnston, Pechuel-Loesche, Chavanne, Danckelman, Comber am Unterlauf. Von Französisch-Kongo aus arbeiteten hier außer Brazza noch Guiral, der 1881 von Franceville den Stanley Pool erreichte, Rouvier, der 1886 von Brazzaville zum Ubangi zog, Cholet, der 1889 den Sanga bis 4° nördl. Br. befuhr, und Crampel, der ebenfalls am Ubangi forschte. Kartographisch wurde der Kongo aufgenommen von Lenz, Baumann, Rouvier u.a. Im Königreich Kongo machte Bastian 1857 ethnologische Studien. Der Portugiese Serpa Pinto durchquerte 1878 s. von Bihé aus längs des Sambesi den Erdteil, ein würdiger Nachfolger von Welwitsch (1853–65), Duparquet (1868), seiner Landsleute Travassos Valdez und J. Monteiro (1858 bis 1873) und Vorläufer von A. de Paiva und van Veth (1885–86), welche die westlichen portugiesischen Provinzen durchforschten. Hesse und der Herzog von Uzès unternahmen eine Forschungsreise in das Kongogebiet, Kapitän Stairs eine solche nach Katanga, starb aber 1892 auf der Rückreise zu Schinde. Die Expedition des Katanga-Syndikats unter Hodister wurde von den Arabern vernichtet, während van Kerckhoven einen glücklichen Vorstoß vom Kongo nach dem Uëlle und nach Wadelai machte. Auf dem Marsch aus dem Seengebiet zum Kongo wurde Emin Pascha 23. Okt. 1892 von Arabern zu Kinena ermordet, dagegen gelang es 1894 Graf v. Götzen, den Urwaldgürtel vom Kivusee her nach Kibonge zu durchschreiten. Den Kongolauf zwischen Nyangwe und der Lukugamündung erforschten 1895 Mohun und Hinde, während Brasseur 1896 die noch unerforschten Strecken des Lualaba und Luapula, der Quellflüsse des Kongo, befuhr. Ende 1896 untersuchte Kerckel, ein Mitglied der Katanga-Expedition Lemaires, die Höhlen am Lufira. Einen neuen Weg von Uganda zum Kongo fand 1898 Lloyd, der von Toru durch den Urwald zum Ituri marschierte und diesem bis zur Mündung folgte. Den ganzen Lauf des Luapula nahm Weatherley auf, nachdem er den Bangweolosee umfahren hatte. Vom Mbomu, einem Ubangizufluß, drang Liotard zum Bahr el Gazal vor und durchforschte die Wasserscheide zum Nil. Im Gebiete des Leopold II.-Sees war Jacques tätig, der den untern Luhenge, das Gebiet im O. des Sees und die Länder der Kundu, Baboma und Babele erkundete; Bolle drang im Dampfer den Luhenge noch etwas weiter hinaus. Bei der Erforschung der Flüsse Lohoro und Lulabu fand Schiötz Kolonien anthropophager Zwergstämme. Eine Durchquerung Afrikas führte Marchand 1897 bis 1899 aus, der von Loanda über Brazzaville zum obern Ubangi, dann über Land in das Flußgebiet des Bahr el Gazal ging, fünf Monate in Faschoda weilte und nach dem Zwischenfall mit England den Sobat und Baro aufwärts fuhr, um über Land Addis Abeba und schließlich Dschibuti zu erreichen. Im Flußgebiete des Sangha forschten 1897 v. Carnap-Querheimb, 1898–99 Rud. Plehn, der leider 24. Nov. 1899 fiel, und 1900–1901 Freiherr v. Stein, ferner Anfang 1900 der Franzose Jobit, der den linken Zufluß Likuala aufnahm. Eine Reise an der Ostgrenze des Kongostaates führten Sillye und Siffer 1900–1901 aus.

Forschungsreisen im Süden.

