- Volapük
Volapük (»Weltsprache«; a. d. engl. world, »Welt«, und speak, »sprechen«), von dem Pfarrer Joh. Mart. Schleyer (geb. 18. Juli 1831 zu Oberlauda in Baden, seit 1885 in Konstanz privatisierend) erdachter Name der von ihm 1879 konstruierten künstlichen, zur Verständigung zwischen Angehörigen verschiedener Nationen bestimmten Sprache. Die Grammatik erweckt auf den ersten Anblick den Anschein großer Einfachheit: so beruht die Deklination auf der abwechselnden Anfügung der drei Vokale a, e, i an den Wortstamm zur Bezeichnung der Kasus, und des Konsonanten 8 zur Bezeichnung des Plurals (z. B. men der Mensch, mena, mene, meni des, dem, den Menschen, mens, menas, menes, menis die, der, den, die Menschen), die Konjugation des Indikativ Präsentis auf Anhängung der Pronomina ob ich, ol du, om er, of sie etc. und des pluralischen s (löfob ich liebe, löfol du liebst, löfom er liebt, löfof sie liebt, löfobs wir lieben, löfols ihr liebt etc.). Aber die verschiedenen dann noch zur Bezeichnung des Konjunktivs, Imperativs, Infinitivs, Partizips etc. dienenden Endungen und die zur Bezeichnung der Zeiten und Genera des Verbums vorn angefügten Silben sowie die zur Bildung der Adjektive, Superlative etc. verwendeten Präfixe und Suffixe komplizieren das Bild der Sprache doch sehr, weil sie einander zum Teil zum Verwechseln ähneln. Erhöht wird die Schwierigkeit auch noch dadurch, daß die etwa 1300 zu einem Drittel aus dem Englischen, zu einem Viertel dem Latein und den romanischen Sprachen, zu einem Fünftel dem Deutschen, im übrigen andern lebenden Sprachen entnommenen Wurzelwörter durch Verbannung der Diphthonge, des b und des r und übermäßige Verwendung der Zwischenvokale ä, ö, ü sehr entstellt sind (wie volapük für world-speak). So ist denn auch das ehedem stark verbreitete V. jetzt stark zurückgegangen, besonders seit dem Aufkommen des Esperanto (s. d.). Vgl. Schleyer: Kleines Wörterbuch der Weltsprache (4. Aufl., Konstanz 1892), Großes Weltsprachenwörterbuch (4. Aufl., das. 1888), Mittlere Grammatik der Weltsprache (9. Aufl., das. 1888), Schülergrammatik der Weltsprache (2. Aufl., das. 1887) und den Artikel »Weltsprache«.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.