Passātwinde

Passātwinde

Passātwinde, die innerhalb der Tropen auf der nördlichen Halbkugel aus NO. und auf der südlichen aus SO. das ganze Jahr hindurch beständig wehenden Winde, die durch die Gegend der Kalmen (s. d.) voneinander getrennt sind. Bei den Engländern heißen sie trade-winds, d.h. stets in derselben Richtung wehende Winde (fälschlich meist durch »Handelswinde« übersetzt); die Franzosen nennen sie entsprechend vents alizés (regelmäßige Winde), während der Name P., der von passata (Überfahrt) herkommt, durch die Spanier und Holländer eingebürgert ist, deren Segelschiffe den Wind zur Überfahrt nach Westindien und Brasilien benutzten. Die P. treten am ausgeprägtesten und regelmäßigsten über den Ozeanen auf; über den Kontinenten und den ihnen benachbarten Meeren sind sie durch lokale Verhältnisse mehr oder weniger beeinflußt. Im Indischen Ozean werden sie durch die Ländermassen Asiens in ihrem Charakter geändert und treten dort als Monsune (s. d.) auf. In der Nähe des Äquators liegt eine Zone der größten Erwärmung (Kalmen), in der ein mächtiger, aufsteigender Luftstrom erzeugt wird; oben fließt er nach den beiden Polen hin ab, während unten von N. und S. die Luft nach dem Äquator strömt, um die Lücken auszufüllen. So entstehen die beiden Passate, die, von N. und S. kommend, durch die Erdrotation (s. Wind) auf der nördlichen Halbkugel in den Nordostpassatwind, auf der südlichen in den Südostpassatwind umgewandelt werden. Zwischen beiden findet an der Erdoberfläche Windstauung und damit Windstille (Kalmenregion) statt. In der Zone der P., zwischen 30° nördl. und 30° südl. Br., sind auf jeder Halbkugel zwei Passatströmungen der Luft vorhanden: auf der nördlichen unten NO., oben SW., auf der südlichen unten SO., oben NW. Die obere Luftströmung nennt man Antipassat, Gegenpassat oder obern Passatwind. Bei etwa 30° nördl. und 30° südl. Br. senkt sich ein Teil der vom Äquator aufgestiegenen Luft zur Erdoberfläche herunter und kehrt zum Teil als Passat nach dem Äquator zurück; ein andrer Teil strömt polwärts und tritt dort auf unsrer Halbkugel als Südwest- und Westwind, auf der südlichen als Nordwest- oder als reiner Westwind auf und veranlaßt so die großen westöstlichen Driftströmungen der südlichen Ozeane (s. Brave Westwinde). Die Region der Kalmen rückt nach N. oder S., je nachdem die Sonne nördlich oder südlich vom Äquator steht; somit verlagert sich auch die Lage der Region der beiden Passate je nach der Jahreszeit. Auf dem Atlantischen Ozean weht der Nordostpassat im Winter und Frühling zwischen 3 und 26° nördl. Br. und im Sommer und Herbst zwischen 10 und 35° nördl. Br. Der Südostpassat dringt im Winter und Frühling bis zum Äquator und im Sommer und Herbst bis zu 3° nördl. Br., also über den Äquator vor, wobei er allmählich zum Süd- und später zum Südwestwind wird. Die tropische Kalmenregion zwischen den beiden Passaten liegt im Atlantischen Ozean nördlich vom Äquator und ist im März nur 3° breit, im September aber 8°. In dem Stillen Ozean erleiden die innern Grenzen der Passate (nach dem Äquator zu) geringere Veränderungen als in dem Atlantischen Ozean; im März liegt die Kalmenregion zwischen 3 und 5° und im September zwischen 7 und 10° nördl. Br. Somit befindet sie sich auf der ganzen Erde stets nördlich vom Äquator, ebenso wie der Wärmeäquator, weil die geringen Landmassen der Südhalbkugel ein ungestörtes Vordringen des Südostpassats und der mächtigen kalten Meeresströmungen vom Südpol her ermöglichen. Die untern P. zwischen den Wendekreisen auf dem Atlantischen und Stillen Ozean sind den Seefahrern seit langer Zeit bekannt. Die Gefährten des Kolumbus auf dessen erster Entdeckungsreise nach Amerika wurden durch die Beständigkeit des Windes, der sie fortwährend nach W. trieb, in Unruhe versetzt; seit den Zeiten Don Ulloas (1539) nennen die Matrosen denjenigen Teil des Ozeans, in dem der Nordostpassat herrscht, »Frauengolf« (golfo de las Damas), weil dort ein Weib das Steuer führen kann. Die richtige Erklärung der P. gab zuerst Hadley (»Concerning the cause of the general trade-winds«, Lond. 1735; neue Ausg. als Heft 6 der »Neudrucke von Schriften über Meteorologie und Erdmagnetismus«, Berl. 1896). Vgl. auch die Segelhandbücher für die verschiedenen Ozeane.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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