- Gauthier-Villars
Gauthier-Villars (spr. gōtjē-wilār), 1) Jean Albert, franz. Buchhändler, geb. 31. März 1828 in Lons-le-Saunier, besuchte die Pariser Polytechnische Schule und wurde Telegrapheningenieur, verließ aber 1863 den Staatsdienst. Im folgenden Jahre kaufte er eine seit 1791 bestehende Druckerei und Verlagsbuchhandlung, und dieses schon früher bedeutende Geschäft nahm unter seiner Leitung einen gewaltigen Aufschwung. Als Herausgeber wissenschaftlicher, insbes. mathematischer Werke steht G. unter den Verlegern Frankreichs in erster Linie. Die von ihm besorgten Ausgaben der Werke von Cauchy, Fermat, Fourier, Lagrange und Laplace sind nach Anlage und Korrektheit musterhaft. G. selbst schrieb eine Reihe von Artikeln über Holzkonservierung für die »Annales télégraphiques« (1859). 1888 traten seine beiden Söhne: Henry (s. unten) und Albert (geb. 1861), als Teilhaber in das väterliche Geschäft ein.
2) Henry, franz. Romanschriftsteller und Musikkritiker, Sohn des vorigen, geb. 10. Ang. 1859 in Villiers (Seine-et-Oise), schreibt seit 1889 in »Art et Critique« und seit 1892 im »Echo de Paris« in humoristischer Form sehr eingehende und von großer Sachkenntnis zeugende Konzertberichte unter dem Pseudonym L'Ouvreuse (die Logenschließerin), die als »Lettres de l'Ouvreuse« (1890) sowie in mehreren andern Bänden gesammelt erschienen sind. Unter dem Namen Willy veröffentlichte er: »L'Année fantaisiste« (seit 1892) und Humoresken, wie »Soirées perdues« (1894), »Une Passade«, »Entre deux airs« (1895), »Poissons d'avril« (1896), »Maîtresse d'Esthète« (1897). Größten Erfolg fanden die geistreichen, aber stellenweise anstößigen Romane »Claudine à l'École« (1900), »Claudine à Paris« (1901, auch mit Erfolg dramatisiert), »Claudineen ménage« (1902) und »Claudine s'en va« (1903). Der allzu gewagte Roman »La maîtresse du prince Jean« (1903) brachte ihn mit der Sittenpolizei in Konflikt. Das leichte Boulevardleben schildert »La môme Picrate« (1904).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.