- Zündungen
Unter Schlagröhren versteht man Röhrchen aus Messing- oder Kupferblech, die einen Reibsatz enthalten, der durch Herausziehen eines gerauhten Drahtes entzündet wird (daher Friktionsschlagröhren). Die Entzündung wird auf eine im untern Teil des Röhrchens befindliche Kornpulverladung und von hier auf die Geschützladung übertragen. Da rauchschwaches Pulver zur Einleitung der Explosion ein kräftigeres Zündmittel verlangt als Schwarzpulver, ist entweder die Kornpulverladung der Schlagröhre für rauchschwaches Pulver größer (verlängerte Schlagröhre oder Feldschlagröhre) oder auf dem Boden der Kartusche eine besondere Schwarzpulverladung (Beiladung oder Zündladung) angebracht. Friktionszündschrauben haben dieselbe Zündungseinrichtung wie Schlagröhren; sie werden aber eingeschraubt und schließen sich beim Zurückziehen des Reibers gasdicht ab.
Zündhütchen sind aus Kupfer- oder Messingblech gepreßte Kapseln, die eine durch Schlag entzündbare Zündmasse enthalten, deren Hauptbestandteil fast immer Knallquecksilber ist. Auf der Zündmasse liegt ein Deckblättchen aus Zinn oder Kupfer. Die Zündhütchen werden in ein Lager im Boden der Hülse gepreßt, so daß der Zündsatz einem kegelförmigen Vorsprung des Lagers, dem Amboß (s. Patrone, Fig. 4), gegenüberliegt und infolgedessen durch den von außen auf den Zündhütchenboden treffenden Schlag eines Bolzens entzündet werden kann. Die Größe der Zündhütchen und das Gewicht des Zündsatzes richten sich nach der Art und dem Gewicht der zu entzündenden Treibladung. Bei Geschützen von 7,5 cm Kaliber an aufwärts verwendet man fast stets Zündschrauben (im Gegensatz zu Friktionszündschrauben auch Schlagzündschrauben genannt), die außer dem Zündhütchen eine Schwarzpulverladung zum Verstärken des Zündstrahls enthalten.
Geschosszünder.
Nach Einführung der gezogenen Hinterladegeschütze wurden in erster Linie die Granatzünder entwickelt, die das Geschoß im Augenblick des Aufschlagens zum Zerspringen bringen sollten. Sie sind nach folgendem Prinzip konstruiert: In einer Hülse befinden sich ein Zündhütchenträger mit Zündhütchen und ein Nadelträger mit Nadel. Einer dieser Träger ist mit der Hülse und durch diese mit dem Geschoß fest verbunden; der andre ist frei beweglich, wird aber durch verschiedenartige Einrichtungen während der Aufbewahrung und beim Transport in einer bestimmten Lage festgehalten. Im Augenblick des Abfeuerns des Schusses wird diese Hemmung selbsttätig entfernt, so daß der bewegliche Träger bei einer plötzlichen Geschwindigkeitsänderung des Geschosses, also beim Aufschlag, infolge seiner Trägheit vorschnellt, die Nadel das Zündhütchen ansticht und entzündet. Aus dieser Wirkungsart sind auch die Bezeichnungen dieser Zünder als Perkussions-, Konkussions-, Aufschlag- oder Fallzünder hervorgegangen. Die Unterschiede der einzelnen Ausführungsformen betreffen hauptsächlich das Trennungsmittel der beiden Träger (die sogen. Sicherung), das in hohem Maße die Transportsicherheit und Rohrsicherheit des Zünders bedingt. Bei den ersten Ausführungen diente als Sicherung ein Vorstecker aus Stahl oder Messing, der durch die Geschoßwand in den Zünder griff und durch einen Bindfaden festgehalten wurde. Der Bindfaden wurde im Rohr von den Zügen zerschnitten und der Vorstecker im Fluge infolge der Drehbewegung des Geschosses hinausgeschleudert. Spätere Konstruktionen trennen Nadel und Zündhütchen durch eine Sperrhülse, die beim Abfeuern infolge ihrer Trägheit auf den Nadelträger getrieben wird und dadurch mit dem Nadelträger einen frei beweglichen Nadelbolzen bildet. Fig. 1 zeigt einen Granatzünder der deutschen Marine, der nach diesem Grundsatz konstruiert ist. m ist das Mundlochfutter zur Verbindung des Zünders mit dem Geschoß, a die Zünderhülse, b der Nadelträger mit Nadel, c eine Sperrfeder als Hemmung der Sperrhülse d, f der Zündhütchenträger mit dem Zündhütchen g und dem Abschlußschräubchen h, e eine kleine Kegelfeder, die verhindern soll, daß der freie Nadelbolzen während des Geschoßfluges infolge der Pendelungen vorschnellt und das Zündhütchen vorzeitig ansticht.
