Groß [3]

Groß [3]

Groß, 1) Rudolf Grabriel, Freiherr von, Jurist und Staatsmann, geb. 28. Okt. 1822 in Weimar, wurde 1867 zum Rat beim Oberappellationsgericht Jena ernannt und 1871 in das weimarische Staatsministerium berufen, dessen Vorsitz er 1890 als Staats- und Justizminister übernahm. 1899 trat er in den Ruhestand. 1858–62 gab er die Zeitschrift »Die Strafrechtspflege in Deutschland« heraus.

2) Heinrich, jüd. Theolog und Literarhistoriker, geb. 6. Nov. 1835 in Szenitz (Ungarn), besuchte nach talmudischer Vorbildung in seiner Heimat und nach Absolvierung des Gymnasiums in Troppau seit 1861 das Rabbinerseminar und die Universität in Breslau. Er promovierte auf Grund der Preisschrift »Über den Begriff der Materie bei Leibniz« in Halle, wurde 1869 Rabbiner in Groß-Strehlitz, 1875 in Augsburg. Von seinen größern Arbeiten in Fachzeitschriften sind bemerkenswert: »Abraham ben Isak aus Narbonne«, »Aaron hakohen und sein Ritualwerk Orchot chajim«, »Isak ben Mose aus Wien«, »Geschichte der Juden in Arles«, »Elieser ben Joel halevi«, »Étude sur Simson ben Abraham de Sens«, »Der Humanismus in Augsburg«, mehrere auf Augsburger Literatur und Geschichte bezügliche Abhandlungen u. a. Sein Hauptwerk ist eine quellenmäßige Darstellung der jüdisch-französischen Geschichte und Literatur: »Gallia Judaica. Dictionnaire géographique de la France« (aus der Handschrift übersetzt von M. Bloch, Par. 1897, Veröffentlichung der Societé des études juives).

3) Hans, Kriminalist, geb. 26. Dez. 1847 in Graz, war seit 1869 am Grazer Landesstrafgericht im Vorbereitungs-, Staatsanwalts- und Richterdienst tätig und wurde 1899 ordentlicher Professor an der Universität in Czernowitz, 1902 an der deutschen Universität in Prag. Er ist der wissenschaftliche Begründer der Kriminalistik, Schöpfer der Kriminalmuseen zu Unterrichtszwecken für Kriminalisten, deren erstes er in Graz errichtete, und schrieb: »Entwurf einer Rechtsentwickelung« (Graz 1873); »über die Ehrenfolgen bei strafrechtlichen Verurteilungen« (das. 1874); »Die Entscheidungen des obersten Gerichts- und Kassationshofes über den § 199 a. des Strafgesetzes, 1850–1878« (Wien 1880); »Handbuch für Untersuchungsrichter als System der Kriminalistik« (Graz 1893; 4 Aufl., Münch. 1904; bisher in sieben Sprachen übersetzt); »Lehrbuch für den Ausforschungsdienst der Gendarmerie« (2. Aufl., Graz 1895); »Kriminalpsychologie« (das. 1898); »Gaunerwörterbuch« nach E. Karmayr (Leipz. 1399); »Gaunerzinken der Freistädter Handschrift« (das. 1899); »Enzyklopädie der Kriminalistik« (das. 1900); »Raritätenbetrug« (Berl. 1901); »Gesammelte kriminalistische Aufsätze« (Leipz. 1902); »Die Erforschung des Sachverhalts strafbarer Handlungen« (Münch. 1902). Seit 1898 gibt er das »Archiv für Kriminalanthropologie und Kriminalistik« (Leipz.) heraus.

4) Ferdinand, Feuilletonist, geb. 8. April 1849 in Wien, gest. daselbst 21. Dez. 1900, trat sehr früh an die Öffentlichkeit und errang 1877 bei der vom Berliner literarischen Zentralbureau ausgeschriebenen Konkurrenz für das beste Feuilleton mit seiner Arbeit »Literarische Zukunftsmusik« den ersten Preis. 1879 ging er als Redakteur des Feuilletons der »Frankfurter Zeitung« nach Frankfurt a. M., kehrte aber 1881 nach Wien zurück; seit 1891 gehörte er der Redaktion des Wiener »Fremdenblattes« an. Seine kleinen Skizzen und Studien vereinigte er in zahlreichen Sammlungen: »Kleine Münze« (Bresl. 1878), »Oberommergauer Passionsbriefe« (das. 1880, neue Aufl. 1890), »Nichtig und flüchtig« (Leipz. 1880), »Mit dem Bleistift« (Bresl. 1881), »Heut und gestern« (Wien 1883), »Aus der Bücherei« (das. 1883), »Blätter im Winde« (das. 1884, 2. Aufl. 1888), »Aus meinem Wiener Winkel« (Leipz. 1885), »Literarische Modelle« (Verl. 1887), »Goethes Werther in Frankreich« (Leipz. 1888), »Zum Nachtisch« (das. 1889), »Was die Bücherei erzählt« (das. 1889), »Im Vorbeigehen« (das. 1892), »Ungebunden« (Wien 1895), »In Lachen und Lächeln« (Stuttg. 1898), »Von der leichten Seite« (Leipz. 1900) u. a. Wie in diesen Schriften, ist er auch in seinen »Gedichten« (Leipz 1880), »Liedern aus dem Gebirge« (Wien 1885) und »Augenblicksbildern« (das. 1395) ein anmutiger Plauderer mit sein ironischem Humor. Für die Bühne schrieb er unter anderm die Lustspiele: »Die neuen Journalisten« (mit Max Nordau, Leipz. 1880) und »Der erste Brief« (Wien 1883).

5) Gustav, österreich. Politiker, geb. 12. Juni 1856 in Reichenberg, stand 1877–81 im Staatsverwaltungsdienst und wurde außerordentlicher Professor für Nationalökonomie an der Wiener Universität. Sest 1339 vertritt er die Stadt Iglau im Reichsrat, seit 1902 im mährischen Landtag. G. gehört dem Vorstand der deutschen Fortschrittspartei an. Er schrieb: »Die Staatssubventionen für Privatbahnen« (Wien 1882); »Die Lehre vom Unternehmergewinn« (Leipz. 1884); »Karl Marx, eine Studie« (das. 1885); »Wirtschaftsformen und Wirtschaftsprinzipien« (das. 1888).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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