Heroldsfiguren

Heroldsfiguren

Heroldsfiguren (Heroldsbilder), im Gegensatz zu den Gemeinen Figuren (s. d.) die dem Wappenwesen eigentümlichen Bilder, welche die ältern Heraldiker in »Sektionen« und »Ehrenstücke« teilten. Sie entstehen durch Anwendung gerader oder gebogener Linien. Die einfachsten Sektionen sind: gespalten (Fig. 1), die senkrechte Teilung; geteilt (Fig. 2), die wagerechte Teilung; schrägrechts geteilt (Fig. 3) und in der entgegengesetzten Richtung schräg links geteilt (Fig. 4). (In der Heraldik wird links und rechts immer vom Gegenstand aus, niemals vom Beschauer, gerechnet.) Durch eine Verbindung dieser Sektionen entstehen: Halbgespalten und geteilt (Fig. 5), gespalten und halbgeteilt (Fig. 6), quadriert (Fig. 7) und bei Anwendung der Schräglinien schräg quadriert. Der Schild kann mehrmals durch parallele Linien geteilt werden; sind die hierdurch entstehenden Felder gleich groß, so liegt eine Teilung vor; ein durch zwei senkrechte Linien in drei gleiche Teile zerlegter Schild ist zweimal gespalten; nimmt dagegen das mittlere Feld nur zwei Siebentel des Schildes ein, so entsteht ein Pfahl (Fig. 8); in gleicher Weise bildet sich durch Querlinien der Balken (Fig. 9), durch schräge Linien der Schrägrechts- (Fig. 10) und Schräglinksbalken.

Heroldsfiguren.
Heroldsfiguren.

Schrägbalken, die schmäler sind als die gewöhnlichen Balken, heißen Faden (s. d. und Fig. 11). Hierin beruht der Unterschied zwischen Sektionen und Ehrenstücken. Ein Ehrenstück entsteht auch mittels einer einzigen Linie, wenn durch sie der Schild in zwei ungleiche Teile zerlegt wird. Ist das obere Drittel des Schildes durch eine Querlinie abgegrenzt, so entsteht eas Schildeshaupt (Fig. 12), umgekehrt der Schildesfuß. Eine Verbindung der beiden Schräglinien ergibt die Spitze (Fig. 13), der beiden Schrägbalken den Sparren (Fig. 14), aus Sparren und Pfahl die Deichsel (Fig. 15). Werden die senkrechten, wagerechten und Schräglinien in der Verbindung vervielfältigt, so entsteht immer nur ein Teilungsbild. Die wichtigsten sind: geschacht (Fig. 16), gerautet (Fig. 17), geweckt (Fig. 18) und geständert (Fig. 19). Durch Anwendung gebogener Linien ergibt sich eine große Menge gemusterter Heroldsbilder. Es seien beispielsweise angeführt: der Zinnenschnitt (Fig. 20), der Spitzenschnitt (Fig. 21), der Eisenhut- (Fig. 22) und Wolkenschnitt (Fig. 23), beide letztere auf die Verwendung farbigen Pelzwerkes (s. d.) zurückführend und in der mannigfaltigsten Gruppierung vorkommend; der Stufenschnitt (Fig. 24) und der wellenförmige oder Stromschnitt, am häufigsten in der Form des gewellten Schrägbalkens (Fig. 25).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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