1. Aufschlagzünder C/89.Die Arbeitsart des Zünders ergibt sich nach vorstehenden Darlegungen aus der Figur. Bei den neuern Konstruktionen ist der freie Träger durch ein Pulverkorn festgelegt, das beim Abfeuern durch ein Zündhütchen entzündet wird, während des Fluges abbrennt und den Träger erst in gewisser Entfernung vor dem Rohre freigibt (w der Fig. 3 u. 4). Auch werden neuerdings vielfach wieder Sicherungen angewandt, die wie die Vorstecker durch die Drehbewegung des Geschosses im Fluge ausgelöst werden.
2. Satzstück eines Brennzünders. (Vgl. S. II, 2. Spalte.)Hierhin gehören die Schraubensicherungszünder mit einer in den beweglichen Träger greifenden, senkrecht zur Geschoßachse liegenden kleinen Schraube, Kugelsicherungszünder, bei denen der bewegliche Träger durch Kugeln festgelegt ist, die im Fluge aus der Zünderhülse geschleudert werden.
Neuerdings verlangt man in verstärktem Maße, daß die Geschosse beim Schießen gegen Eindeckungen erst nach Erreichen einer bestimmten Eindringungstiefe zerspringen.
3. Doppelzünder C/29.Um dies zu erreichen, hat man zwischen Zünder und Sprengladung einen langsam brennenden Satz angeordnet, die sogen. Verzögerung. Da für den Feldkrieg möglichste Einfachheit der Munitionsausrüstung erforderlich ist und man nicht für den Schuß gegen Deckungen Granaten mit Verzögerung, für den Schuß gegen andre Ziele Granaten ohne Verzögerung mitführen kann, hat man Zünder mit ausschaltbarer Verzögerung konstruiert, bei denen durch Umstellen eines kleinen Hebels bewirkt werden kann, daß der Feuerstrahl des Zündhütchens entweder die Sprengladung unmittelbar trifft oder erst die Verzögerung abbrennen muß.
4. Doppelzünder C/92, Schnitt um 90° gegen den in Fig. 2 gedacht.Sprengladungen aus brisanten Sprengstoffen (Schießwolle, Pikrinsäure, Trinitrotoluol) können durch den Feuerstrahl des Zündhütchens nicht zur Detonation gebracht werden, sondern verlangen eine kräftigere Zündung, die vornehmlich eine schlagartige Wirkung ausübt. Man schaltet daher zwischen dem Zünder und derartigen Sprengladungen die sogen. Zündladung ein (Fig. 4). Sie besteht aus einer Sprengkapsel mit einem Knallsatz v (vornehmlich Knallquecksilber) und einem Körper s aus trockener Schießwolle oder gepreßter Pikrinsäure. Krupp vermeidet die Knallquecksilberkapsel und leitet die Detonation der brisanten Sprengladungen seiner Granaten durch zwei aufeinander folgende Sätze von gemahlenem Nitroglyzerinpulver ein.
5 u. 6. Krupps mechanischer Zeitzünder. 3/5 nat. Größe.Für die Entwickelung der Schrapnell- oder Zeitzünder war die Anordnung des Brennsatzes in einem ringförmigen Kanal, der in einer Eben senkrecht zur Geschoßachse liegt, von grundlegender Bedeutung (Ring-, Rotationszünder, 1835 von Bormann erfunden). Diese Anordnung gestattete ein einfaches Tempieren des Zünders durch Drehen des den Satzringenthaltenden Zünderteils, des sogen. Satzstückes. Die Entzündung des Satzringes erfolgt durch den Feuerstrahl eines Zündhütchens, das sich in einem auf Armen oder andern Hemmungen ruhenden Bolzen, dem Pillenbolzen, befindet. Infolge der Trägheit des Pillenbolzens wird die Hemmung beim Abfeuern beseitigt, so daß der Pillenbolzen gegen die andern Zünderteile eine relative Rückwärtsbewegung ausführt und das Zündhütchen von einer Nadel angestochen und entzündet wird. Der Feuerstrahl entzündet den Beginn des Satzringes; der Satzring brennt langsam ab; in dem Augenblick, in dem das Feuer der Einstellung des Satzstückes entsprechend eine mit Pulver gefüllte Bohrung (den