Die Kolonialpolitik Hollands ließ vom Kapland aus lange Zeit wenig für die Kenntnis des Innern geschehen. Erst 1777 konnte Gordon den Oranjefluß entdecken und Patterson 1778 dessen untern Lauf. Mit dem Erscheinen der Engländer wurde das anders. Barrow und Lichtenstein drangen, jener zu den Kaffern, dieser zu den Betschuanen, ins Innere vor. Evangelische Missionare ließen sich seit 1807 tief im Innern nieder, so die Engländer Campbell, Moffat, Philip, Hamilton, Kay, die Deutschen Hahn, Rath u.a., denen sich Burchell, Thompson, A. Smith, Steedman, Kapitän Alexander (Entdecker des Damaralandes), Harris und später Andersson anschlossen. Durch die Wanderung der Buren seit 1835 wurden bisher unbekannte Länder erschlossen. Jäger, wie Gordon Cumming, der Schwede Wahlberg, Gassiot (1851), Galton, Fr. Green (1852), Southerland, drangen tief ins Land, am bedeutungsvollsten aber wurden die Reisen des Missionars David Livingstone. Er erreichte 1849 den Ngamisee, durchquerte 1853–56 den Süden des Kontinents von Loanda bis Quillimane, erforschte 1858–64 das Gebiet des Sambesi, entdeckte dabei die Seen Nyassa und Schirwa und durchforschte 1868–73 das ganze große Gebiet um die Seen Nyassa, Tanganjika, Moero und Bangweolo. In Europa verschollen, traf er in Udschidschi den zu seiner Auffindung (1871) entsandten Stanley und starb, bis aus Ende als Forscher tätig, 1873 in Ilala am Bangweolo. In seine Fußstapfen traten Baines und Chapman (1858 ff.), Grout, Kretschmar, de Froberville, Döhne, Casalis, Hardeland, Josaphat und Theophil Hahn, Wangemann (1866 f.), Calderwood, Baldwing, Andersson, die von der Walfischbai bis an den Sambesi zogen. Fritsch durchwanderte 1864–66 den Oranje-Freistaat und Betschuanenland, Bleek erforschte die südafrikanischen Sprachen. Das Reich Mosilikatses durchzog Mauch wiederholt, ging 1872 bis zum Sambesi und entdeckte dabei die Ruinenstätte Simbabje. Hier forschten auch 1869 Mohr und Hübner, dann Krönlein, Thomas, Griesbach, Button, Merensky, während Vincent Erskine den untern Lauf des Limpopo, namentlich dessen Mündung auffand (1868–75). In neuester Zeit (1872 ff.) forschten in Südafrika Elton, Berthoud, Cohen, Kope, Oates, Ernst v. Weber, Lady Barker, Stevenson, Morton, Palgrave (1876), Depelchin (1879). Der Böhme Emil Holub durchwanderte dreimal, 1872–74, 1875–76 und 1886–87, das Betschuanenland bis über den Sambesi hinaus. Aurel Schulze drang längs des Tschobe nach W. bis zum Kubango vor. Die Einfahrt in den Limpopo wurde 14. April 1884 durch einen Dampfer erzwungen. Schinz durchkreuzte 1885 bis 1887 Deutsch-Südwestafrika von S. nach N. bis zum Kunene und nach O. zum Ngamisee. Paiva d'Andrada, Browne und Donnel machten Reisen in das Gasaland; die Züge von Selous (1887–89) bestätigten den Goldreichtum des Maschonalandes. Lloyd bereiste den untern Kubango, Wookey die Kalahari und Clarke das Basutoland; Stocker bestieg einige der höchsten Gipfel im Kathlambagebirge. Nördlich vom Sambesi und westlich vom Nyassasee erforschte noch Sharpe 1889 und 1890 ein noch nie zuvor betretenes Gebiet; François reiste 1890 vom Damaraland zum Nyassasee, 1890–91 zum Tschobe. Umfassende Reisen vom Kap zum Sambesi führte 1895–98 Penther aus. Hartmann durchforschte 1895 das Kaokofeld, Lugard und Passarge das Betschuanenland bis zum Ngamisee. Gibbons, Reid und Bertrand arbeiteten im Flußgebiete des Sambesi und im Barotselande. Vom Sambesi aus durchquerten 1895 Afrika Miot, dann Descamps und Chargais. Foa erforschte 1896 Tschipata und Makanga am Sambesi, wo er Goldfelder entdeckte, wandte sich darauf nach N. in das Kongogebiet und durchquerte den Erdteil nach W. Am Kuando und Sambesi waren 1897 Gibbons, Quicke und Stevenson-Hamilton, ersterer durchzog das Quellgebiet des Sambesi und Kongo und erreichte im Mai 1900 den Weißen Nil. Baum führte 1899 eine Expedition vom Kunene zum Sambesi, während Karl Peters und dann Schlichter die Stätte des allen Simbabje aufsuchten. Die bezweifelte Verbindung zwischen den Okavango- und Tschobesümpfen stellte Perry Read fest. Leutnant Eggers ging 1899 von Grootfontein zum Okavango, Andrade untersuchte den Kevefluß in Benguella, Grandjean den Komati an der Ostküste.

Forschungsreisen im Osten. Die Inseln.

Von der Ostseite Afrikas war 1789 Lacerda nach der Residenz des Cazembe gezogen, später (1831) Montairo und Gamitto, während Guillain die Küsten erforschte. Mosambik erforschte Peters. 1843 bereiste Krapf und seit 1846 J. Rebmann die Suaheliküste, sie zogen Erkundigungen über die Schneeberge und Äquatorialseen ein, desgleichen Erhardt. Erst 1856 ff. entdeckten Burton und Speke den Tanganjika und 1860 f. Speke und Grant den Ukerewe, den Quellsee des Nils.

Im äquatorialen Osten wurde durch deutsche Forscher ein weites Gebiet erschlossen. Baron v. d. Decken drang 1861 und 1862 mit Thornton bis an den Kilimandscharo vor, den er auf einer zweiten Reise mit Kersten bis zur Höhe von 4300 m erstieg. Leider wurde der verdienstvolle Forscher 1865 bei Bardera am Dschubb ermordet. Sein Begleiter Brenner bereiste das Land der südlichen Galla, während Kinzelbach zu Makdischu im Somalland 1868 dem Fieber erlag.

Um Livingstone aufzusuchen, ging 1873 Cameron von der Ostküste nach Udschidschi, umsegelte den Tanganjika und drang von hier bis Angola durch. Stanley marschierte 1874 von Sansibar zum Victoria Niansa, den er umfuhr, zog von hier durch Uganda zum Albert Niansa und erreichte den Tanganjika, den er gleichfalls befuhr, worauf er seine Fahrt den Lualaba abwärts zur Kongomündung vollendete.

