Monismus

Monismus

Monismus (griech.), »All-Einheitslehre«, heißt jede Erklärungsweise eines einzelnen Gebietes der Wirklichkeit oder der Welt im ganzen, die nicht, wie der Dualismus (s. d.), von zwei oder, wie der Pluralismus, von mehreren letzten Prinzipien ausgeht, sondern die Mannigfaltigkeit des Gegebenen auf einen einzigen letzten Grund zurückzuführen sucht. Während also z. B. der Dualismus gewisse Gegensätze, wie Gott und Welt, Natur und Geist, Leib und Seele, Sinnlichkeit und Sittlichkeit, Erscheinung und Ding an sich etc., als in der Natur der Dinge begründete und deshalb unüberbrückbare ansieht, strebt der M. danach, sie aufzuheben, als bloße Modifikationen eines Grundprinzips aufzufassen. So identifiziert der Pantheismus Gott und die Welt, der Materialismus betrachtet die tote, der Hylozoismus die beseelte Materie, der Spiritualismus geistige Wesen, die Identitätsphilosophie ein die Erscheinungen des Materiellen und Geistigen gleichzeitig bedingendes indifferentes Urwesen als die alleinige Grundlage der Wirklichkeit. Auf die höchste Stufe des metaphysischen M. erheben sich aber die Denker, die, wie Spinoza, Schelling, Hegel, Schopenhauer, v. Hartmann u.a., nicht nur die qualitative Verschiedenartigkeit, sondern auch die numerische Vielheit des wahrhaft Seienden leugnen und die vielen Einzeldinge als den Meereswellen vergleichbare Gestaltungen des einen Urwesens ansehen. – In der Gegenwart wird oft vorzugsweise die in der naturwissenschaftlichen Entwickelungslehre wurzelnde (besonders durch Spencer und Haeckel vertretene) Weltanschauung M. genannt, welche, jedes jenseit der physischen Welt liegende (transzendente) Sein leugnend, die letztere als ein in allen Teilen einheitlich zusammenhängendes, nach ihm innewohnenden allbeherrschenden Gesetzen sich veränderndes Ganze betrachtet und besondern Nachdruck darauf legt, daß auch der Mensch keine Ausnahmestellung in der Welt einnimmt, sondern als Glied des Naturganzen den Gesetzen desselben unterworfen ist. Am 11. Jan. 1906 wurde in Jena ein Deutscher Monistenbund unter dem Ehrenvorsitz Ernst Haeckels gegründet. Vgl. Ratzenhofer, Der positive M. (Leipz. 1899); Sack, Monistische Gottes- und Weltanschauung (das. 1899); Haeckel, Der M. als Band zwischen Religion und Wissenschaft (12. Aufl., Bonn 1905).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Monísmus — (grch.), die metaphysische Ansicht, welche alle Erscheinungen auf ein einziges, materielles oder geistiges, Prinzip zurückführt; Monisten, Anhänger des M …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Monismus — Der Monismus ist die philosophische oder metaphysische Position, wonach sich alle Vorgänge und Phänomene der Welt auf ein einziges Grundprinzip zurückführen lassen. Der Monismus bezieht damit die Gegenposition zum Dualismus und Pluralismus, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Monismus — Mo|nịs|mus 〈m.; ; unz.; Philos.〉 philosoph. Lehre, dass alles Seiende auf ein einheitl. Prinzip zurückzuführen sei (beim materialist. Monismus auf die Materie, beim idealist. Monismus auf den Geist); Ggs Pluralismus (1) [neulat.; zu grch. monos… …   Universal-Lexikon

  • Monismus —    (griech. = Einheitsauffassung), als Begriff erst im 19. Jh. verwendet, als Leitgedanke schon in der indischen Religiosität u. in der griech. Antike in der Bemühung um All Einheit entwickelt. In der Neuzeit war der M. weitgehend identisch mit… …   Neues Theologisches Wörterbuch

  • Monismus — Mo|nịs|mus 〈m.; Gen.: ; Pl.: unz.; Philos.〉 philosoph. Lehre, dass alles Seiende auf ein einheitliches Prinzip zurückzuführen sei; Ggs.: Pluralismus (1) [Etym.: <grch. monos »allein«] …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Monismus — Mo|nis|mus der; <zu gr. mónos »allein« u. ↑...ismus> philosophisch religiöse Lehre von der Existenz nur eines einheitlichen Grundprinzips des Seins (Philos.); Ggs. ↑Dualismus …   Das große Fremdwörterbuch

  • Monismus — Mo|nịs|mus , der; <griechisch> (philosophische Lehre, die jede Erscheinung auf ein einheitliches Prinzip zurückführt) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Anomaler Monismus — Der anomale Monismus ist eine Position der Philosophie des Geistes, die von Donald Davidson entwickelt worden ist. Sie behauptet zum einen, dass jedes einzelne mentale Ereignis mit einem einzelnen physischen Ereignis identisch ist. Zum anderen… …   Deutsch Wikipedia

  • Neutraler Monismus — ist die philosophische These, dass sowohl Geist als auch Materie aus ein und denselben Elementen bestehen, die ihrerseits weder Materie noch Geist darstellen und insofern neutral sind. Die Geistigkeit bzw. Materialität wird auf die Beziehung der… …   Deutsch Wikipedia

  • Theoretischer Monismus — ist in der Wissenschaftstheorie die dem Theorienpluralismus entgegengesetzte Position; danach kann nur eine einzige Theorie (bzw. höchstens eine Menge miteinander logisch konsistenter Theorien) für ein bestimmtes Wissensgebiet als wahre und… …   Deutsch Wikipedia

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