- Äquatoriāl
Äquatoriāl (Äquatoreal, hierzu Tafel »Äquatorial I u. II«, mit Textblatt), astronom. Instrument zur direkten Aufsuchung und Beobachtung eines Sternes, dessen Stundenwinkel und Deklination gegeben sind.
Es besteht aus einem Fernrohr, das um zwei Achsen drehbar ist, von denen die eine, die Stunden- oder Polarachse, der Weltachse parallel ist, die andre, die Deklinationsachse, senkrecht darauf steht; senkrecht zu dieser ist das Fernrohr angebracht. Jede Achse trägt einen geteilten Kreis, der die Größe der Drehung mißt: auf der Polarachse sitzt parallel zur Ebene des Äquators der Stundenkreis, der den Stunden winkel des beobachteten Objekts angibt, auf der Deklinationsachse der Deklinationskreis zur Ablesung der Deklination. Ist das Fernrohr auf einen Fixstern eingestellt und erteilt man der Polarachse eine gleichförmige Bewegung von O. nach W., so daß sie in 24 Stunden Sternzeit eine Umdrehung macht, so bleibt das Fernrohr beständig auf den Stern gerichtet. Früher wurden die Kreise des Instruments gewöhnlich mit sehr seiner Teilung ver sehen, um die Rektaszension und Deklination eines Sternes sehr genau bestimmen zu können (Äquatoriale im engern Sinne). Da jedoch die Stabilität der Äquatoriale selbst von kleinerer Dimension derjenigen der Meridiankreise erheblich nachsteht, so wird die aus Meridianbeobachtungen folgende Sternposition die durch Ablesung der Kreise am A. erhaltene wesentlich an Genauigkeit übertreffen. Man hat daher in letzter Zeit die Äquatoriale nur mit einfach geteilten Kreisen, wie sie zur Einstellung nötig sind, versehen und benutzt derartige Instrumente außer zu astrophysikalischen Beobachtungen wesentlich zu Differentialbeobachtungen mittels Mikrometer. Bei der englischen Ausstellung des Äquatorials ist die Polarachse an beiden Enden unterstützt, und dazwischen sind auf ihr die Lager für die Deklinationsachse angebracht; bei der deutschen Ausstellung aber, welche die verbreitetere ist, befindet sich die Deklinationsachse am obern Ende der Polarachse. In nebenstehender Abbildung ist MM der aus Granitblöcken ausgeführte massive Unterbau, AB die Polar- und CD die Deklinationsachse, die senkrecht darauf das Fernrohr trägt. Größere Fernrohre werden in der Regel als Äquatoriale aufgestellt (parallaktisch montiert), damit sie der Bewegung der Sterne folgen können, und gewöhnlich von einem auf Rädern oder Kugeln beweglichen Kuppeldach, das einen durch Klappen verschließbaren Einschnitt hat (vgl. Sternwarte), überdeckt. Beschreibung und Abbildung der großen Refraktoren der Sternwarten in Pulkowa und Potsdam sowie des Équatorial coudé s. Textblatt zu beifolgender Tafel.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.