Schlagkanal) erreicht, die zur Sprengladung führt, wird letztere zur Explosion gebracht. Dieses Prinzip hat sich in allen bisherigen Konstruktionen erhalten, die einen Brennsatz enthalten. Fig. 2 (Seite I) zeigt die untere Ansicht eines Satzstückes. W ist die sogen. Brücke zwischen Beginn und Ende des Satzringes. Wird W auf den Schlagkanal eingestellt (Totstellung), so kann das Feuer des Brennsatzes die Sprengladung nicht erreichen. B ist ein nicht sichtbarer, vom Zündhütchen zum Satzring führender Kanal, das Brandloch. Die Ziffern am Umfang bedeuten die Hunderte Meter Entfernung, bis zu denen das Geschoß bei einer bestimmten Geschwindigkeit geflogen ist, wenn der Satzring bis zu der bezeichneten Stelle abgebrannt ist. Die Zünder für Geschütze mit verschiedenen Anfangsgeschwindigkeiten (Haubitzen und Mörser sowie verschiedene Festungs- und Belagerungskanonen) haben statt der Meter- eine Sekundenteilung, entsprechend der Brenndauer des Satzes. Nach dem jetzigen Stande der Technik können Zeitzünder gefertigt werden, die bei Feldkanonen mit etwa 500 m Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses bis etwa 5500 m, bei größern Kanonen mit etwa 800 m Anfangsgeschwindigkeit bis etwa 10,000 m reichen. Die Vergrößerung des Wirkungsbereiches wird aber weniger durch Vergrößerung der Anfangsgeschwindigkeit als durch Verlängerung des Satzringes erreicht (mehrere übereinander liegende Satzstücke).
Damit man das Geschoß nach Belieben in der Luft oder im Aufschlage zerspringen lassen kann, verbindet man den Zeitzünder neuerdings mit einem Aufschlagzünder zu dem sogen. Doppelzünder. In Fig. 3 u. 4 ist der deutsche Doppelzünder C/92 dargestellt. Er ist insofern ein Fertigzünder, als das Geschoß zum Gebrauch fertig ist, auf das er aufgeschraubt ist, nur der Vorstecker q ist vor dem Einsetzen des Geschosses in das Geschütz herauszuziehen. Das obere Satzstück a, um dessen röhrenförmigen Schaft sich das untere Satzstück b dreht, ist in den Zünderteller c eingeschraubt und durch Stellring e mit ihm fest verbunden. Unter der Verschlußschraube f liegt, durch die Feder g nach unten gedrückt, der die Zündschraube i mit Zündhütchen x enthaltende Zündbolzen h, der bis zum Einsetzen des Geschosses in das Geschütz durch den Vorstecker q getragen wird. Ist dieser herausgezogen, so sinkt der Zündbolzen auf den Sperring k herab und drückt diesen beim Schuß zusammen, so daß das Zündhütchen x von der im Nadelstück sitzenden Nadel angestochen wird. Der Feuerstrahl entzündet durch das Brandloch das Ende des Satzringes A (Fig. 4) und bei Totstellung des Zünders auch die drei großen Pulverkörner des Zündschlages B und die Schlagladung D, die in der Schlagkammer durch die Deckplatte d bedeckt ist, deren Feuer durch die Kanäle a1 zur Sprengladung des Geschosses hinunterschlägt. Die Flamme des Zündhütchens x entzündet außer den Satzring A auch durch die Kanäle von l das große Pulverkorn w, nach dessen Abbrennen auch der Schlagbolzen Spielraum zur Bewegung nach vorn erhalten hat. Die Nadel n ist in dem untern Röhrenende des Satzstückes a vernietet, der Schlagbolzen m ist mit einem Schlitz (Fig. 4) über sie gesteckt und dann die Zündschraube o mit Zündhütchen x1 hineingeschraubt. Beim Aufschlag des Geschosses zieht sich der Schlagbolzen aus den seine willkürliche Bewegung bei Geschoßpendelungen verhindernden Sperrfedern p, da ihn das Beharrungsvermögen nach vorn treibt, hierbei wird das Zündhütchen x1 von der Nadel angestochen und durch sein Feuer die Sprengladung entzündet.
