- Heruler
Heruler (Heruli, Eruli), german. Volk, mit den Skiren, Turcilingern und Rugiern stammverwandt, werden zuerst um 250 genannt. Ursprünglich an der Ostsee seßhaft, wanderten sie nach Süden und beteiligten sich als Bundesgenossen fast an allen Einfällen der Goten in die östlichen Provinzen des römischen Reiches. Der Amaler Hermanrich zwang sie in blutiger Schlacht unter ostgotische Herrschaft. Dann unterwarfen sie sich den Hunnen. Nach Attilas Tode gründeten sie an der Donau ein Reich. Wilde Roheit war der Hauptcharakter dieses Volksstammes, der hartnäckig bei seinem alten Glauben beharrte und selbst Menschenopfer darbrachte, auch die Altersschwachen und Kranken zu töten pflegte. Die Hilfstruppen, die sie den römischen Feldherren schickten, halfen Odoaker 476 das weströmische Kaiserreich stürzen. Ihr König Rodulf schloß mit Theoderich d. Gr. ein Bündnis; sie wurden aber bald von den ihnen zinspflichtigen Langobarden besiegt. Der Rest des Volkes fand nach längerm Umherziehen 512 Aufnahme innerhalb der römischen Reichsgrenzen, während eine andre Abteilung in Skandinavien neben den Gauten Sitze einnahm. Jene von den Römern in Unterpannonien angesiedelten H. blieben, obwohl die Kaiser Anastasios I. und Justinian, unter denen sie das Christentum annahmen, sie öfters züchtigten, ein unbändiges Volk. Als tapfere Krieger leisteten sie jedoch den Byzantinern bedeutende Dienste, besonders bei Besiegung der Wandalen in Afrika und der Ostgoten in Italien. Ihr Name verschwand bald aus der Geschichte; Marquart (»Osteuropäische und ostasiatische Streifzüge«, Leipz. 1903) bringt ihren südrussischen Zweig mit den Hrōs und Warägern des 9. Jahrh. in Verbindung. Mit den »Harlungen« der Sage haben die H. nichts zu schaffen (vgl. Panzer, Deutsche Heldensage im Breisgau, Heidelb. 1904). Vgl. auch Aschbach, Geschichte der H. und Gepiden (Frankf. 1835).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.