Die Landschaften am nördlichen Nyassa erforschten Elton und Cotterill (1877), Young befuhr diesen See, zahlreiche Missionare, Wilson, O'Neill, Clarke, Smith, Felkin, Hore (1879–80), Craven, Hildebrandt, Raffray, Denhardt und Fischer, die an der Ostküste arbeiteten, der unglückliche Abbé Debaize (1878) und K. Johnston, Marno und Sendlinge der Internationalen Afrikanischen Assoziation (Crespel-Cambier, Maes, Wautier, Dutrieux, Popelin, v. d. Heuvel, Carter u.a.), sie alle arbeiteten rüstig an der Entschleierung Ostafrikas. J. Thomson, der auf seinen Forschungen am Nyassa und Tanganjika (1878–80) den Rikwa see entdeckt hatte, reiste 1884 zwischen Kilimandscharo, Kenia und Victoria Niansa und entdeckte das Aberdaregebirge; die Gebrüder James zogen von Berbera bis Bavi am Webi, Johnston verweilte fast ein halbes Jahr am Kilimandscharo, konnte aber nur bis 4940 m Höhe gelangen, wogegen Hans Meyer nach dreimaligem Versuch 1887, dann 1888 mit Baumann, wobei er durch den Aufstand der Araber in drohende Lebensgefahr geriet, endlich 1889 mit Purtscheller die höchste Spitze des Berges ersteigen konnte und den ersten Gletscher Afrikas entdeckte. Vor Meyer hatte Graf Teleki 1887 den Kilimandscharo besucht, dann den Kenia bestiegen und im N. den Rudolf- und den Stefaniesee entdeckt. O'Neill stellte fest, daß der Schirwasee keinen Abfluß hat. Zur Befreiung der durch die Mahdisten abgeschnittenen Forscher Junker, Emin, Casati, Lupton wurden 1886 mehrere Expeditionen entsandt. Fischer konnte nicht über den Victoria Niansa vordringen, doch gelang es Junker 10. Dez. 1886, Sansibar zu erreichen. Stanley zog mit einer großen Expedition den Kongo hinauf bis zum Aruwimi und dann diesen aufwärts zum Albertsee, von dem er nach nochmaligem Rückmarsch zum Kongo mit Emin und Casati 18. Mai 1889 nach Bagamoyo abmarschierte. Peters zog 1889 am Tana aufwärts zum Baringosee und kehrte, da Emin bereits an der Küste war, über Uganda zur Küste zurück. Die Britisch-Ostafrikanische Gesellschaft sandte zu demselben Zweck 1889 Swayne, Jackson und Pigott den Tana aufwärts. Die Führung einer Expedition nach dem Victoria Niansa übernahm Ende 1891 Baron v. Fischer, der aber 2. Juli 1892 in Njegesi am See starb, während der in Mpwapwa erkrankte Borchert die Leitung seiner Expedition dem Grafen von Schweinitz überlassen mußte. Die Insel Ukerewe im südöstlichsten Teile des Victoria Niansa untersuchte im April 1891 der Missionar Dermott. Eine von dem Amerikaner Astor Chanler, der bereits 1890 einen Jagdzug nach dem Kilimandscharo unternommen hatte, ausgerüstete Expedition ging unter diesem und v. Höhnel von Lamu aus, um den Rudolfsee und den Kenia zu erforschen. Den Lauf des Tana nahm 1890 Kapitän Dundas auf. Baumann zog Anfang 1892 von Tanga durch die Massaisteppe zum Victoria Niansa und entdeckte unterwegs den großen Salzsee Eja ssi und den kleinern, ebenfalls salzigen Manjarasee.

Die Überführung eines Dampfers zum Nyassasee leitete 1892 Wissmann mit Bumiller, während Emin Pascha mit Stuhlmann über Tabora zum Victoria Niansa und in das Quellgebiet des Ituri ging und dann in das Kongogebiet vordrang, wo er ermordet wurde, während Stuhlmann mit reichen Ergebnissen zur Küste zurückkehrte.

Dank dem großen Fleiß und Eifer der deutschen Offiziere, Beamten und Reisenden gehört Deutsch-Ostafrika jetzt zu den topographisch am besten erforschten Gebieten Afrikas. Aus der großen Fülle der Reisen seien hier nur genannt: die Expedition des Gouverneurs v. Schele 1893–94 zum Nyassasee, die Reise des Grafen von Götzen 1894 zum Kivusee und von dort zum Kongo, des Oberstleutnants v. Trotha 1896–97 durch die Massaisteppe zum Victoriasee und die Forschungen Ramsays im Quellgebiete des Kagera. Am Kilimandscharo waren Volkens und Leut 1893–94 wissenschaftlich tätig, doch wurde letzterer ermordet; Hans Meyer unternahm 1898 nochmals eine Besteigung des Kibo, entdeckte mehrere neue Gletscher und führte die Untersuchung des Bergeo zum Abschluß. Das Irangigebiet durchzog 1896 bis 1897 Werther. Im Nyassagebiet machte Bornhardt geologische Aufnahmen und wies das Vorkommen der Steinkohle nach; daselbst führten Fülleborn und Götz biologische Beobachtungen aus. Seit 1898 ist Kandt am Kivusee und im Zwischenseengebiet mit wichtigen Forschungen beschäftigt. Wertvolle Ortsbestimmungen brachte die Pendelexpedition 1899–1900 unter Kohlschütter und Glauning. Ferner machten topographische Aufnahmen Langheld, Hermann, Johannes, Engelhardt, Prince, Stadtbauer, Bethge, v. Prittwitz, v. Beringe, Kannenberg, P. Capus, P. Adams, Th. Meyer, Wallace u.a. Die Fauna des Nyassa und Tanganjikasees wurde 1895–97 und 1899–1900 durch Moore eingehend untersucht.

