- Österreichisch-Ungarische Monarchie
Jedes Infanterieregiment hat einen Stab, 4 (Landwehren überwiegend 3) Feldbataillone und einen Cadre für das im Kriege 25 Offiziere, 1488 Mann zählende Ersatzbataillon, 10 königl. ungarische Regimenter außerdem einen Cadre für ein Reservebataillon aus überzähliger Mannschaft; die bosnischherzegowinischen Regimenter haben Trainstandesabteilung._– Friedensstand der Kompanie: im Heer 4 Offiziere 93 Mann normal, erhöht (z.B. Okkupationsgebiet, Süddalmatien) 5, 128; österreichische Landwehr 4, 58, ungarische 4, 51; Kriegsstand bei allen Feldkompanien 4, 259, davon 246 Feuergewehre.
Das Kavallerieregiment gliedert sich in Stab mit Telegraphenpatrouille, 2 Divisionen zu 3 Feldeskadrons, Pionierzug und Cadre für die Ersatzeskadron (mobil 11 Offiziere, 333 Mann) nebst 2 Stabszügen bei höhern Kommandos. Friedensstand der Eskadron: im Heer 5 Offiziere 166 Mann, Ulanen der k.k. Landwehr, Tiroler Landesschützen 5, 73, Dalmatiner Landesschützen 5, 78, Honvéd 4, 68. Kriegsstand jeder Feldeskadron 5, 166, davon 150 Berittene. Die Kavalleriebrigade hat 2–3 Regimenter, Kavallerietruppendivisionen gibt es im Kriege 10.
Die Artillerie ist Korpsartillerie (14 Regimenter) oder Divisionsartillerie (42 Regimenter) bei den Infanterietruppendivisionen für Manöver- und Kriegsverwendung. Jede Brigade hat 1 Korps-, 3 Divisionsartillerieregimenter; das Regiment hat Stab, Munitions- und Depotpark-Cadre, 4 Batterien zu 8 Geschützen, davon 4–6 pro Batterie im Frieden bespannt. Die Organisation des Regiments in 2 Abteilungen zu 3 Batterien (zu 6 Geschützen) und 9 Munitionswagen soll beabsichtigt sein. Die reitenden Batteriedivisionen (zu 6 Geschützen) werden im Kriege Heeres- und Landwehrkavallerietruppen-Divisionen zugeteilt. Die Gebirgsbatterien haben 4 Geschütze. Haubitzendivisionen bestehen 14, jede mit 3 Batterien zu 6 Geschützen, doch soll eine Umorganisierung derselben derart beabsichtigt sein, daß die Korpsartillerieregirnenter mit Haubitzen, jedes zu 4 Batterien zu 8 Geschützen, ausgerüstet werden. Angesichts der bevorstehenden oder begonnenen Änderungen läßt sich eine genaue Stärke nicht angeben, doch werden 1905 vorhanden gewesen sein: 1792 Geschütze der fahrenden, 96 der reitenden, 56 der Gebirgs-, 252 der Haubitzenbatterien, zusammen 2196 Geschütze. Im Kriege sollten noch dazukommen 16 Gebirgsbatterien und 4 schmalspurige Batterien zu 4 Geschützen und 580 Geschütze aus Depots und Parken, so daß die Feldartillerie mobilisiert über 2856 Geschütze verfügt._– Die Artillerie stellt im Krieg aus dem Munitionsparkcadre Munitionsreserven für alle drei Hauptwaffen auf, aus dem Depotcadre geht pro Regiment die Ersatzbatterie und Depotabteilung hervor._– Außer der Festungsartillerie bestehen 5 Belagerungshaubitzdivisionen zu 3 Batterien, jede mit 4 sechsspännigen 15 cm-Haubitzen; Belagerungsartillerieparke werden zu 400 Geschützen, Bespannungs- und Beleuchtungsabteilungen nach Bedarf aufgestellt.
Anstalten und technische Artillerie: Arsenal in Wien, 2 Pulverfabriken in Stein und Blumenau, Munitionsfabrik in Wöllersdorf, 21 Zeugdepots. Im Kriege bestehen bei Armeemunitionsanstalten und Belagerungsartillerieparken, Feldzeugskompanien zu 3 Offizieren, 236 Mann, bei Belagerungsbatteriegruppen und Gebirgsmunitionsfelddepots Feldzeugsabteilungen zu 3 Offizieren, 26 Mann._– Friedensstände: fahrende Batterie 4 Offiziere, 101 Mann, reitende 5, 122, Tiroler Gebirgsbatterie 4, 86, sonstige 2, 60, Haubitzbatteriedivisionen 22, 370, Festungsartilleriekompanie 4, 98. Kriegsstände: fahrende Batterie 5, 195, reitende 5, 187, schmalspurige 3, 103, Tiroler Gebirgsbatterie 3, 101, sonstige 3, 110, Haubitzbatteriedivision unbekannt, Festungsartilleriekompanie 6, 240. Ein Arsenaldirektor, 3 Artilleriedirektoren in Innsbruck, Sarajevo und Zara, 6 Festungsartilleriedirektoren in Krakau, Przemysl, Trient, Cattaro, Pola und Klagenfurt.
Technische Truppen bestehen nur im gemeinsamen Heer und werden der Landwehr nach Bedarf zugewiesen.
