Gau

Gau

Gau (got. gavi, althochd. gowi, gawi, altsächs. u. friesisch gâ, gô, mittelhochd. gou, gen), altdeutsches Wort, bezeichnet einen Bezirk Landes und entspricht dem lateinischen pagus (dem französischen pays). Der G. ist ursprünglich eine Unterabteilung der staatsrechtlichen Einheit der Germanen, der Volksgemeinde, civitas, vielleicht entstanden aus der Niederlassung einer Tausendschaft, aber frühzeitig schon zu territorialer Bedeutung gelangt. An der Spitze des Gaues stehen Fürsten als Unterkönige unter dem über die civitas herrschenden König. Die Bewohner des Gaues sind in eine Anzahl kleinerer persönlicher Verbände, Hundertschaften, geteilt, die in erster Linie den Zwecken des Heerwesens, in zweiter Linie denen der Rechtspflege dienen. An seiner Spitze stand der Graf (grafio, comes, auch Gaugraf). Die Gerichtsversammlung des Gaues, die von allen Gerichtspflichtigen besucht werden mußte, hieß Ga u- (Go-) oder Landesdinge. Die Gauverfassung, die Grundlage der karolingischen Staatsverwaltung, löste sich seit dem 11. Jahrh. insbes. infolge der Bildung geistlicher Immunitäten (s.d.) mehr und mehr auf. Die Gaue hatten meist natürliche Grenzen und erhielten ihren Namen bald von Städten (z. B. Wormsgau, Speyergau, Zürichgau), bald von Flüssen (z. B. Rheingau, Aargau) oder Gebirgen (Eifelgau), bald von der Himmelsgegend (Nordgau, West- oder Westergau), bald von der Abstammung der Bewohner (Schwabengau, Hessengau, Nordthüringer Gau). Erinnerungen an die Gauverfassung haben sich bis auf unsre Zeit in Namen wie Breisgau, Rheingau, Sundgau, Aargau etc. erhalten. Vgl. Thudichum, Die Gau- und Markverfassung in Deutschland (Gieß. 1860); Wersebe, Beschreibung der Gaue zwischen Elbe, Saale, Unstrut, Weser und Werra (Hannov. 1829); Longnon, Géographie de la Gaule au VI. siécle (1878); Baumann, Die Gaugrafschaften im wirtembergischen Schwaben (Stuttg. 1879); Walter Schultze: Die Gaugrafschaften des alemannischen Badens (Berl. 1896), Die fränkischen Gaue Badens (das. 1896), Die fränkischen Gaugrafschaften Rheinbayerns, Rheinhessens, Starkenburgs und des Königreichs Württemberg (das. 1897). Eine Beschreibung der deutschen Gaue begann 1855 der Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine, doch erschienen davon nur zwei Beschreibungen von Landau: Wettereiba (Kassel 1855) und Hessengau (das. 1857). Vgl. auch Spruner u. Menke, Historisch-geographischer Handatlas (3. Aufl., Gotha 1880, Tafel 31–36), und Schröder, Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte (4. Aufl., Leipz. 1903).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Gäu — Gäu, das; [e]s, e (landschaftlich für Gau); das Obere Gäu …   Die deutsche Rechtschreibung

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