- Warschau [2]
Warschau, russisch-poln. Gouvernement, begrenzt im N. von den Gouvernements Plozk und Lomsha, im O. von Sjedlez, im S. von Radom und Petrokow, im Westen von Kalisch und der preußischen Provinz Westpreußen, hat ein Areal von 17,520 qkm (318,2 QM.). Das Land ist zum größten Teil eben, im allgemeinen recht fruchtbar und hat ausgedehnte Waldungen. Der Hauptstrom ist die Weichsel, die das ganze Gouvernement von SO. nach NW. durchfließt, die Piliza, den Bug-Narew und die Bzura aufnimmt und dann die Nordgrenze gegen das Gouv. Plozk bildet. Das Gouvernement hat (1897) 1,931,867 Einw. (110 auf 1 qkm), wovon 73,6 Proz. Polen, 16,4 Proz. Juden, 5,4 Proz. Russen und 4 Proz. Deutsche. Dem Bekenntnis nach waren 72 Proz. römisch-katholisch, 5,5 Proz. griechisch-orthodox, 16,4 Proz. jüdisch, und 4,7 Proz. protestantisch. Vom Areal entfallen 61,6 Proz. auf Ackerland, 16 auf Wald, 17 auf Wiesen und Weiden, 5,4 Proz. auf Unland. Die gut entwickelte Landwirtschaft produziert hauptsächlich Kartoffeln, Roggen, Hafer, Weizen, Gerste, Erbsen und Zuckerrüben. Die Rübenkultur ist besonders stark in den Kreisen Blonje, Kutno, Sochatschew, Lowitsch und Gostynin, in denen ca. 5–8 Proz. des Ackerlandes mit Rüben bestellt werden. Von Bedeutung ist die Schafzucht. Man zählte 1904: 360,000 sein- und 100,000 grobwollige Schafe, ferner 206,000 Pferde, 445,000 Stück Hornvieh, 224,000 Schweine. Die Industrie ist sehr entwickelt; man zählte 1900 (mit Ausschluß der Stadt W.): 1933 gewerbliche Betriebe mit 30,854 Arbeitern und 33,1 Mill. Rubel Produktionswert. Besonders hervorragend sind: Zuckerfabrikation, Flachsspinnerei und Leinenindustrie, Maschinenbau, Lederindustrie, Branntweinbrennerei, Seidenindustrie, Metallverarbeitung, Ziegeleien, Getreidemüllerei. Das Gouvernement zerfällt in 14 Kreise: Blonje, Gostynin, Grojzy, Kutno, Lowitsch, Neschawa, Nowominsk, Plonsk, Pultusk, Radimin, Skjerniewize, Sochatschew, W. und Wlozlawsk. S. Karte »Westrußland« beim Artikel »Polen«.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.