- Bund der Landwirte
Bund der Landwirte, eine von Freih. v. Wangenheim (Klein-Spiegel) und dem schlesischen Pachter Ruprecht angeregte und 18. Febr. 1893 in Berlin ins Leben getretene Vereinigung deutscher Landwirte christlichen Bekenntnisses zu dem Zweck, alle landwirtschaftlichen Interessenten ohne Rücksicht auf politische Parteistellung und Größe des Besitzes zusammenzuschließen, um der Landwirtschaft einen ihrer Bedeutung entsprechenden Einfluß auf die Gesetzgebung zu verschaffen. Seine Gründung hängt zusammen mit den sogen. Caprivischen Handelsverträgen, durch welche die Landwirte sich benachteiligt fanden. Unter Voranstellung des Satzes, daß die Landwirtschaft das erste und bedeutendste Gewerbe, die festeste Stütze des Reiches und der Einzelstaaten sei, werden in den Satzungen unter anderm gefordert: genügender Zollschutz für die Erzeugnisse der Landwirtschaft und ihrer Nebengewerbe, Schonung der landwirtschaftlichen, besonders bäuerlichen Nebengewerbe in steuerlicher Beziehung, Einführung der Doppelwährung, gesetzlich geregelte Vertretung der Landwirtschaft durch Landwirtschaftskammern, anderweite Regelung der Gesetzgebung über den Unterstützungswohnsitz, die Freizügigkeit und den Kontraktbruch der Arbeiter, Revision der Arbeiterschutzgesetzgebung, schärfere staatliche Beaufsichtigung der Produktenbörse, Ausbildung des privaten und öffentlichen Rechts, auch der Verschuldungsformen des Grundbesitzes sowie der Heimstättengesetzgebung auf der Grundlage des deutschen Rechtsbewußtseins. Diese Forderungen sucht der B. vor allem durch Einwirkung auf die Wahlen, Veranstaltung von Versammlungen und Vorträgen, Bearbeitung wirtschaftspolitischer Zeit- und Streitfragen zu erreichen. Der B. gewährt seinen Mitgliedern auch wirtschaftliche Vorteile durch Schaffung einer Auskunftsstelle, gemeinsamen Bezug von landwirtschaftlichen Bedarfsgegenständen, Rabattgewährung seitens einer größern Anzahl von Lieferanten, Nachweis von Beamten und Arbeitern etc. Er zählt zurzeit ca. 200,000 Mitglieder. Seinen wichtigsten Erfolg erzielte er in der bei der jüngsten Börsenreform durchgesetzten Abschaffung des Getreideterminhandels; dagegen hat er die bei den jüngsten Verhandlungen über das Zolltarifgesetz angestrebten erhöhten Getreidezölle nicht zu erreichen vermocht. Seine Presse besteht in folgendem: »Korrespondenz des Bundes der Landwirte«; Vereinswochenschrift »B. d. L.«; »Illustrierte landwirtschaftliche Zeitung«; »Stimmen aus dem agrarischen Lager«; »Schuhrs landwirtschaftliche Bibliothek«; »Deutsche Tageszeitung« (offiziöses Bundesorgan); »Bundeskalender«. Vgl. die Karte »Reichstagswahlen«.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.