Am Tana machte 1894–95 G. Deuhardt wissenschaftliche Sammlungen. O. Neumann erreichte 1896 den Rudolfsee von S. her und verfolgte dessen Ostküste bis Randile. Schöller reiste 1896–97 in Uganda. Die erste Besteigung des Kenia führte Mackinder 12. Sept. 1899 aus, sie ergab eine Höhe von 5520 m. Kolb, der seit 1894 im Gebiete tätig war, wurde östlich vom Rudolfsee durch ein Nashorn getötet. Austin erforschte das Land zwischen dem Baringosee u. Mount Elgon. In Uganda führte Macdonald große Reisen vom Albert-Edwardsee bis zum Rudolfsee aus, dort war ferner Johnston tätig, der über den Semliki nach W. vordrang und auf dem Rückmarsch den Runforo bis zu 4500 m erstieg. Das Gebiet zwischen dem Victoria- und Naiwaschagebiet wurde Ende 1899 von Gorges erkundet.

Den Küstenrand des Somal- und Gallalandes nahm Kapitän Guillain auf (1846–48). Burton zog 1853 mit Stroyan, Speke und Herne bis Harar; der Pater Léon des Avanchers zog Erkundigungen über das Innere der Galla- und Somalländer ein (1858). Später (1871) erforschte Kapitän Milles die Gegend um das Kap Gardafui, und 1874 erlag Haggenmacher den Streichen wilder Galla, nachdem er einen Vorstoß bis Harar vom N. her ausgeführt. Nach der Eroberung von Harar durch die Ägypter (1875) wurde dieses (1882) von Baron John Müller und Sacconi besucht; Giulietti war da selbst 1881 ermordet worden. Révoil forschte 1877–78 an der Nord- und Ostküste des Somallandes, ebenso 1875 Hildebrandt. Seitdem sich die Franzosen in Obok, die Italiener in Assabbai festgesetzt, erforschten italienische Reisende (Antinori, Cecchi, Martini, Chiarini, Graf Antonelli 1880–82) Schoa und die angrenzenden Gebiete, von wo auch 1882 der Franzose Soleillet nach Kassa und Enarea vordrang. v. Hardegger und Paulitschke gingen 1884 von Zeila nach Harar und erforschten die Galla- und Somalländer. Hier machte auch 1892–93 Graf Salimbeni geographische Studien. Die in Schoa weilenden Traversi und Antonelli erforschten den Suaisee, Aubry beendete 1882 seine geologischen Forschungen zwischen Hawasch, Abai und Omo, Borelli bereiste 1885–88 das südliche Äthiopien und erforschte den Omofluß bis 7°22´ nördl. Br. Von Obia unternahm Bricchetti-Robecchi eine Reise bis nahe an das Kap Guardafui, und 1890 machte der italienische Hauptmann Baudi de Vesme von Berbera einen Ausflug ins Somalgebiet. Die Expedition des Prinzen Ruspoli zum Rudolfsee scheiterte durch die Feindseligkeit der Somal, die auch Ferrandis Marsch nach Bardera am Dschubb, freilich vergebens, zu hindern suchten. Leutnant Nurse unternahm im Oktober 1890 eine Reise zu politischen Zwecken von Dunkaraita nach Bulhar. Graf von Wickenburg führte eine Jagdreise durch Schoa und Kassa zum Rudolfsee aus. Donaldson-Smith ging 1894–1895 von Berbera zum Webi Schebeli, dann zum Rudolf- und Stefaniesee und kehrte 1899–1900 in das gleiche Arbeitsgebiet zurück. Mit einer starken italienischen Expedition brach V. Bottego 1895 von Brava nach Lugh am Dschubb auf, legte dort eine Station an und erreichte von dort quer durch das Borana-Gallaland den Rudolfsee, wurde aber 1896 von Abessiniern im Gallaland erschlagen, nachdem er wichtige Forschungen ausgeführt und den Nachweis der Omomündung in den See erbracht hatte. Den See erreichte ferner 1896 von Berbera aus über Lugh der Engländer Cavendish; ebendahin zog im Juni 1899 der russische Graf Leontiew mit abessinischen Truppen und untersuchte den Lauf des Omo. Die Kenntnis der Geographie des Osthorns wurde weiter gefördert durch die Reisen 1894 von Mainwaring 1895, von Elliot, Prinz Czetwertinski, Humpelmayr, Baron Nolde und Graf Kreutz, die bis zum Rudolf- und Stefaniesee vordrangen, 1898 von Weld-Blundell, der von Berbera zum Blauen Nil zog, 1899 von Wellby, der über den Rudolfsee zum Sobat ging, und von Bulatowitsch, der die Wasserscheide zwischen Omo und Sobat erforschte. Die Engländer Whitehouse, Harrison und Butler reisten durch das abessinische Hochland zum Stefaniesee und über den Baringosee dann nach Mombas. Die Expedition v. Erlanger und Neumann durchforschte zoologisch 1900 die Gebiete des Hawasch und des Webi Schebeli und wendete sich vom Abbajasee nordwärts nach Addis Abeba.

