Kraftlinienstreuung

Kraftlinienstreuung (engl. Leakage) bei Dynamomaschinen. Die Kraftwirkung eines Magneten oder Elektromagneten erfolgt, wie die der Schwere, nach gewissen Linien, die magnetische Kraftlinien (s. d.) genannt werden. Sie verlaufen, soweit dies ihnen möglich ist, im Eisen des Magneten und bilden in einem kreisförmigen eisernen Ringe Kreise, die nirgends aus dem Eisen heraustreten; ein solcher Ring übt nach außen wahrnehmbar werdende magnetische Wirkungen nicht aus, er zieht z. B. Eisenteilchen nicht an. Nimmt man aber aus ihm ein Stück heraus und ersetzt es durch einen unmagnetischen Körper, wie Luft, Papier, Messing u. dgl., so drängt dieser die Linien auseinander, der Ring erhält an seinen Endflächen Pole, zwischen denen die Linien nicht mehr den kürzesten Weg nehmen, vielmehr eine mehr oder weniger starke Wölbung nach außen erhalten. Sie verlaufen also nicht mehr so dicht gedrängt wie im Eisen, es tritt eine Streuung der Kraftlinien ein, die um so merklicher wird, als sie bereits in den den Polflächen benachbarten Eisenquerschnitten beginnt, aber durch ein in den Raum zwischen den Polflächen eingesetztes, genau passendes Stück Eisen wieder aufgehoben wird. Ein solches sucht also die gestreuten Kraftlinien in sich zu vereinigen. Legt man demnach vor die Pole eines Hufeisenmagneten einen eisernen Anker, so tritt keine Streuung, aber auch keine magnetische Wirkung nach außen ein. Die Streuung der Kraftlinien des Feldmagneten einer Dynamomaschine wird also deren Anker zu verringern suchen, und dies ist von großer Wichtigkeit für ihre Wirkung, da die in dem Ankerdraht induzierte elektromotorische Kraft proportional der Anzahl der in der Zeiteinheit von ihm senkrecht geschnittenen Kraftlinien ist. Man sucht deshalb die K. einmal dadurch zu vermindern, daß man den Polschuhen eine zweckmäßige Form gibt, und sodann dadurch, daß man den Zwischenraum zwischen ihnen und dem Anker möglichst klein macht.