- Münzwesen
(Herstellung der Münzen).
Die gebräuchlichste Gießmaschine zum Gießen der Zaine besteht (Fig. 1) aus einem rahmenartigen, auf Schienen beweglichen Wagen A B, in den die Eingüsse EE (hier 26) von oben eingesetzt werden. Zwei Kopfplatten C und D, wovon D durch die Schraube a angepreßt wird, stützen die Eingüsse, die außerdem der Rahmen F mit Druckschraube b scharf zusammenpreßt.
Die verbreitetste Justierwage von Seyß in Atzgersdorf bei Wien hat folgende Einrichtung (Fig. 2). Der aus zwei parallelen Schienen bestehende Balken AA trägt bei B das Normalgewicht (Richtpfennig), bei C eine Tasche zur Aufnahme der Münzplatte, die aus dem Kocher H vermittelst des Zubringers G durch den Kanal J in die Tasche C fällt und von der Platte P aufgefangen wird. Während dieses Vorganges ist die Wage arretiert, indem eine mit vier Armen versehene Hülse FF längs der Wagesäule E aufwärts geschoben wird, so daß die Federn ff gegen den Wagebalken AA und die an ll schleifenden Fänger LL gegen die Taschen B und C treten und damit die Wage von der vorhergehenden Schwingung zur Ruhe bringen. Wird darauf durch Senkung von FF die Wage wieder frei gemacht, so gelangt die Tasche C je nach dem Gewichte der Münze vor eine der in dem Rahmen R angebrachten Zellen 1, 2, 3, 4, 5, 6 und wirft die Münze nach Zurückziehen der Platte P über u in die betreffende Zelle.
1. Gießmaschiene.Damit die Münze sicher in die richtige Zelle fällt, tritt folgende Einrichtung in Tätigkeit. An der Säule E sitzt ein Querarm mit zwei ausgezackten Stahlblechen MM. Diese Zacken korrespondieren mit den Stiften 0, 1, 2, 3, 4, 5 an dem Wagebalken A A. Ist die Platte viel zu leicht oder viel zu schwer, so stoßen die Stifte 0 oder 5 an die zugehörenden Einschnitte von MM und die Platte fällt in die oberste oder unterste Zelle. An den Stiften 1, 2, 3 und 4 hängen Drahtreiter, die je nach dem Spiele des Wagebalkens von den Zacken aufgenommen werden und dadurch die Wage für eine bestimmte Zelle einstellen. Zu einem Sortiersystem gehören 10–12 Wagen, die nebeneinander aufgestellt und von einem einzigen Mechanismus angetrieben werden, der rechtzeitig den Zubringer G und den Schieber K zum Öffnen des Kanals J bewegt, die Hülse F mittels der Schiene m hebt, die auf dem Schieber t mit Stützen ss befestigte Platte P zurückschiebt sowie den Rahmen R bis an C vorschiebt. Da eine Sortierung etwa 15 Sekunden dauert, so sortiert ein System von 12 Wagen bei zehnstündiger Arbeit am Tage 28,800 Platten nach sechs Abstufungen.
2. Justierwage von Seyß.Der Antriebsmechanismus für die sämtlichen Wagen besteht der Hauptsache nach aus einer unter K liegenden, sich drehenden Welle mit aufgekeilten Daumen, die auf Hebel einwirken, die mit G, K, m und R verbunden und so gestellt sind, daß die Bewegungen in der notwendigen Reihenfolge stattfinden.
3. Handschaber.Zum Schaben mit der Hand bedient man sich des durch Fig. 3 dargestellten Apparats. An dem Arm A sitzt das Schabemesser m über dem Justierklotz a, der oben eine Vertiefung für die Aufnahme der Platten und neben sich einen Bock b hat, auf dem der Arm A mit dem Vorsprung n eine Stütze findet, um zugleich das Eindringen des Messers zu begrenzen, das durch Hin- und Herdrehen des Armes A um den Bolzen B zur Wirkung gelangt.
Bei der Schabemaschine von Ludw. Löwe u. Komp. in Berlin (Fig. 4 u. 5) werden die Münzplatten in die 6 Kocher kk eingefüllt, ein horizontaler Schieber bringt jedesmal die unterste Platte in einen Trichter t, von dem aus dieselbe in eine rotierende Spindel geleitet wird, die der Länge nach durchbohrt ist und in dieser Bohrung einen Kolben aufnimmt, der, von einer dahinter sitzenden Kurvenscheibe j betätigt, die Platte in einen am vordem Ende der Spindel befindlichen Spannkopf schiebt, der die Platte festhält.
