- Ästuārien
Ästuārien (lat., Flutmündungen, offene, hohle, negative Deltas), die Mündungen großer Ströme, die nicht durch Alluvialmassen (Deltabildungen) versperrt sind, sondern sich als offene, nicht selten trompetenförmig gestaltete Weitungen darstellen. Ä. sind seltener als geschlossene Deltamündungen, sie finden sich in der Elbe, Weser, Themse, am Ob, Jenissei, Kongo, Lorenzstrom etc.; am großartigsten aber sind die an 150 km breiten Mündungen des Amazonenstroms (s. Kärtchen), vor denen zwar die Insel Marajo und viele kleinere Inseln liegen, die aber nicht aus Alluvionen des Stromes gebildet, sondern durch Einbrüche des Meeres vom Lande getrennt sind. Die Wirkung von Ebbe und Flut macht sich in Flüssen mit offenen Mündungen weit hinauf geltend, sie wird am Amazonenstrom noch über 500 engl. Meilen von der Mündung entfernt wahrgenommen. Die Bildung der A. hängt aber nicht einfach von der Anwesenheit von Ebbe und Flut ab, sondern es kommen für sie wesentlich in Betracht die Menge und die Art des Erosionsmaterials, das die Ströme mitbringen, das Verhältnis der Stromkraft des Stromes zu der Flutbewegung des Meeres, die An- oder Abwesenheit von Küstenströmungen in der Gegend der Mündung, die herrschenden Windrichtungen, säkulare Hebungen und Senkungen etc. Vgl. Delta.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.