- Herzschwäche
Herzschwäche (Herzinsuffizienz), eine vorübergehende relative oder dauernde Funktionsstörung des Herzens, die im Gefolge der verschiedenen Herzmuskelerkrankungen auftritt, also bei chronischer Myokarditis, bei Koronarsklerose, bei dauernder oder akuter Überanstrengung des Herzens. Die Ursachen sind daher die der Herzmuskelerkrankungen (s. d.) überhaupt. Gewöhnlich leiden die Teile des Herzens am meisten, welche die größte Arbeit verrichten, d. h. die linke Herzkammer und die Papillarmuskeln der zweizipfeligen Herzklappe. Die Symptome sind je nach dem Grade der H. verschieden. Bei leichtem Ergriffensein des Herzmuskels sind gar keine Symptome vorhanden. Bei schwererer Erkrankung treten Herz klopfen, Schwindel, Atemnot, Blausucht auf und zwar anfangs nur bei stärkerer Anstrengung des Herzens, zuletzt aber stellen sich die Anfälle von selbst ein. Dabei ist dann Hypertrophie des Herzmuskels mit Verstärkung der Herztätigkeit oder Herzerweiterung durch Perkussion nachweisbar. Der Verlauf der H. richtet sich nach dem Grundleiden. Bei zweckmäsiger Lebensweise können aber auch schwere Formen sich lange hinziehen. Die Behandlung muß sich darauf beschränken, die der H. zugrunde liegende Erkrankung zu bessern, und wenn Zeichen drohender H. auftreten, das Herz durch große Gaben Wein, Äther (subkutan), Kaffee oder durch Digitalis anzuregen. Bei akuten Infektionskrankheiten und Bauchfellentzündung kann auch bei leistungsfähigem Herzen H., d. h. schweres Daniederliegen des Kreislaufs, zustande kommen durch Lähmung des Gefäßzentrums, die auf dem Wege nervösen Reflexes oder durch Giftwirkung eintritt. Dabei erschlaffen alle Blutgefäße, das Blut sammelt sich großenteils in den großen Bauchgefäßen an, und das schwach gefüllte Herz vermag in dem ungeheuer vergrößerten Strombett den Kreislauf nicht mehr aufrecht zu erhalten.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.