Abessinien besuchten 1805–10 Salt, 1821–25 die Deutschen Hemprich und Ehrenberg, 1832–33 Rüppell, 1834–43 Isenberg, Krapf und andre Missionare; 1837 ließ sich hier der Naturforscher Schim per nieder, 1838–48 forschten hier die Brüder d'Abba die, 1839,1842–44 Rochet d'Héricourt, 1840–42 Ferret und Galinier, van Beke, 1841 Harris, zu Beginn der 40er Jahre Parkyns, Trémeaux, 1851 Sa pet o, 1852–53 Th. v. Heuglin, 1854–61 W. Munzinger, 1861–63 v. Heuglin, Steudner und Kinzelbach. 1860–62 bereiste S. Baker die Landschaften am Atbara. Der englische Feldzug gegen Kaiser Theodor (1867–68), an dem auch Rohlfs teilnahm, rief viele Schriften über Abessinien ins Leben. In den 70er Jahren forschten hier Antinori, Piaggia, Raffray, Mitchell, Reinisch, Rohlfs und Stecker. Schweinfurth machte 1891 botanische Forschungen südlich von Massaua; in der Kolonie Eritrea wurde 1890–91 ein Areal von 10,000 qkm in Hamasen u. Senhit vermessen.

Die Inseln. Über die Kanarischen Inseln veröffentlichten Bory de Saint-Vincent, Dupetit-Thouars, Leopold v. Buch, Barker, Webb und Berthelot, v. Fritsch. Hartung, Löher, Hans Meyer, die A. v. Humboldt folgten, eine Reihe namhafter Werke. über Madeira schrieben Schacht, Mason, Eckersberg, Hochstetter, Smyth u.a. Die Kapverden erforschte geologisch Dölter, auf Fernando Po reiste 1886 Baumann, 1896 P. Juanola. Für die Erforschung Madagaskars haben Leguével de Lacombe, Charnay, Barbié du Bocage, Ida Pfeiffer, W. Ellis, neuerdings Alfred Grandidier viel getan. Andre Forscher, die diese Insel bereisten, sind: Dupré, Lacaille, Sachot, M'Leod, Pollen, Lacaze, Sibree, Mullens, Laillet, Bordier, Hildebrandt, Audebert, Alluaud (1895), Colin (1896–99) u.a. Über die Maskarenen berichteten Flemyng, Roussin, Drasche, Pajot, 1887 Cortese, Roblet, Nielsen-Lund, 1888 Ransome und McMahon, 1889 Catat, Foucart und Le Maistre. Auf Sokotora waren 1898 Bent, dann Grant und Forbes tätig. – Vgl. die chronologische Übersicht der wichtigsten Forschungsreisen in A. auf S. II des Textblattes zur Karte bei S. 147.

Erst 1884 ist Deutschland in A. mit den übrigen Kolonialmächten erfolgreich in Wettbewerb getreten. Wir geben deshalb im folgenden eine Zusammenstellung der

wichtigern Ereignisse aus der Geschichte Afrikas seit 1884.

1884. 21. Jan.: Übergang der dem deutschen Konsul in Tunis zustehenden Gerichtsbarkeit auf die von Frankreich eingesetzten Gerichte. – 8. Febr.: Tod Ketschwayos zu Eshowe. – 26. Febr.: Vertrag zwischen England und Portugal über die Kongomündung. – 27. Febr.: Londoner Konvention über Transvaal. – 24. April: Besitzungen der Firma F.A.E. Lüderitz in Südwestafrika durch Bismarck unter deutschen Schutz gestellt. – 5. Juli: Togo unter deutschen Schutz gestellt. – Deutsche Flaggenheißungen (G. Nachtigal): 14. Juli an der Kamerunmündung, 21. Juli in Bimbia, 23. Juli in Klein-Batanga, 7. Aug. in Angra Pequena, 28. Aug. in Hickory Town. – 11. Okt.: Bastaards von Rehoboth unter deutschem Schutz. – 15. Nov.: Eröffnung der Berliner Kongokonferenz. – 21. Nov.: Vertrag von K. Peters mit Ngurn. – 20./22. Dez. Deutsche Kriegsschiffe Bismarck und Olga vor Kamerun.

1885. 5. Jan.: Englisches Protektorat über die Küste des Pondolandes. – 26. Jan.: Chartum von den Mahdisten erobert. – 6. Febr.: Massaua, Beilul und Gubbi von Italien besetzt. – 26. Febr.: Unterzeichnung der Generalakte der Berliner Kongokonferenz. – 27. Febr.: Kaiserl. Schutzbrief an die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft. – 18. April: Der König der Dscholos unter dem Schutz Frankreichs. – 26. Mai: Die Ägypter räumen Harar. – 27. Mai: Sultanat Witu unter deutschem Schutz. – 5. Juni: Die Nigerdistrikte unter britischer Oberhoheit. – 10. Juni: Gefecht bei Moschi. – 22. Juni: Tod des »Mahdi« Mohammed Ahmed in Omdurman. – 5. Aug.: Portugals Protektorat über Dahomé. – 30. Sept.: Britisch-Betschuanenland Kronkolonie. – 17. Dez.: Französisches Protektorat über Madagaskar. – 24. Dez.:.Vertrag zwischen Frankreich und England über Abgrenzung Kameruns.