Das Pionierbataillon hat Stab, 5 Kompanien, Zeugsreserve zur Verwaltung der 4 Kriegsbrücken (s.d.) und Ersatzkompaniecadre. Ein Pionierzeugsdepot besteht in Klosterneuburg, 3 Obersten sind Pionierinspizierende. Friedensstand der Kompanie 5 Offiziere, 107 Mann; Kriegsstand: 5 Offiziere, 235 Mann; die fünften Kompanien der Bataillone bilden im Kriege je 2 Kompanien für feste Plätze; außerdem werden aufgestellt 15 Schanzzeugkolonnen, 15 Zeugsreserven, 3 Pionierzeugsdepots, 3 Schanzzeugsdepots, 2 stabile Belagerungspionierparke, 1 mobiler mit Bedienungsdetachement, 4 Eiffelbrückenabteilungen.
Das Eisenbahn- und Telegraphenregiment untersteht direkt dem Chef des Generalstabes und hat Stab, 3 Bataillone zu 4 Kompanien, Telegraphenersatzcadre, Telegraphenschule (s.d.), Ersatzbataillonscadre, Festungsfeldbahncadres. Ein eignes Telegraphenbataillon schon im Frieden zu formieren, ist geplant. Stand pro Kompanie 5 Offiziere, 118 Mann; im Kriege 12 selbständige Eisenbahnkompanien zu 5 Offizieren, 244 Mann, 1 Ersatzbataillon zu 3 Kompanien zu 5, 211–361, eine Telegraphenersatzkompanie mit 5, 361, sowie Telegraphen- und Telephonformationen für Feldarmee und Festungen (s. Militärtelegraphie, S. 832). Das Eisenbahn- und Telegraphenregiment versieht ständig den Streckendienst zwischen Tulln-St. Pölten und Hadersdorf-Krems. Die frühern 5 Eisenbahnabteilungen bauten nach der Okkupation Bosniens den Schienenweg Banjaluka-Doberlin (110 km, seit 24. März 1879 k.u.k. Militärbahn).
Sanitätstruppe: Außer den 26 Abteilungen bestehen 26 Garnisonspitäler für Heer und k.k. Landwehr, je eins für Honve'd und Marine, mehrere Truppenspitäler und Marodehäuser. Im Kriege hat das Bataillon einen Korporal mit 16 Blessierten- und Bandagenträgern; für Kavallerie, Train, Eisenbahn- und Telegraphentruppe stellt die Sanitätstruppe die Träger.
Train: Die Divisionen 1–14 mit Ersatzdepotcadre sind in 3 Trainregimentern (Stäbe beim 2., 4., 11. Korps) formiert, eine 15. in Bosnien ist für den Gebirgskrieg bestimmt. Ein Trainzeugsdepot ist in Klosterneuburg. Friedensstände: Feldeskadron 3–4 Offiziere, 27–185 Mann, 18–211 Pferde; Gebirgseskadron 2 Offiziere, 46–161 Mann, 6–22 Pferde, 42–166 Tragtiere, 2 Cadres._– Sonstige Formationen: Garde (s.d.), Gendarmerie, Militärpolizeiwachkorps (s.d.), Militärwachkorps für die k.k. Zivilgerichte Wien, Gestüts-, Verpflegs-, Monturverwaltungsbranche, Armeestand u. Lokalanstellung (halbinvalide Offiziere), Militärbadeheilanstalten, Strafanstalt Möllersdorf, 4 Festungsstrafhäuser, Invalidenhäuser (s. Invaliden), ein Honvédasyl.
Der Landsturm bildet die zweite Linie. Die k.k. österreichische Landsturminfanterie besteht in 117- 234 militärisch organisierten Auszugsbataillonen. Bewaffnung Repetiergewehr System Mannlicher M. 88/90. 3–5 Auszugsbataillone bilden eine Landsturminfanteriehalbbrigade. Ferner werden Territorialbataillone von 500–1200 Mann in 3–6 Feldkompanien zu 3–6 Zügen nach Möglichkeit gebildet, ebenso Landsturmkavallerie nach Bedarf. Der Tiroler Landsturm hat Ausrüstung in besondern Landsturmzeughäusern liegen. In Österreich haben 39 Landsturmbezirkskommandos zu 3 Bataillonsbezirken die Evidenthaltung zu besorgen. Die königl. ungarische Landsturminfanterie umfaßt 186 Bataillone beider Aufgebote in Regimentern und Brigaden; Bewaffnung: Repetiergewehre. An Kavallerie werden 40 Husareneskadrons zu 6 Offizieren, 166 Mann, 151 Pferden sowie 10 Ersatzeskadrons aufgestellt. Es bestehen 94 ungarische Landsturmbezirkskommandos. Die Eisenbahn- und Telegraphentruppe und die Festungsartillerie stellt für eigne Zwecke Landsturmkompanien auf. Landsturmarbeiterabteilungen werden aus militärisch nicht ausgebildeten Leuten zu Arbeitszwecken im Sanitäts-, Train- und Verpflegsdienst gebildet. Hierzu kommen: Wacht- und Assistenzposten nach besonderer Anordnung, Gendarmerie 24,000 Mann, Finanzwache 16,000 Mann, 161 Bürgermiliz und Schützenkorps mit 16,000 Mann, 2006 Veteranenvereine mit 180,000 Mann, das Personal der Staatsforsten, das österreichische Landsturmautomobilistenkorps, das Schießwesen in Tirol mit 406 Ständen, welch alles in Kriegszeiten Landsturmdienste leistet. An ausgebildetem Landsturm werden gegen 11/4 Million Mann, an unausgebildeten etwa 5 Millionen vorhanden sein. Nicht uniformierte Landsturmmänner (in Tirol alle) tragen als Abzeichen die Landsturmarmbinde (Österreich schwarz-gelb, Tirol weiß-grün, Ungarn rot-weiß-grün).
Österreichisch-Ungarische Monarchie.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.