- Ermüdung
Ermüdung, der Zustand, in den arbeitende Organe, z. B. die Muskulatur oder das Gehirn, nach länger fortgesetzter Tätigkeit geraten, und in dem sie zur weitern Ausübung ihrer Verrichtungen nicht mehr vollkommen fähig oder unfähig sind. Die Ursache der E. sehen manche in der Anhäufung von Stoffen (Ermüdungsstoffen), die sich bei der Tätigkeit der betreffenden Organe bilden, und die einen schädigenden Einfluß auf ihre Leistungen ausüben. Im Ruhezustand würden diese Stoffwechselprodukte durch den Blutstrom fortgeführt und unschädlich gemacht werden, ein ermüdetes Organ sich also wieder erholen können. Nach andern ist die E. verursacht durch den mit der Tätigkeit der Organe einhergehenden Verbrauch an Spannkräften (Dissimilation der lebendigen Substanz). Bei mäßiger Arbeitsleistung hält der Wiederersatz der verbrauchten Spannkräfte (Assimilation) Schritt mit ihrem Konsum, bei stärkerer Inanspruchnahme entsteht aber ein Mißverhältnis zwischen Verbrauch und Wiederersatz, und das Organ bedarf erst wieder der Ruhe, um neue Spannkräfte sammeln zu können. Die peripherischen Nerven sind fast unermüdbar; die nervösen Zentralorgane dagegen (z. B. das Gehirn) sowie die Muskeln ermüden, je nach der ihnen zugemuteten Arbeitsleistung, schneller oder langsamer. Am leichtesten ermüdet ein aus einem lebenden Tier ausgeschnittener und nicht mehr im Besitz seines ernährenden Blutstromes befindlicher Muskel, der durch Reizung zur Tätigkeit (Kontraktion) angeregt wird. Die E. des Gehirns macht sich durch Ruhebedürfnis, die der Muskeln durch ein Spannungs- und Schwächegefühl (Ermüdungsgefühl) bemerklich. Vgl. Mosso, Die E. (deutsch, Leipz. 1892). S. Muskel und Nerven.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.