1886. 10. Juli: Freibrief der Royal Niger Company. – 2. Aug.: Vertrag zwischen England und Deutschland über Abgrenzung Kameruns. – 30. Sept.: Sokotora von England besetzt. – 29. Okt.: Abgrenzung zwischen der deutschen und englischen Interessensphäre in Ostafrika (Sansibar). – 30. Dez.: Deutsch-portugiesischer Vertrag über die Südgrenze von Angola.

1887. 10. Jan.: Menelik von Schoa erobert Harar. England tritt die Muschahinseln an Franfreich ab. – 23. März: Samory unter französischem Protektorat. – 29. März: Ambasbai und Victoria der deutschen Kolonialverwaltung übergeben. – 14. Mai: Sululand englisch. – 24. Mai: Seyyid Bargasch von Sansibar überläßt die Verwaltung der Küste zwischen Wanga nnd Kipini der Britisch-Ostafrikanischen Gesellschaft. – 6. Juli: Freundschaftsvertrag zwischen England und Tongaland. – 14. Sept.: Die Neue Republik als Distrikt Vrijheid mit der Südafrikanischen Republik vereinigt. – 22. Dez.: Portugal verzichtet auf das Protektorat über Dahomé und räumt Whydah.

1888. 11. Febr.: England Freundschaftsvertrag mit den Matabele. – 20. März: Schutzvertrag Frankreichs mit den Futa Dschallon. – 8. April: Vertrag zwischen Sansibar und der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft über das Küstengebiet südlich vom Umbafluß. – 25. April: Tod Seyyid Bargaschs von Sansibar. – 29. April: Stanleys Zusammentreffen mit Emin. – 18. Juli: Tieba von Kenedugu unter französischem Schutz. – 25. Juli: Britische Interessensphäre in Südafrika bis zum Sambesi. – 3. Sept.: Die Britisch-Ostafrikanische Gesellschaft erhält Hoheitsrechte. – 20. Dez.: Grenfell schlägt Osman Digna bei Suakin.

1889. Januar: Schutzherrschaft Frankreichs über Kong. – 8. Febr.: Sultan von Obbia unter italienischem Schutze. – 9. März: Johannes von Abessinien fällt bei Metemmeh. – 2. Mai: Vertrag von Utschalli zwischen Italien und dem Negus Menelik II. – 8. Mai: Wissmann schlägt Buschiri bei Bagamoyo. – 8. Juli: Erstürmung Panganis. – 11. Okt.: Mwanga von Uganda zieht wieder in Mengo ein. – 15. Okt.: Die Britisch-Südafrikanische Gesellschaft erhält einen Freibrief für 25 Jahre. – 22. Okt.: Küste zwischen der Nordgrenze von Witu und der Südgrenze von Kismaju unter deutschem Schutz. – 15. Nov.: Italiens Protektorat über die Küste zwischen Warschekh und der Dschubbmündung. – 6. Dez.: Sultan von Aussa unter italienischem Schutz. – 14. Dez.: Hinrichtung Buschiris.

1890. 9. März: Niederlage Bana Heris von Useguha. – 6. April: Segu Sikoro von den Franzosen besetzt. – 1. Juli: Vertrag zwischen Deutschland und England (deutsche Schutzherrschaft im N. des Tana beseitigt und britische Schutzherrschaft dort und über Sansibar anerkannt; in der Folge auch englische Schutzherrschaft über Uganda). – 2. Juli: Deklaration zur Generalakte der Brüsseler Antisklavereikonferenz. – 5. Aug.: Abgrenzung der englischen und französischen Interessensphäre am Niger. – 3. Okt.: Dahomé willigt in französisches Protektorat über Porto Novo und Besetzung von Kotonu. – 20. Dez.: Vertrag Mwangas von Uganda mit Lugard von der Britisch-Ostafrikanischen Gesellschaft.

1891. 1. Jan.: Deutschland nimmt die Küste Deutsch-Ostafrikas in Besitz gegen Zahlung von 4 Mill. Mk. an Sansibar. – 18. Febr.: Tokar von den Agyptern zurückerobert. – 24. März u. 15. April: Teilung des tropischen Nordostafrika in eine englische und eine italienische Einflußspäre. – 14. Mai: Englisches Protektorat über Nyassaland. – 28. Mai: Vertrag zwischen England und Portugal über die südöstliche Angolagrenze. Elfenbeinküste zwischen Cavally und St. Andreas französisch. – 11. Juni: Englisch-portugiesischer Vertrag über Britisch-Zentralafrika. – 17. Aug.: Niederlage Zelewskis in Uhehe durch Kwawa Mahinya. – 13. Okt.: Portugiesische Kolonie Mosambik in den Freien Staat von Ostafrika verwandelt. – Dez.: Erschießung Msiris durch den belgischen Kapitän Bodson.

