Klischieren

Klischieren

Klischieren (franz., Abklatschen), das Verfahren, Holzschnitte etc. zu vervielfältigen. Man drückte die Holzschnitte mit der Bildfläche in geschmolzenes und bereits etwas abgekühltes Letternmetall oder in eine ähnliche Legierung, stäubte die auf diese Art erhaltene, das Bild verkehrt wiedergebende Matrize mit seinem Pulver von Rötel oder Graphit ein und befestigte sie dann auf einem mit einem Handgriff versehenen Brettchen, um sie gefahrlos in geschmolzenes Letternmetall drücken oder schlagen zu können. Hierdurch erhielt man einen zum Druck geeigneten erhabenen Abklatsch (Klischee), den man nun auf Holzklötzchen befestigte oder mit so viel Letternmetall hintergoß, daß er die Höhe der Drucklettern erlangte. Bei Anwendung der (von Pfnor in Darmstadt erfundenen) Klischiermaschine wird in ein aus stellbaren Eisenwinkeln gebildetes Kästchen flüssiges Schriftmetall gegossen, die Matrize aber wird an der Unterseite des Kolbens einer über dem Kästchen befindlichen, mit beweglichem Metallgewicht beschwerten Stange befestigt und in das dem Erstarren nahe Metall des Kästchens niedergeschlagen, wodurch dieses in die Matrize scharf hineingetrieben wird. Diese Maschinen kommen bei Herstellung mittelgroßer Typen etc. hier und da noch zur Verwendung, obwohl man solche auch auf der vervollkommten Schriftgießmaschine zu gießen vermag, wobei zugleich ein nachträgliches Ausgießen der Typen vermieden wird; ganz große Typen für Plakate, Klischees von Holzschnitten etc. werden meist durch Stereotypieren hergestellt. Bei einem spätern Verfahren, Bleiklischees von Holzschnitten etc. herzustellen, goß man den Holzschnitt (also das Original) in Gips ab, legte die hierdurch gewonnene, mit ca. 6 mm hohen Rändern versehene Gipsmatrize in einen Kasten (sogen. Gießpfanne) mit der Bildfläche nach unten, befestigte sie durch Verschraubung von oben und versenkte die Pfanne in geschmolzenes Letternmetall (s. Schriftgießerei). Aus der abgekühlten Pfanne wurde das gewonnene Klischee herausgenommen und durch Abhobeln etc. druckfertig gemacht. Jetzt werden die Klischees fast nur auf galvanischem Wege hergestellt, indem man den Holzschnitt etc. in Wachs oder Guttapercha prägt (in neuerer Zeit verwendet Albert in München weiches Metall zum Prägen der Matrize), die auf diese Weise gewonnene Matrize durch Graphit leitend macht, in ein Kupferbad hängt und den durch Dynamomaschinen oder durch galvanische Elemente erzeugten Strom längere Zeit darauf wirken läßt. Je nach der Stärke des Stromes läßt sich nach 3–5 Stunden ein genügend starkes Kupferblech herstellen, das durch Hintergießen mit Blei für die Buchdruckpresse fertiggestellt wird; man nennt diese Kupferklischees Galvanos oder Elektros. Ein Verfahren, Klischees in Zelluloid herzustellen, fand keine Verbreitung. – Die Klischierkunst ist eine deutsche Erfindung; ihre Anfänge gehören, entgegen andern bisher ausgesprochenen Ansichten, in das letzte Viertel des 16. Jahrh., ca. 1575 (vgl. J. Luther in den »Beiträgen zur Bücherkunde und Philologie«, August Wilmanns gewidmet, Leipz. 1903.)


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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