- Lodz
Lodz (Lodsi, poln. Lódz, spr. ludsch), Kreisstadt im russisch-poln. Gouv. Piotrkow, Knotenpunkt der Lodzer Fabrikbahn (L.-Koljuschki) und der Linie Warschau-Kalisch, Zentrum der Baumwollindustrie Polens und überhaupt eine der wichtigsten Fabrikstädte Rußlands von rasch wachsender Bedeutung. Die Stadt gruppiert sich zu beiden Seiten der 1 1–12 km langen Hauptstraße (Piotrkowskaja), an der fast alle größern Geschäfte liegen, hat 7 Kirchen, 3 Synagogen, eine Handelsschule, ein Knaben- und ein Mädchengymnasium, eine Gewerbe- und Industrieschule, 3 Theater, 16 Buchhandlungen, 12 Zeitungen (4 deutsche, 7 polnische, 1 russische), eine elektrische Straßenbahn (außerdem eine elektrische Bahnverbindung nach den Fabrikorten Pabianize und Zgierż), 2 Handelsbanken, 2 Kreditgesellschaften auf Gegenseitigkeit, eine städtische Kreditgesellschaft sowie zahlreiche Bank- und Speditionsgeschäfte. Die Einwohnerzahl vermehrt sich rasch und betrug 1900: 351,570 Köpfe (1893 erst 150,000), wovon etwa 40 Proz. Deutsche, obwohl nur 7210 ausländische Staatsangehörige. Der Konfession nach gab es 6238 Griechisch-Katholische, 175,160 Römisch-Katholische, 89,015 Lutheraner, 79,744 Juden, 1398 Baptisten. In L. und den umliegenden Fabrikorten zählte man 1901: 664 industrielle Betriebe mit 53,079 Arbeitern und einem Produktionswert von 88 Mill. Rubel. Davon kommen auf L. selbst etwa 400 Betriebe mit 45,000 Arbeitern und 73 Mill. Rubel Produktionswert (nach andern Quellen 90–100 Mill. Rubel). An erster Stelle steht die Baumwollindustrie mit 45 Spinnereien und Webereien, 28 Nähgarnfabriken, 9 Trikotagenfabriken, 19 Färbereien. Die zweite Stelle nimmt die Wollspinnerei und Tuchfabrikation mit 111 Betrieben ein. Daneben gibt es Fabriken für Seidenwaren, chemische Fabriken, Eisengießereien und Maschinenfabriken, Bierbrauereien etc. Über Entwickelung und Stand der Lodzer Industrie vgl. Brandt, Das ausländische Kapital, Bd. 3 (russ., Petersb. 1901), wo weitere Literaturangaben.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.