1892. 7. Jan.: Tod Tewfik Paschas. – 1. Febr.: Sansibar Freihafen. – 30. Mai: König von Uganda unter der Schutzherrschaft der Britisch-Ostafrikanischen Gesellschaft. – 20. Okt.: Ermordung Emin Paschas zu Kinena. – 17. Nov.: Die Franzosen unter Dodds besetzen Dahomé. – St. Paul und Amsterdam in französ. Besitz.

1893. 22. Febr.: Englands Besitzungen am Nyassasee zur Kolonie Britisch-Zentralafrika erklärt. – 14. April: Vertrag zwischen Deutschland und Großbritannien über die Westgrenze Kameruns (Rio del Rey). – 12. Juli: Abkommen zwischen England und Frankreich über Aufteilung Oberguineas. – 17. Juli: Kassala von den Italienern den Mahdisten entriffen. – 25. Juli: Deutsch-englischer Vertrag über das Kilimandscharogebiet. – 1. Nov.: Niederlage Lobengulas am Bembesi. – Sieg der Italiener über die Mahdisten bei Agordat. – 15. Nov.: Deutsch-englischer Vertrag über Hinterland von Kamerun (bis zum Tsad).

1894. 10. Jan.: Die Franzosen in Timbuktu. – 15. März: Abkommen zwischen Deutschland und Frankreich über Ostgrenze von Kamerun. – 5. Mai: Vertrag zwischen Großbritannien und Italien über Abgrenzung im Gebiete des Golfes von Aden. – 12. Mai: Grenzvertrag zwischen Großbritannien und dem Kongostaat. – 17. Juni: Die Italiener in Kassala. – 19. Juni: Englands Schutzherrschaft über das Gebiet der Britisch-Ostafrikanischen Gesellschaft (Uganda-Protektorat). – 10. Aug.: Grenzvertrag zwischen Frankreich und Liberia. – 14. Aug.: Übereinkommen zwischen Frankreich und dem Kongostaat (Talweg des Mbomo und Wasserscheide zwischen Kongo und Nil). – Sept.: Pondoland zur Kapkolonie. – 9. Sept.: Unterwerfung Hendrik Witboois unter Deutschland. – 30. Okt.: Gouverneur v. Schele besiegt Kwawa Mahinya bei Kuirenga. – 10. Dez.: Swasiland unterm Schutz Transvaals.

1895. 1. Jan.: Strecke Pretoria-Komatipoort (Delagoa-Bahn). – 21. Jan.: Übereinkommen zwischen Frankreich und England über ihre Grenzen im Norden und Osten von Sierra Leone. – 1. April: Die Italiener in Adua. – 29. April: Tongaland britisches Schutzgebiet. – 1. Mai: Britisch-Maschonaland »Rhodesia«. – 15. Juni: Ostafrika zwischen Tana und Dschubb bis Uganda unter britischem Schutz (Ostafrikanisches Protektorat). Britische Kronenkolonie Betschuanenland zur Kapkolonie. – Nov.: Nördliches Betschuanenland britisches Schutzgebiet. – 7. Dez.: Die Italiener unter Toselli bei Amba-Aladschi geschlagen. – 29. Dez.: Einfalt Dr. Jamesons in Transvaal.

1896. 1. Jan.: Krügersdorp. – 1. März: Baratieri bei Aldua geschlagen. – 30. Mai: Madagaskar französische Kolonie. – 30. Juni: Unyoro und Ussoga unter britischem Schutz. – 21. Aug.: Britischer Schutz über Hinterland von Sierra Leone. – 27. Aug.: Hamud Sultan von Sansibar. – 31. Aug.: Sansibar und Pemba »East Africa Protectorate«. – 23. Sept: Dongola von der englisch-ägyptischen Armee den Derwischen entriffen. – 26. Okt.: Friede von Addis-Abebá zwischen Italien und Abessinien.

1897. 4. Juni: Abkommen zwischen Abessinien und England über Abgrenzung Britisch-Somallands (England verzichtet auf Harar). – 19. Okt.: Deutsch-französisches Abkommen über Abgrenzung Togos. – 17. Dez.: Sululand zu Natal. – 25. Dez.: Kassala von englisch-ägyptischen Truppen besetzt.

1898. 7. April: Niederlage der Mahdisten bei Nakheila am Atbara. – 14. Juni: Abkommen zwischen England und Frankreich über ihre Interessensphären von der Westküste bis zum Tsadsee. – 2. Juli: Kongobahn von Matadi zum Stanley Pool. – 19. Juli: Selbstmord des Wahehesultans Kwawa Mahinya. – 2. Sept.: Einnahme von Omdurman durch die englisch-ägyptische Armee. – 9. Sept.: Gefangennahme Samorys durch Gouraud.

1899. 21. März: Sudân-Abkommen zwischen Frankreich und England. – 8. Juni: Abänderung der Brüsseler Antisklaverei-Generalakte hinsichtlich der Zulassung von Spirituosen in Afrika. – 30. Juni: Die Ländereien der Royal Niger Company an die brit. Regierung. – 9. Okt: Ultimatum der Burenrepubliken an England; 11. Okt.: Beginn des Südafrikanischen Krieges. – 21. Okt.: Niederlage Rabahs durch die Franzosen bei Kuno am Schari. – 14. Nov.: Regelung der deutsch-englischen Grenze Togos (Samoa-Abkommen). – 24. Nov.: Tod Abdullahis bei Om Debrikat.