Die Zeitzünder mit brennbarem Satzring haben den großen Nachteil, daß der Satzring leicht dem Verderben ausgesetzt ist, und daß seine Brenndauer wesentlich vom Feuchtigkeitsgehalt der Luft und vom Luftdruck abhängig ist. Durch Konstruktion eines mechanischen Zeitzünders suchte man diese Übelstände zu beseitigen, lange Zeit ohne Erfolg. Im J. 1904 ist Krupp mit einem von Bäker erfundenen mechanischen Zeitzünder hervorgetreten, der sich gut bewährt hat. Fig. 5 u. 6 zeigen den Zünder in drei Fünftel Größe in Schnitt und Ansicht, Fig. 7–13 stellen das Gehwerk im Maßstabe 2:1 dar. Krupp gibt in einer Broschüre folgende Beschreibung des Zünders:
Das Uhrwerk ist zwischen zwei Platten, Oberplatte (1) und Unterplatte (2) gelagert, die durch vier Stützen (3) miteinander verbunden sind. Das Federhaus (7) ist durch die Federhausbrücke (6) an der Oberplatte festgehalten. Es ist am Umfang gezahnt und wird durch die Sperrklinke (8) und die Sperrfeder (9) gegen Rückdrehung gesichert. Die Räder (12, 14 u. 15) sind zwischen zwei auf der Unterplatte befestigten Kloben (4 u. 5) gelagert.
7–13. Gehwerk des Kruppschen Zeitzünders.Auf der Achse des Mittelrades sitzt die Stellscheibe (19) mit Einfallschlitz c, Warze d für die Aufschlagzünderstellung und Nase e, die in die Haltefeder (33) des Zünderdeckels (32) greift, wodurch die Stellscheibe mit dem Zünderdeckel gekuppelt ist.
Zwischen Unterplatte und Federhausbrücke ist die Auslösewelle (24) für die Schlagfeder (20) drehbar gelagert. Sie hat in halber Höhe eine durch Auskerbung entstandene Schulter, auf der die Schlagfeder ruht. Oberhalb dieser Schulter hat die Auslösewelle einen rechtwinklig zu ihrer Drehachse eingesetzten Sicherungsarm (25), der sich bei gespanntem Werk gegen den Sicherungsbolzen (28) legt. Zwischen Oberplatte und Federhausbrücke ist auf der Auslösewelle der Auslösehebel (26) befestigt. Eine Drahtfeder (27) drückt den breitern Teil des Auslösehebels nach außen zu. Bei gespanntem Werk wird diese Bewegung der Auslösewelle durch Anlage des Sicherungsarms gegen den Sicherungsbolzen so begrenzt, daß die an dem Ende des schmälern Teils des Auslösehebels befindliche, aufrechtstehende Umbiegung g so weit von der Stellscheibe absteht, daß ihre Warze d an g vorbeigleiten kann.
Die ringförmige Schlagfeder (20) ist an der Unterplatte befestigt. Gegenüber der Befestigungsstelle hat sie eine Durchlochung, mit deren Rand sie in gespanntem Zustand mit Druck auf der Schulter der Auslösewelle ruht. Neben dieser Durchlochung ist die Zündnadel (21) eingenietet, die beim Abschnellen der Schlagfeder das Zündhütchen (31) trifft. Seitwärts abstehend von der Durchlochung ist an jeder Seite ein unten spitzer Sicherungsstift (22) in die Schlagfeder eingenietet. Diese Sicherungsstifte haben den Zweck, bei Abgang des Schusses die Schlagfeder zu stützen und dadurch vor Bruch zu bewahren. Außerdem bilden sie in Verbindung mit den unter ihnen angebrachten Sicherungsflügeln (23) eine Sicherung gegen unzeitiges Zünden, das durch Abschnellen der Schlagfeder beim Bruch oder beim Fallen des Zünders möglich wäre. Die Sicherungsflügel sind in der Unterplatte gelagert und werden von der Feder f in der gezeichneten Stellung so lange festgehalten, bis sie nach Abgang des Schusses infolge Zentrifugalwirkung nach außen zu bewegt werden.
Der Sicherungsbolzen (28) ist in Richtung seiner Längsachse beweglich und wird durch die Gabelfeder (29) getragen.
Die sonstige Einrichtung stimmt mit der der alten Zeitzünder im allgemeinen überein. Bemerkenswert ist, daß der auf dem Unterteil (30) drehbare Zünderdeckel bei S durch Eindrehen einer breiten Nut geschwächt ist, so daß er sich bei Abgang des Schusses an dieser Stelle staucht, auf den Unterteil festklemmt und dadurch gegen Verdrehen im Fluge gesichert ist.
Das Einstellen des Zünders erfolgt durch Drehen des Zünderdeckels. Hierdurch wird die mit dem Deckel gekuppelte Stellscheibe (19) mitgedreht und der Einfallschlitz der Stellscheibe in dieselbe Winkelstellung zur Nase g des Auslösehebels gebracht, wie auf der Teilung des Gehäuses der Nullpunkt zum Einstellstrich.
