Xenĭen

Xenĭen

Xenĭen (griech. Xenia), eigentlich Geschenke für Gastfreunde bei den Alten, kommt schon bei Martial als Überschrift für das 13. Buch seiner Epigramme vor, weil es größtenteils von solchen Gegenständen handelt, die gewöhnlich als Gastgeschenke verteilt wurden. Den Titel X. erhielt auf Goethes Vorschlag auch eine Sammlung von Distichen, die er in Gemeinschaft mit Schiller zunächst zur Abwehr der Angriffe auf ihre Zeitschrift »Die Horen« verfaßte. Doch entwickelte sich die Sammlung bald über den nächsten Zweck hinaus zu einem großen Strafgericht über die selbstgefällige Mittelmäßigkeit, die sich in der Literatur breit machte. Vielschreiber, wie Kotzebue, seichte Aufklärer, wie Nicolai, unduldsame Frömmler, wie Stolberg, wurden in gleicher Weise getroffen. Die X., die 1796 im »Musenalmanach« auf 1797 erschienen, riefen eine Unzahl von Gegenschriften hervor. Vgl. Boas, Goethe und Schiller im Xenienkampf (Stuttg. 1851, 2 Bde.); »Anti-X.« (Fuldas »Trogalien zur Verdauung der X.«, hrsg. von Grimm, Berl. 1903). Welche X. von Goethe und welche von Schiller herrühren, ist nicht in allen Fällen zu entscheiden. Die beste Ausgabe der X. mit vorzüglichem Kommentar besorgten Erich Schmidt und B. Suphan: »Xenien 1796« (Weim. 1893; darin auch vieles, was in den »Musenalmanach« nicht aufgenommen wurde). Goethe gab später einer Sammlung von Reimsprüchen, die er 1820 in »Kunst und Altertum« erscheinen ließ, den Titel: »Zahme X.«

In der Botanik heißen X. alle Abweichungen von der normalen Gestalt oder Färbung, die an irgendwelchen Teilen einer Pflanze durch direkte Einwirkung fremden Blütenstaubes hervorgebracht werden. In neuerer Zeit ist die Xenienbildung an dem Endosperm von Maisrassen eingehender studiert worden. Da bei manchen Angiospermen der Pollenschlauch zwei Spermazellen enthält, von denen die eine die Befruchtung der Eizelle bewirkt, während die andre mit dem Zentralkern des Embryosackes verschmilzt, dem dann die Anlage des Endosperms zufällt, so nimmt man bei diesen X. an, daß bei hybrider Befruchtung neben der Bastarderzeugung des jungen Embryos auch eine solche des Endosperms stattgefunden hat. Um dieses Zusammenhanges willen beschränkt man in neuerer Zeit den Ausdruck X. auf Abweichungen des Endosperms und der Samenschale von der normalen Gestalt oder Färbung; für etwaige andre Abänderungen an der befruchteten Mutterpflanze (Hülsen der Erbsen etc.) wird die Bezeichnung Xenodochien verwendet. Bei ihnen würde es sich um eine Rückwirkung der bastardierten Inhaltsteile des Embryosackes, also um einen indirekten Einfluß des fremden Pollens handeln.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Xenien — (griech.), ursprünglich „Gastgeschenke“, nannte der römische Dichter Martial (1. Jahrhundert n. Chr) das 13. Buch seiner Epigramme, die als Begleitverse zu Geschenken gedacht waren. Johann Wolfgang von Goethe übernahm diesen Titel im… …   Deutsch Wikipedia

  • Xenien — is a Germanization of the Greek Xenia host gifts , a title originally applied by the Roman poet Martial (1st century) to a collection of poems which were to accompany his presents. Following this precedent, Johann Wolfgang von Goethe named a… …   Wikipedia

  • Xenien — (del griego Xenion, regalo del visitante) fue el nombre que el poeta romano Marcial (siglo I) le dio a la colección de sus poemas con las que acompañaba sus regalos. Posteriormente, Goethe nombró a una colección de dísticos, que había escrito… …   Wikipedia Español

  • Xenien — (v. gr.), 1) bei Martial Titel des 13. Buchs seiner Epigramme, welches lauter Distichen enthält, die sich auf ein Gastgeschenk (s. Xenia 4) beziehen u. dasselbe tadeln od. loben; daher 2) eine Sammlung von mehr als 400 Distichen von Schiller u.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Xenien — Xenĭen (grch.), Gastgeschenke; bei Martial Titel des 13. Buches seiner Epigramme; danach nannten Schiller und Goethe ihre im »Musenalmanach für 1797« gedruckten Epigramme gegen die Verkehrtheiten der zeitgenössischen Literatur. – Vgl. über… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Xenien — Xenien, bei den Griechen und Römern diejenigen Geschenke, welche der Gastgeber nach aufgehobener Tafel seinen Freunden zu machen pflegte, und welche in Eiern, Früchten, Vögeln etc. bestanden. Sinngedichte, welche der römische Dichter Martial in… …   Damen Conversations Lexikon

  • Xenien — Xenien, griech. dtsch., Gastgeschenke; so betitelte Martialis (s. d.) das 13. Buch seiner Epigramme, ebenso Schiller u. Göthe ihre zuerst im Musenalmanach von 1797 veröffentlichten bittern Ausfälle und Spöttereien über Persönlichkeiten u.… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Xenien — Xeni|en   [lateinisch xenia »Begleitverse zu Gastgeschenken«, von griechisch xénion »Gastgeschenk«], Singular Xeni|e die, ,    1) Antike: Gastgeschenke, die Freunde untereinander austauschten, später auch die, die der Gastgeber nach der Mahlzeit… …   Universal-Lexikon

  • Xenien (Literatur) — Xenien (griech.), ursprünglich „Gastgeschenke“, nannte der römische Dichter Martial (1. Jahrhundert n. Chr) das 13. Buch seiner Epigramme, die als Begleitverse zu Geschenken gedacht waren. Johann Wolfgang von Goethe übernahm diesen Titel im… …   Deutsch Wikipedia

  • Xenien (Zeitschrift) — Dulzinea Beschreibung Lyrikzeitschrift Sprache Deutsch Erstausgabe 2002 Erscheinungsweise unreg …   Deutsch Wikipedia

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