4 u. 5 Münzenschabemaschine von L. Löwe u. Komp.Indem diese sich mit der Spindel dreht, wird ein Schabemesser m vorbeigeführt, das auf einem seitlich verschiebbaren Support s befestigt ist und mit diesem durch die Schlitzkurbel e hin und her geschoben wird, so daß das Messer das überflüssige Material um die Mitte herum wegnimmt. Die nächste Platte stößt die geschabte in eine Abfuhrrinne r, die siebartig durchlocht ist, so daß die Späne von den Münzen getrennt in unterhalb der Maschine aufgestellte Sammelgefäße fallen, während die Platten in die Schubkasten 1, 2, 3, 4 etc. gelangen. Die Maschine ist sechsfach angeordnet und schabt in 10 Stunden bis 40,000 Stück. Über Rändelmaschinen s. S. IV.
Eine vorzügliche, auf dem Prinzip des Kniehebels beruhende Münzprägmaschine von L. Löwe u. Komp. (Fig. 10–12) besteht aus dem eigentlichen Prägwerk A und dem Antriebsständer B, beide verbunden durch drei Paar Stehbolzen t. In dem Ständer B liegt die Welle W mit Schwungrad S, das eine gleichmäßige Bewegung der ganzen Maschine sichert und in Umdrehung gesetzt wird durch die Riemenscheibe E mittels einer auslösbaren Stiftenkuppelung m. Das aus einem schweren Rahmen gebildete Gestell des Prägewerks A nimmt zunächst den vertikal beweglichen Schieber s auf, der an seinem untern Ende den Oberstempel trägt und mittels zweier Stangen an zwei Federn ff so aufgehängt ist, daß die letztern den Schieber stets nach oben ziehen. Unmittelbar unter dem Oberstempel befinden sich der Unterstempel. Zum Zwecke des Prägens wird der Schieber s mit Hilfe des Kniehebels L abwärts bewegt, indem an dem langen Arm des Kniehebels eine Zugstange a angreift, die von einem auf der Welle W sitzenden Krummzapfen hin und her bewegt wird. Um die Senkung des Oberstempels genau der Münzendicke anpassen zu können, ist das obere Lager des Kniehebels durch einen Keil von dem Handrade d mit Mutter auf das sorgfältigste einzustellen. Damit beim Prägen die Münzplatte sich nicht in der Fläche vergrößert, seitlich ausweicht, wird sie während des Prägens von einem stählernen Prägring umschlossen. Bei i erkennt man den sogen. Zubringer, der für jede Prägung eine Münzplatte aus dem Kocher K zwischen die Stempel bringt, zugleich aber auch die geprägte Platte seitwärts in einen an dem Grundbalken C angebrachten Kanal stößt. Damit das fletztere geschehen kann, tritt ein Ausstoßmechanismus in Tätigkeit, der den Unterstempel so weit hebt, daß die Münze über den Prägring gelangt. Dieser Ausstoßmechanismus besteht wesentlich aus dem um den Bolzen p drehbaren Hebel H, mit zwei bei c sichtbaren, gegen den Unterstempel wirkenden Stangen, der einerseits durch einen auf der Welle W sitzenden Daumen, anderseits durch die Feder x in Bewegung gesetzt wird. Der bei y gezeichnete Handhebel dient zum Ein- und Ausrücken der Kuppelung m, der Fußhebel Z zum Bremsen des Schwungrades S. Da die Antriebswelle W in der Minute 60–70 Umdrehungen ausführt, so prägt diese Maschine bei zehnstündiger Arbeitszeit 30–42,000 Münzen.
Um einer Beschädigung der Prägstempel bei eintretenden Unordnungen vorzubeugen, namentlich dann, wenn zufällig keine Platte zwischen die Stempel gelangt ist, rückt eine Vorrichtung sofort den Antrieb aus und bringt die Maschine zum Stillstand.
6 u. 7. Rändelmaschine.Ein andrer, äußerst sinnreicher Mechanismus mindert die Druckkraft des Stempels, falls etwa zwei Platten übereinander auf den Unterstempel zu liegen kommen oder die neu zugebrachte Platte nicht gänzlich in die Öffnung des Prägringes eintritt und gequetscht wird.
Wenn nur zum Schutze des Gepräges die Ränder gestaucht werden sollen, so benutzt man allgemein die durch Fig. 6 u. 7 dargestellte Rändelmaschine.
