- Lagrange [2]
Lagrange (spr. -grāngsch'), Joseph Louis, Mathematiker, geb. 25. Jan. 1736 in Turin, gest. 10. April 1813 in Paris, studierte Philosophie, dann Mathematik und wurde, kaum 19 Jahre alt, Professor der Mathematik an der Artillerieschule in Turin. Friedrich d. Gr. berief ihn 1766 als Direktor der Akademie an Eulers Stelle nach Berlin, wo er sich hauptsächlich mit analytischer Mechanik beschäftigte und für seinen »Essai d'une nouvelle méthode pour résoudre le problème des trois corps« 1772 wie schon früher für eine Arbeit über die Theorie des Mondes den Preis der Pariser Akademie gewann. 1787 ging er nach Paris, wurde Akademiker und Mitglied der Belohnungskommission für nützliche Erfindungen und wirkte seit 1792 einige Zeit als Vorsteher der Münze. Nach der Revolution wurde er Professor an der neuerrichteten Normalschule sowie an der Polytechnischen Schule in Paris und erstes Mitglied des Instituts und des Längenbureaus. Von Napoleon I. wurde er zum Mitgliede des Senats ernannt. Seine Leiche wurde im Panthéon beigesetzt. L. knüpft vielfach an Euler an, überragt aber diesen durch die Allgemeinheit seiner Methoden. So hat er der Variationsrechnung die noch heute übliche Form gegeben, indem er durch Einführung einer zweckmäßigen Bezeichnung Eulers spezielle Methoden zu einem in jedem Fall anwendbaren Kalkül umgestaltet. Ähnliches hat er für die Mechanik geleistet in seiner »Mécanique analytique« (Par. 1788; 3. Aufl. 1853 bis 1855, 2 Bde.; deutsch von Servus, Berl. 1887). Sein Versuch, die höhere Analysis streng zu begründen in der »Théorie des fonctions analytiques, contenant les principes du calcul différentiel« (Par. 1797, 3. Aufl. 1847; deutsch von Grüson, Berl. 1798 bis 1799), ist trotz mancher Mängel von großem Einfluß gewesen. Außerdem hat er für die Astronomie (Störungstheorie), Zahlentheorie, Theorie der algebraischen Gleichungen, Reihentheorie etc. Außerordentliches geleistet. Seine gesammelten Werke haben Serret und Darboux im Auftrage des Unterrichtsministeriums herausgegeben (Par. 1867–92, 14 Bde.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.