- Cenis, Mont
Cenis, Mont (spr. mong ßĕnī, ital. Monte Cenisio, lat. Mons Geminus), berühmter, 2098 m hoher Paß der Westalpen, der die Grajischen von den Kottischen Alpen trennt, liegt an der Grenze von Frankreich und Italien, zwischen den Tälern des Arc und der Dora Riparia. Über den Paß scheint schon in alter Zeit ein Weg geführt zu haben, den Catinat 1691 für Geschütze gangbar gemacht hat. Die gegenwärtige Kunststraße von Lans-le-Bourg über den Paß nach Susa ließ 1802–10 Napoleon I. bauen. Unter der Paßhöhe (1930 m ü. M., auf italienischer Seite) befindet sich ein im 9. Jahrh. von Ludwig dem Frommen gestiftetes Benediktinerhospiz und ein kleiner See, dessen Gewässer durch die Cenise zur Dora Riparia herabstürzen. Seit der Eröffnung des Mont Cenis-Tunnels wird der Paß wenig benutzt. Das großartige Unternehmen einer Durchbohrung des Gebirgsstockes vermittelst eines Eisenbahntunnels wurde 31. Aug. 1857 zuerst von Italien (Sardinien) allein in Angriff genommen, seit 1862 beteiligte sich auch Frankreich daran, und 26. Dez. 1870 trafen beide Durchstiche auseinander; die Eröffnung des Tunnels erfolgte 17. Sept. 1871. Derselbe durchschneidet das Gebirge 22 km westlich vom Mont C. unter dem Colde Fréjus von der Station Modane in Savoyen bis Bardonecchia in Piemont und hat eine Länge von 13,05 km. Der Kulminationspunkt (in der Mitte des Tunnels) liegt 1294 m ü. M. und 1650 m unter dem Scheitel des Gebirges; nach S. zu fällt die Tunnelsohle um 3 m, nach N. um 164 m. Die Eigenwärme des Felsens beträgt in der Mitte des Tunnels 29,5°. Die Gesamtkosten des Durchbruches betrugen 75 Mill. Frank. Die Mont Cenis-Eisenbahn umfaßt außer dem großen Tunnel noch 37 kleinere nebst andern Kunstbauten und ist sowohl auf französischer als auf italienischer Seite durch Forts geschützt. Sie ist als die Hauptverbindungslinie zwischen Frankreich und Italien und als Glied der sogen. Überlandroute von London über Paris und Lyon nach Brindisi für den Weltverkehr von der größten Wichtigkeit. Vgl. Schanz, Der Mont Cenis-Tunnel (Wien 1872); »Der Mont C.« (Zür. 1887).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.