- Campoamōr
Campoamōr, Ramon de C. y Camppoforio, einer der beliebtesten, fruchtbarsten und einflußreichsten span. Dichter der Neuzeit, geb. 1817 in Navia, aus einer alten asturischen Familie, gest. 12. Febr. 1901, studierte zuerst Medizin in Madrid, widmete sich aber bald ganz der schönen Literatur. In den spanischen Cortes glänzte er durch Beredsamkeit und brachte es bis zum Staatsrat; um seiner literarischen Verdienste willen wurde er Mitglied der königlichen Akademie. Seine frühesten poetischen Werke sind: die Epopöe »Colon« (Madr. 1853, neue Aufl. 1888); »Fábulas morales y politicas« (1842, 9. Aufl. 1866); »Ayes del alma« (1842); »Ternezas y flores« (1858) und das chaotische »Drama Universal« (1860). Mehr aber als alle diese lenkten seine »Doloras« (1856, 17. Aufl. 1886; Auswahl deutsch von Mager, Münch. 1901) die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn; sie fanden vielfach Nachahmung, aber auch heftigen Widerspruch. Eine neue Folge brachte das Jahr 1890. Mehrere dramatische Arbeiten fanden Anklang. Es folgten Novellen und Novelletten in Versen, z. B. »Los buenos y les sabios«, »Los grandes problemas«, »El treu express«, »El quinto no matar«, »La Calumnia«. Gesammelt erschienen sie in verschiedenen Serien u. d. T.: »Pequeños Poemas« (1879,1886,1887) und als »Nuevos Pequeños Poemas« (1887) und »Nuevos Poemas« (1892). Die »Humoradas« (3. Aufl. 1890) schließen sich ihnen an. Später folgte der »Licenciado Torralba« (1892, Bd. 56 der »Bibliotheca selecta«). Außerdem veröffentlichte C. eine Anzahl prosaischer, politischer und polemischer, besonders philosophischer Schriften, wie: »Filosofia de las leyes« (1864), »El personalismo« (1850), »Polemicas con la democracía« (1862), »Lo absoluto« (1865), sein philosophisches Glaubensbekenntnis, »El idealismo« (1883), »La Metafisica y la Poetica« (1901) und eine »Poetica« (1883 u. 1890), die seinen Ansichten über die Reimkunst Ausdruck verleiht. Seine gesammelten kleinern lyrischen Schöpfungen, »Obras poéticas«, erlebten mehrere Auflagen (zuletzt 1900, 2 Bde.); eine Auswahl erschien Madrid 1879, dann Leipzig 1885. Das Eigenartigste, was C. geschaffen, sind die »Doloras«, »Humoradas« und »Pequeños Poemas«. Er bezeichnet mit diesem eigens von ihm erfundenen Namen, seiner Ansicht nach, ganz neue lyrische Gedichtgattungen. Die der Fabel nahestehende sentimentale »Dolora«, meist eine leicht hingeworfene Szene aus dem Menschenleben, soll trotz ihrer Kürze einen moralphilosophischen Lehrsatz enthalten, oder, wieder Dichter sagt, eine transzendentale Wahrheit. Die »Humoradas« (oft nur Vierzeiler oder Zweizeiler) sind kondensierte Doloras, d. h. gereimte Aphorismen. Die »Pequeños Poemas« sind hingegen erweiterte Doloras, bald Dissertation, bald Novelle. Der Gedankenreichtum, die knappe Form, der schlichte Ausdruck geben allen diesen Tendenzdichtungen ein vom Nationalstil abweichendes Gepräge. Campoamors »Obras Completas« erschienen in Madrid 1901ff. (bisher 5 Bde.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.