Duran

Duran

Duran, 1) Agustin, einflußreicher span. Kritiker, geb. 14. Okt. 1789 in Madrid, gest. daselbst 1. Dez. 1862, studierte Philosophie, Rechts- und Staatswissenschaft, mit besonderm Eifer aber vaterländische Literatur, war Mitglied der Akademie und bekleidete hohe Posten in der Staatsdruckerei und Bibliothek. Seine Schriften wurden für die neueste Entwickelungsgeschichte der spanischen Nationalliteratur epochemachend. Sein anonym erschienener »Discurso sobre la decadencia del teatro español« (Madr. 1828) sowie seine »Coleccion de romanceros y cancioneros« (das. 1828–32, 5 Bde.), dessen zweite Ausgabe (»Romancero general«, das. 1849–51, Bd. 10 und 16 der »Bibl. de Aut. Españoles«) als ein neues Werk zu betrachten ist, endlich seine Sammlung altspanischer Komödien, »Talia española« (das. 1834, 3 Bde.), haben wesentlich zur Weckung des Nationalgefühls und der Liebe zur volkstümlichen Poesie beigetragen. Auch durch größere Aufsätze in Journalen sowie durch die Einleitung zu den »Sainetes« von Ramon de la Cruz (Madr. 1843) bewies sich D. als Kenner der altspanischen Bühne. Daneben erwarb er sich auch einen Namen durch eigne Dichtungen, unter denen ein in der Dichtersprache des 15. Jahrh. abgefaßtes Märchen »Las tres toronjas del verjel de amor« (Madr. 1856) Hervorhebung verdient, sowie die vorzüglich gelungene Romanze vom französischen Königstöchterlein: »Historia de la Infantina« (Nr. 308–316 seines »Romancero«).

2) (spr. dürāng) Carolus Auguste Emile, franz. Maler, geb. 4. Juli 1837 in Lille, bildete sich daselbst bei dem Maler Souchon aus und dann durch Kopieren alter Bilder im Louvre zu Paris, namentlich von Leonardo da Vinci und Velazquez, wodurch er den Grund zu seiner kraftvollen, plastischen Modellierung und zu seiner breiten malerischen Behandlung legte. 1861 ging er nach Rom, wo er sich dem Studium des römischen Volkslebens widmete, dessen Früchte unter andern das Abendgebet im Kloster San Francesco zu Subiaco (1863) und der Ermordete (1865), eine naturalistische Studie von düsterm Ernst und ergreifender Wirkung, waren. Nach seiner Rückkehr kultivierte er in Paris vornehmlich die Bildnismalerei, wobei er nach energischer, möglichst naturwahrer Charakteristik strebte und allen Ausschreitungen der Mode gerecht ward, oft aber auch zu den grellsten Farbenkombinationen gelangte. Die bekanntesten dieser Modebilder sind: Die Dame mit dem Handschuh (1869, im Luxembourg-Museum zu Paris), die Dame mit dem Hund (1870, Museum zu Lille) und das Kind in Blau. Seit der Mitte der 1870er Jahre kultivierte er auch wieder die Genre- und Historienmalerei, wobei er sich Rubens und Paul Veronese zum Vorbild nahm. In rascher Folge entstanden: die Versuchung einer Heiligen, die Badende (1875), die Apotheose der Maria von Medici (1878, Deckengemälde für einen Saal des Luxembourg-Palastes), die Grablegung Christi (1882), die Morgendämmerung und die Viston (1833). Für religiöse Gegenstände fehlt es ihm jedoch an Wahrheit der Empfindung und an Adel der Auffassung. In seinen neuesten Bildnissen zeigt er sich als Vertreter des radikalsten Naturalismus, der sich auch in seinen Modellstudien mit Beleuchtungseffekten (Lelia, Danaë, Lucica) kundgibt. Er erhielt 1879 die Ehrenmedaille des Salons.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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