1900. 1. Jan.: Britische Protektorate Northern und Southern Nigeria. – 19. Jan.: Osman Digna von Engländern gefangen. – Jan.: Die Franzosen setzen Ahmar Scindda als Sultan von Bornn ein. – März bis Juni: Belagerung Hodgsons in Kumassi durch die Aschanti. – 22. April: Tod Rabahs bei Kusseri. – 25. Mai: Deutsches Reichsgesetz über Postdampffchiffsverbindungen mit Afrika. – 2. Juni: Tod Samorys. – 10. Sept.: Deutsches Reichsgesetz über die Schutzgebiete. – 10. Okt.: Inkrafttreten der kaiserlich deutschen Verordnung über das Bergwesen in Deutsch-Ostafrika.

1901. August: Tod Fadelallahs von Bornu. Sultan der Micourtins bei Benadir unter italienischer Oberhoheit. – 19. Dez.: Uganda-Eisenbahn am Ufer des Victoria Niausa angelangt.

1902. 31. Mai: Ende des Südafrikanischen Krieges: die Delegierten der Buren unterzeichnen in Vereeniging die von Kitchener und Milner gestellten Friedensbedingungen.


[Literatur.] Für die Kenntnis Afrikas bilden die Berichte der oben angeführten Forschungsreisenden die Hauptquelle. Für die frühern Perioden vgl. Paulitschke, Die Afrikaliteratur von 1500–1750 (Wien 1882). Werke allgemeinen Inhalts: Ritter, Afrika (1. Teil der »Erdkunde«, 2. Aufl., Berl. 1822); Reclus, Nouvelle géographie universelle, Bd. 10–13 (Par. 1885–88; davon in neuer Bearbeitung durch Onésime Reclus: »L'Afrique Australe«, 1901); Hahn, Afrika, eine allgemeine Landeskunde (Leipz. 1901); Keane, Africa (in Stanfords Kompendien, Lond. 1895, 2 Bde.); Heawood, Geography of Africa (das. 1896); Greswell, Geography of Africa south of the Zambesi (das. 1892); Sir H. H. Johnston, British Central Africa, north of the Zambesi (2. Aufl., das. 1899); Hartmann, Die Nigritier (Berl. 1876); Ratzel, Völkerkunde, Bd. 1 (2. Aufl., Leipz. 1895); Futterer, A. in seiner Bedeutung für die Goldproduktion (Berl. 1894); Stromer v. Reichenbach, Die Geologie der deutschen Schutzgebiete in A. (Münch. 1896); Keltie, The partition of Africa (Lond. 1895); Sanderson, Africa in the nineteenth century (das. 1898); Deville, Partage de l'Afrique (Par. 1897); van Ortroy, Conventions internationales définissant les limites actuelles des possessions etc.en Afrique (Brüss. 1898, enthält die amtlichen Aktenstücke über Grenzregulierungen seit 1841); H. H. Johnston, History of the colonisation of Africa by allen races (2. Aufl., Cambr. 1902); Zimmermann, Die europäischen Kolonien (Berl. 1896–1901, Bd. 1–4); Schurtz, Afrika (im 3. Bd. von Helmolts »Weltgeschichte«).

Zur Entdeckungsgeschichte: Die in den Artikeln »Numidien«, »Tunis« etc. angeführten Schriften über die Geschichte der betreffenden Länder im Altertum; Paulitschke, Die geographische Erforschung des afrikanischen Kontinents (2. Aufl., Wien 1880); Jones, Africa. History of exploration from Herodotus to Livingstone (New York 1875); Adan, Itinéraire suivi des principaux voyageurs del'Afrique (Brüss. 1880); White, The development of Africa (2. Aufl., Lond. 1892); Umlauft, A. in kartographischer Darstellung von Herodot bis heute (Wien 1887). Spezialwerke: Roscher, Ptolemäos und die Handelsstraßen in Zentralafrika (Gotha 1857); Kunstmann, A. vor der Ankunft der Portugiesen (Münch. 1853); Wappäus, Untersuchungen über die geographischen Entdeckungen der Portugiesen unter Heinrich dem Seefahrer (Götting. 1842); Santarem, Recherches für la priorité de la découverte des pays situés für la côte occidentale d'Afrique (Par. 1842). – Über die Fortschritte der Afrikaforschung berichten die kolonialen und geographischen Zeitschriften der in Betracht kommenden Staaten.

Karten von A. lieferten Habenicht (Spezialkarte, 1: 4,000.000, 12 Blatt; 3. Aufl., Gotha 1892), KiepertPolitische Wandkarte«, 1: 8,000,000, 4. Aufl., Berl. 1890), BerghausPhysikalische Karte«, Gotha 1890), die Handatlanten von Stieler 1: 7,500,000 (im Erscheinen), Debes (1898), Andree (1902) je 1: 10,000,000; »Afrique, publié par le service géographique de l'Armée«, 1: 2,000,000, 63 Blatt (Par. 1891, wird kurrent gehalten; Reduktion in 6 Blätt., 1: 8,000,000, das. 1894); StanfordLibrary Map of Africa«, 1: 5,977,382, 4 Blatt, Lond. 1892); Friedrich, »Handels- und Produktenkarte von A.« (Leipz. 1902).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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