Bei Abgang des Schusses gleitet der Sicherungsbolzen (28) infolge seiner Trägheit zurück, indem er den Widerstand der Gabelfeder (29) überwindet. Der Sicherungsarm (25) und der Sicherungshebel (13) gleiten nun an dem dünnern Teil des Sicherungsbolzens vorbei. Infolge der Drehung des Sicherungsarms legt sich die Nase g des Auslösehebels gegen den Mantel der Stellscheibe (19) und schleift daran unter Federdruck. Gleichzeitig hat die im Zünderdeckel befindliche Haltefeder (33) sich infolge Zentrifugalwirkung an die innere Wand des Zünderdeckels gelegt und dadurch die Kuppelung des Zünderdeckels mit der Stellscheibe gelöst. Das Uhrwerk kann sich infolgedessen frei drehen. Aus derselben Ursache haben sich auch die beiden Sicherungsflügel (23) unter den Sicherungsstiften (22) nach außen gelegt, so daß letztere in dem durch den Gang des Uhrwerkes gegebenen Augenblick in die bisher durch die Sicherungsflügel verdeckt gewesenen Löcher b der Unterplatte schlagen können. Das Uhrwerk dreht die Stellscheibe, bis der Einfallschlitz c die Nase g des Auslösehebels erreicht. In diesem Augenblick schlägt dieser nach innen, die Auslösewelle dreht sich und gibt die Schlagfeder frei. Diese schlägt nach unten mit der Zündnadel in das Zündhütchen (31) und bringt dieses und dadurch in weiterer Folge das Geschoß zum Krepieren.
Zünder zum Entzünden von Sprengstoffen.
Gewöhnliche Zündschnur besteht aus Baumwollengarn, das mit Anfeuerung getränkt ist. Bickfordsche Zündschnur ist eine Hanfschnur mit einer Seele von langsam brennendem Kornpulver; die Schnur ist geteert und gekalkt, oder mit Band umwickelt, geteert und lackiert, oder mit Kautschuk umhüllt. Die Brenngeschwindigkeit einer guten Bickfordschen Zündschnur beträgt etwa 60 cm in der Minute. Das Anzünden der Zündschnur erfolgt nach Aufschlitzen eines Endes mit einer gewöhnlichen Flamme. In Bergwerken benutzt man wegen der Gefahr, die eine offene Flamme mit sich bringen kann, häufig besondere Anzünder, bei denen sich das anzuzündende Zündschnurende in einer geschlossenen Hülse befindet und durch ein Zündhütchen entzündet wird (Hohendahlsche Zange, Meinhardtscher Schnuranzünder, Zündpistole, Eckardtscher Anzünder, Rothscher Zünder, Norresscher Zünder, Kochscher Reibzünder). Auch das pneumatische Feuerzeug und elektrische Schnurzünder sind vielfach im Gebrauch. Die Friktionszünder haben dieselbe Einrichtung und werden ebenso gehandhabt wie Friktionsschlagröhren. Zur Sprengkapselzündung dienen Sprengkapseln derselben Form wie bei Geschoßsprengladungen. Nach der Stärke der Knallsatzladung unterscheidet man verschiedene Größennummern. Zur Verstärkung der Sprengkapselwirkung dienen häufig kleine Körper aus trockener Schießbaumwolle oder Pikrinsäure, die mit der Sprengkapsel zu Zündpatronen, Zündladungen vereinigt sind. Die Entzündung der Sprengkapseln erfolgt durch Bickfordsche Zündschnur oder durch Friktionszünder.
In neuerer Zeit hat die elektrische Entzündung der Zünder große Verbreitung gewonnen. Sie wird bei Geschützzündungen, Minenzündungen und Sprengungen mit Erfolg angewandt. Man unterscheidet Glühzünder, Funkenzünder und Spaltglühzünder. Glühzünder enthalten einen Draht, der in Verbindung mit einer geschlossenen elektrischen Leitung aufglüht und dadurch den Zündsatz entzündet. Bei Funkenzündern ist der Draht unterbrochen, so daß bei Stromschluß ein Funke überspringt, der die Entzündung des Satzes bewirkt. Einen Übergang zwischen beiden bilden die Spaltglühzünder, bei denen der Draht ebenfalls unterbrochen, der Spalt aber mit einem Zündsatz von starker Leitungsfähigkeit ausgefüllt ist.
Zünder für besondere Kriegsfeuer.
Pillenlichte und Leuchtraketenzünder enthalten einen langsam brennenden zylindrischen Satz, der durch eine Zündpille entzündet wird. Die Entzündung der Zündpille erfolgt durch Schlag. Eissprengbüchsenzünder sind konische Hölzer, die in einer am Mantel spiralförmig verlaufenden Nut eine Zündschnur tragen.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.