- Memphis [2]
Memphis (in der Bibel Noph oder Moph), im alten Reiche die Hauptstadt von Ägypten, auf dem westlichen Nilufer, bei den heutigen Dörfern Mitrahine und Sakkâra, 18 km südlich von Kairo (s. Karte »Umgebung von Kairo«). Die Gründung von M. wird auf Menes (vgl. Ägypten, S. 195), den ersten König der 1. Dynastie, zurückgeführt. Menes ließ den Nil, der am Felsenrande der Libyschen Wüste hinfloß, nach O. hin in sein jetziges Bett leiten und erbaute auf dem so gewonnenen Platz die Stadt; derselbe soll hier auch den berühmten Tempel des Weltengottes Ptah gegründet haben, nach dem sie auch den Namen Het-ke-Ptah (»Haus des Geistes des Ptah«) führte, und sie mit einer kolossalen Mauer umgeben haben. Ansehnliche Trümmer bezeichnen noch heute die Stätte des Tempels. In Wirklichkeit hat im alten Reiche die Stätte der Königsresidenz vielfach gewechselt und hat an verschiedenen Stellen des westlichen Nilufers gegenüber von Kairo gelegen. M. ist genauer genommen erst unter den Königen der 6. Dynastie zur Hauptstadt geworden und führt seinen Namen nach der Pyramide des Königs Phiops 1. (Pepi), die Pepi men-neser (d. h. »Pepij bleibt schön«) hieß. Letzteres ist Men-neser abgekürzt worden, woraus Mense und das griechische Memphis entstanden ist. Seit dem alten Reiche war M. eine der volkreichsten Städte Ägyptens und behielt seine Bedeutung auch noch, als nach Vertreibung der Hyksos die Residenz nach Theben verlegt wurde. 525 erstürmte Kambyses die Stadt, die drei Jahrhunderte später durch die Gründung Alexandrias den Todesstoß erhielt. Die Bevölkerung schwand, nur die Gebäude blieben übrig, doch konnten noch Diodor und Strabon die Ausdehnung und Pracht von M. bewundern. Jetzt ist die alte Stadt bis auf unförmliche Schutthügel, einzelne kolossale Skulpturreste und Spuren der erdbedeckten Umwallungen gänzlich verschwunden; nur die ausgedehnten Nekropolen am Saum der Libyschen Wüste zeugen noch von der alten Pracht und Bedeutung von M. (s. Tafel »Architektur I«, Fig. 1). Vgl. Dümichen, Karte des Stadtgebietes von M. (Leipz. 1895).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.