Lonicēra

Lonicēra

Lonicēra L, (Lonicere), Gattung der Kaprifoliazeen, aufrechte oder kletternde Sträucher mit stets gegenständigen Blättern, verschiedenen, aber stets der Anlage nach cymösen Blütenständen, einer Blumenkrone mit meist verlängerter Röhre und gewöhnlich zweilippigem Saum und mit meist armfauligen Beeren. Über 100 Arten, fast in allen Gebieten der nördlichen Halbkugel, am zahlreichsten im östlichen Asien und im Gebiete des Himalaja. I. Caprifolium DC. (Geißblatt), kletternde Sträucher, obere Blattpaare der blühenden Zweige meist paarweise verwachsen (s. Tafel »Blattformen I«, Fig. 8), Blüten in köpfenartig angeordneten Wirteln oder Büscheln, mit langer Blumenkronenröhre (s. Tafel »Blütenformen I«, Fig. 13) und roten oder orangefarbenen, stets getrennten Beeren. 20 Arten, meist im wärmern Europa und Nordamerika. L. Periclymenum L. (nördliches Geißblatt, Geißrebe, deutscher Jelängerjelieber), ein Schlingstrauch in Mittel- und Südeuropa, dem Kaukasus und Nordafrika, mit nicht verwachsenen Blättern, dicht gedrängt aufeinander folgenden, wohlriechenden Blütenquirlen, meist außen roten, innen gelben Blüten und roten Beeren, ist in Blattform und Blütenfarbe sehr veränderlich und wird in Gärten zu Lauben etc. benutzt. L. caprifolium L. (südliches Geißblatt), in Italien, Österreich, der Türkei und dem Kaukasus, mit auf der Unterseite meist blaugrünen Blättern, deren obere Paare zusammengewachsen sind, sitzenden Blütenquirlen im Winkel der obersten Blattpaare, sehr wohlriechenden, in der Farbe mit der Zeit wechselnden, 5 cm langen Blüten und roten Beeren, bildet 5 m lange und sich leicht verästelnde Stengel, die Lauben etc. schnell bedecken. L. sempervirens L., mit glänzend dunkelgrünen Blättern, prachtvoll scharlachroten Blüten, sehr langer Blütenröhre und fast aktinomorphem Saum, in Nordamerika, wird ebenfalls häufig kultiviert. L. brachypoda DC., in Japan, wird besonders in der Abart mit goldgelb geaderten Blättern zum Beziehen kleiner Beete und Gitter, auch als Ampelpflanze kultiviert. – II. Xylostéon DC. (Heckenkirsche), aufrechte Sträucher mit stets freien Blättern, gepaart stehenden Blüten in den Blattwickeln, kurzer Blumenkronenröhre und meist mehr oder weniger verwachsenen, verschiedenfarbigen Beeren. Über 70 Arten, meist in Ostindien und China. L. Xylosteum L. (Hecken-, Ahl-, Hundskirsche, Bein-, Knochenholz, Seelenholz), in Europa, bis zum Kaukasus und Sibirien, ist ein 1,25–2,5 m hoher Strauch mit eirundlichen, behaarten, besonders auf der Unterfläche graugrünen Blättern, weißen, später sich gelb färbenden Blüten und roten Beeren. Er wird als Zierstrauch kultiviert. Das sehr harte Holz wird als Werkholz benutzt. Die Früchte erzeugen Erbrechen und schweren Durchfall, bei Kindern auch Betäubung und Krämpfe, können sogar den Tod herbeiführen. Über die Giftigkeit der Beere der andern Arten liegen sichere Angaben nicht vor, immerhin scheint Vorsicht geboten zu sein. Einer unsrer schönsten Blütensträucher ist L. tatarica L., im mittlern und südlichen Rußland und in Sibirien, ein 2,5–3 m hoher, kräftiger, buschiger Strauch mit unbehaarten, hellgrünen Blättern, schönen roten Blüten und roten Beeren. Er wird in mehreren Varietäten kultiviert und ist vielfach halb verwildert. Auch L. nigra L., mit rötlichweißen Blüten und schwarzen Beeren, von den Pyrenäen durch die Gebirge Mitteleuropas, durch Rußland und Nordasien verbreitet, L. alpigena L., mit purpurnen Blüten und roten Beeren, in den Gebirgen Mitteleuropas, und andre Arten werden als Ziersträucher kultiviert. Die Anpflanzung der Loniceren in der Nähe von Obstgärten ist nicht ratsam, weil in ihren Früchten die Larve der Kirschfliege lebt.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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