Hydromedusen

Hydromedusen

Die Röhren- oder Blasenquallen (Schwimmpolypen, Siphonophorae) bilden eine Gruppe der Hydromedusen, die mit den Korallpolypen, Akalephen und Rippenquallen als Nesseltiere (Cnidaria, Cölenteraten, s.d.) zusammengefaßt werden. Eine Gruppe der Röhrenquallen sind die Schildquallen (Discoideae). Bei diesen bildet der medusenförmige Stock eine flache Scheibe, an deren Unterseite die zahlreichen verschiedenen Personen der Tierkolonie ansitzen. Bei allen übrigen Siphonophoren, den Siphonanthen (so auch bei den Cystonekten), wird der zentrale Stamm des Stockes, aus dem die vielgestaltigen, durch Arbeitsteilung differenzierten Einzeltiere hervorsprossen, durch das vertikale Magenrohr der ursprünglichen Medusenmutter gebildet, hier dagegen, bei den Schildquallen, durch deren horizontalen Schirm (Umbrella). In der Mitte seiner Unterseite (Fig. 6, 8 u. 9) ist der achtlappige Mund sichtbar, am untern Ende des herabhängenden Zentralmagens (Fig. 1, 4 u. 7). Dieser ist von einem Kranze von Geschlechtstieren umgeben (Gonophoren). Weiter außen am Schirmrande steht ein Kranz von Fangfäden oder Tentakeln, die mit kugeligen Nesselknöpfen bewaffnet sind (Fig. 1, 5 u. 8). Im Zentralteile des Schirmes ist oben eine kreisrunde, gelbliche, mit Luft gefüllte Schwimmblase eingeschlossen (Fig. 3 u. 5).

Die Schildquallen schwimmen alle an der Oberfläche des offenen Ozeans, oft in großen Schwärmen; bei den größten erreicht der Schirm den Durchmesser eines Talers. Die meisten Arten zeichnen sich durch prächtige blaue Färbung aus; Magen und Geschlechtstiere sind oft rot oder gelb gefärbt. Alle Figuren dieser Tafel sind schwach vergrößert.


Fig. 1–4. Porpema medusa Haeckel.


Familie, der Porpitiden.


Fig. 1. Der ganze Tierstock von der Seite gesehen. Der Schirm (oben) hat die Gestalt eines flachen Hütchens. Von der Mitte desselben hängt der rübenförmige braune Magen des Muttertieres herab, dessen achtstrahliger roter Mund sich unten ausbreitet. Den mittlern Teil umgürtet ein Kranz von zahlreichen, blauen, beweglichen Tentakeln.

Fig. 2. Die Gruppe von Geschlechtstieren, die unten kranzförmig den Zentralmagen umgibt.

Fig. 3. Schwimmblase, die im Zentralteil des blauen Hütchens (Fig. 1) eingeschlossen ist. Acht radiale, luftgefüllte Kammern (jede mit einer Öffnung zum Luftaustritt) umgeben eine Zentralkammer.

Fig. 4. Seitenansicht des Stockes Fig. 1 nach Entfernung der zahlreichen blauen Tentakeln; man sieht die sechseckigen Felder, auf denen sie angesessen haben. Unterhalb ist der Kranz der roten Geschlechtstiere sichtbar, die den rübenförmigen Zentralmagen umgeben.


Fig. 5. Porpalia prunella Haeckel.


Familie der Porpitiden.


Ansicht des scheibenförmigen Tierstockes von oben, achtmal vergrößert. In der Mitte des flachen blauen Schirmes schimmert die gelbe, mit Luft gefüllte Schwimmblase durch. Am Rande stehen zahlreiche bewegliche Tentakeln, regelmäßig auf acht Bündel verteilt.


Fig. 6 u. 7. Discalia medusina Haeckel.


Familie der Diskaliden.


Fig. 6. Ansicht des Stockes von unten. Die zentrale achtlappige Mundöffnung ist von acht roten Geschlechtstieren umgeben, die zahlreiche gelbe Eierglocken tragen. Mit den acht Randlappen des Schirmes, die mit blauen Hautdrüsen gesäumt sind, wechseln acht blaue, bewegliche Tentakeln ab, am Ende mit einem Nesselknopf bewaffnet.

Fig. 7. Seitenansicht desselben Stockes, mit verkürzten Tentakeln; in der Mitte der lange Zentralmagen; unten der geöffnete Mund.


Fig. 8–12. Disconalia gastroblasta Haeckel.


Familie der Diskaliden.


Fig. 8. Ansicht des Stockes von unten. In der Mitte ist der achtlappige Mund geöffnet, umgeben von acht roten Geschlechtspersonen, die zahlreiche gelbe Eierglocken tragen. Nach außen stehen acht strahlige Bündel von blauen Tentakeln, jeder mit drei Reihen von Nesselknöpfen bewaffnet. Die innern Tentakeln sind stark zusammengezogen.

Fig. 9. Eine junge Larve von Disconalia, ähnlich gebildet wie Discalia (Fig. 6). Der zentrale, achtlappige Mund ist geöffnet und von acht kleinen, roten Geschlechtsknospen umgeben. Am Schirmrande, der einen Saum von blauen Hautdrüsen trägt, stehen zwischen acht Randlappen acht Tentakeln, mit je vier Nesselknöpfen.

Fig. 10. Horizontalschnitt durch den obern Teil des Schirmes (linke Hälfte); in der Mitte die braune Zentraldrüse, umgeben von roten Radialkanälen; am achtlappigen Rande ein Kranz von blauen Hautdrüsen.

Fig. 11. Horizontalschnitt durch den untern Teil des Schirmes (rechte Hälfte); in der Mitte die Höhle des Zentralmagens, umgeben von der braunen Zentraldrüse; am Rande die Ansatzstellen der abgeschnittenen Tentakeln.

Fig. 12. Ein einzelnes rotes Geschlechtstier (Gonopalpon) mit mehreren Längsreihen von Nesselknoten bewaffnet; unten ein Kranz von medusenförmigen Eierglocken (Gonophoren). Diese lösen sich später ab und schwimmen frei umher.


Hydromedusen: Röhrenquallen (Siphonophoren). (Aus E. Haeckels ›Kunstformen der Natur‹.)
Hydromedusen: Röhrenquallen (Siphonophoren). (Aus E. Haeckels ›Kunstformen der Natur‹.)

http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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