8, 8a u. 9. Münzenrändelmaschine für Schriftrand.Ein gehärteter Gußstahlring a, der auf eine Planscheibe s gespannt ist und sich mit dieser, angetrieben durch die Riemenscheibe r, schnell dreht, hat in der Mitte eine der zu rändelnden Münze entsprechende eingedrehte Nute. Mit dieser Kreisnute korrespondiert an der tiefsten Stelle die kreisbogenförmige Nute des Rändeleisens b, das durch ein Spanneisen gehalten und mittels Druckschrauben in genaue Stellung zum Rändelring a gebracht wird, so daß jede durch a und b durchgeschobene Münze hier die Stauchung erfährt. Die Zuführung der Platten erfolgt aus dem Kocher k durch die unterhalb desselben sich drehende Scheibe c, die mit flachen Zähnen versehen ist, auf deren gerade nach oben gerichtete Flächen sich jedesmal nur die unterste Platte aus dem Kocher legt, die sodann längs der geneigten Rinne i abwärts und zwischen die Teile a und b rutscht. Von dem Ringe a sofort erfaßt, wird die Platte gewaltsam an b entlang gerollt, dadurch gestaucht und zugleich auf einen ganz bestimmten Durchmesser gebracht. Diese Maschine rändelt 40,000 Platten in der Stunde.
Auf der Münzenrändelmaschine für Schriftrand von L. Löwe u. Komp. in Berlin (Fig. 8, 8a u. 9) erfolgt das Einprägen von Schrift, Sternen, Arabesken etc. in die Ränder der Münzen mittels gerader Rändeleisen an vier Stellen 1, 2, 3, 4. Auf der obern Platte A des Gestelles G werden gleichzeitig zwei Schlitten a, a hin und her bewegt, indem sie mittels Stangen c an Schwingen ss angeschlossen sind, die von dem Krummzapfen der Welle u mit Riemenscheibe r und Schwungrad S in Schwingungen versetzt werden und die Schlitten a, a mitnehmen. Jeder Schlitten hat zwei Rändeleisen (Backen) 1, 2 und 3, 4, die mit zwei auf der Tischplatte festgeschraubten Rändeleisen korrespondieren. Aus den zwei mit Münzen gefüllten Kochern k, k werden beim Vorgang und beim Rückgang der Schlitten von Mitnehmern je zwei Münzen vorgeschoben, zwischen die Rändeleisen gebracht und infolge der Schlittenbewegung zwischen den letztern abgerollt und mit Schrift etc. versehen. Die Schlittenbacken gehen dann so weit über die festen hinaus, daß dadurch die Münzen frei werden und durch ein Rohr in einen unterhalb des Tisches angebrachten Kasten fallen. Die Maschine rändelt daher bei jeder Umdrehung der Welle u vier Münzen; da sie gewöhnlich 60 Touren in der Minute macht, so rändelt sie in der Stunde 14,400 Münzen.
Münzwesen.
Übersicht der wichtigern Münzen.
Vorbemerkungen: Als Rauhgewicht der Geldstücke, als Feingehalt in Tausendteilen und als Feingewicht der Stücke an Gold oder Silber sind die gesetzlich vorgeschriebenen verzeichnet, die Werte demgemäß nach dem mittlern Sollgehalt der vollwertigen Stücke ohne Rücksicht auf die ungleiche Toleranz berechnet. Ein Gramm Feingehalt an Gold ist = 2,79 deutsche Reichsmark, ein Kilogramm Gold nach dem in der lateinischen Münzunion und für den deutschen Taler gültigen Verhältnis = 15,5 kg Silber angenommen, obgleich Silber seinen halben Wert verloren hat, daher 1 g Feingehalt an Silber = 18 deutsche Pfennig. Außerhalb der Landeswährung stehende Münzen für Handelszwecke werden mit †, ältern Systemen angehörige mit * kenntlich gemacht. Nicht von allen eingetragenen Münzsorten weiß man sicher, daß sie sich im Verkehr befinden.
Münzen I. Griechische Münzen. Jede Münze in Vorder- und Rückansicht.Münzen II. Römische, jüdische, persische und baktrische Münzen.Münzen III. Münzen des Mittelalters.Münzen IV. Münzen des 16. u. 17. Jahrhunderts.Münzen V. Goldmünzen der Gegenwart.Münzen VI. Silbermünzen der Gegenwart.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.