Lie

Lie

Lie, 1) Jonas Laurits Idemil, norweg. Dichter, geb. 6. Nov. 1833 bei Drammen, verlebte seine Kindheit in dem eigenartigen Handelszentrum des Nordens, Tromsö, wo seine Heimatkunst eigentlich wurzelt. Kurzsichtigkeit verhinderte sein Fortkommen in der Marine, und nach 1859 bestandener Reifeprüfung studierte er in Christiania die Rechte, zog als Advokat nach Kongsvinger, wurde in die damals um sich greifenden Holzspekulationen verwickelt und mußte nach einem großen finanziellen Zusammenbruch nach Christiania zurückkehren, um neue Existenzmittel zu suchen. Als Literat trat er mit politischen Tagesartikeln und Gedichten hervor, war aber weit davon entfernt, in seiner schriftstellerischen Tätigkeit eine Lebensaufgabe zu sehen, bis er über Nacht mit dem Roman »Der Geisterseher« (»Den Fremsynte«, 1870) einen durchschlagenden Erfolg erzielte. Zwei Reisestipendien fielen ihm zu, und nach Veröffentlichung der »Erzählungen aus Norwegen«, »Der Dreimaster«, »Fremtiden« (1872) und »Der Lotse und seine Frau« (1874) erhielt er vom Storthing mit Björnson und Ibsen eine jährliche »Dichtergage«. Seitdem hat L. jedes Jahr aus Paris, Dresden, Rom, München, Berchtesgaden, wo er gern den Sommer über weilt, eins jener Werke hinausgeschickt, die ihn zu dem beliebtesten Interpreten des norwegischen Kulturlebens gemacht haben. Die Erfolge des Eheromans »Der Lotse« veranlaßten L., weitere soziale Probleme zu behandeln (die Romane »Thomas Roß«, 1878, und »Adam Schrader«, 1879; die Bühnenstücke »Faustina Strozzi«, 1875, und »Grabows Katze«, 1880), die aber nur wenig Beifall fanden. Erst als er in die bekannten Kreise seiner Fjelde und Fjorde zurückkehrte, fand er seine Kraft in den schönen, frischen Seeromanen »Rutland« (1880) und »Drauf los!« (»Gaa paa!«) wieder. Es folgten Meisterwerke wie »Schlachter Tobias« (1882), »Lebenslänglich verurteilt« (»Livsslaven«, 1883), »Die Familie auf Gilje« (1883), »Ein Malstrom« (1884), »Die Töchter des Kommandeurs« (1886), »Ein Zusammenleben« (1886), »Maisa Jons« (1888) und »Böse Mächte« (1890). In diesen Romanen hat L. seinen ersten halbkonservativen Standpunkt aufgegeben und sich entgültig auf den Boden neuzeitlichen Lebens und neuzeitlicher Kunst gestellt. Durch viele geht ein anklagender Zug, der das Recht der Schwachen auf Glück fordert. Doch bewahrt ihn sein begeisterungsfähiges Gemüt und sein Frohsinn vor der Langeweile der Problemdichtung und der Graumalerei des Naturalismus. Die neuen Strömungen der 1890er Jahre lösten bei ihm die lange gebundene Phantasie, und er schrieb 24 Märchen u. d. T.: »Trold«, die 1891 und 1892 erschienen. Einige mittelmäßige Bühnenstücke (»Lindelin«, 1897); »Lustige Frauen«, 1894; »Wulfsie u. Ko.«, (1901) führten ihn wieder zum Roman zurück: »Niobe« (1893); »Die Sonne sinkt« (»Naar Sol gaar ned«, 1895); »Dyre Rein« (1896), »Faste Forland«, der viel Autobiographisches enthält (1899); »Wenn der Vorhang fällt« (1901); »Die Ulfvunger« (1904; deutsch: »Der Konsul«). Fast alle seine Erzählungen sind in deutschen Übersetzungen erschienen. – Eifrige Mitarbeiterin an Lies Werken war seine Gattin Thomasine, geborne Lie, deren Einfluß sich besonders in den sicher und tief erfaßten Frauengestalten zeigt. Vgl. Rolssen, Norske Digtere (2. Aufl. Christiania 1897); Arne Garborg, Jonas L. (das. 1893). – Sein Sohn Erik, geb. 23. Nov. 1868 in Christiania, veröffentlichte eine Sammlung hübscher Novelletten: »Mit Bleistift« (1890), eine Biographie Balzacs (1893), das literarhistorische Werk: »Die europäische Literatur in kulturhistorischen Bildern« (1896) u. a

2) Sophus, Mathematiker, geb. 17. Dez. 1842 am Nordfjord im Stifte Bergen, gest. 18. Febr. 1899 in Christiania, studierte 1859–65 in Christiania, war mit Staatsunterstützung 1869 in Berlin und 1870 in Paris, wurde 1871 Privatdozent in Christiania und erhielt dort 1872 eine persönliche Professur; 1886 wurde er als ordentlicher Professor für Geometrie an die Universität Leipzig berufen, kehrte aber 1898 nach Christiania zurück. Er lieferte zahlreiche Arbeiten über Geometrie und Differentialgleichungen und stellte die von ihm geschaffene Theorie der kontinuierlichen Transformationsgruppen in 3 Bänden zusammenhängend dar (»Theorie der Transformationsgruppen«, Leipz. 1888–93, unter Mitwirkung von F. Engel). Seine »Vorlesungen über Differentialgleichungen«, »über kontinuierliche Gruppen mit geometrischen und andern Anwendungen« und über »Geometrie der Berührungstransformationen« hat G. Scheffers bearbeitet (Leipz. 1891, 1893 u. 1896). Mit L. Sylow gab er heraus: »N. H. Abel, Œuvres complètes« (Christiania 1881, 2 Bde.), ferner war er Begründer und viele Jahre Mitredakteur des »Archiv for Mathematik og Naturvideuskab« (das., von 1876 ab). Ein Verzeichnis seiner Schriften findet man in der »Bibliotheca mathematica« (Leipz. 1900).

3) Mons, norweg. Schriftsteller, Sohn von Lie 1), geb. 5. Mai 1864 auf Kongsvinger, verbrachte seine Jugend im Auslande, bildete sich in Paris als Geiger aus und veröffentlichte 1894 die Novellensammlung »Streif«, 1895 den Roman »Remeni« und »Das Buch eines Träumers«, 1896 »Geständnisse eines Verbrechers« und »Herbstnovellen«. Mit leidenschaftlicher Phantasie vertieft sich L. in allerhand abnorm anmutende Probleme, die er oft sehr fesselnd, abwechselungsreich und eigenartig darstellt. Absichtlich weicht er von der geltenden Formlehre und Syntax ab, um seinem sehr individuellen Sprachgebrauch zu folgen. So in seinen »Gedichten« (1897), in den Bühnenstücken »Tragödien der Liebe« (1897), »Lombardo und Agrippina« (1898), »Don Juans Tod« (1900), den guten Romanen »Der Seefahrer« (1902), »Adam Ravn« (1903) und »Im Netz des Weibes« (»I kvindens net«, 1904).

4) Bernt Bessesen, norweg. Schriftsteller, Neffe von L. 1), geb. 13. Juli 1868 in Mansdal, studierte erst die Rechte, trat aber 1892 als Literat mit den anziehenden Novellen »Metje Kajsa« und »Im Märchenland« (deutsch, Stuttg. 1901) hervor. Seine Romane »Justus Hjelm« (1894), »Neue Kräfte« (1897), »Kaspar Bugge« (1898), »In Knut Arnebergs Haus« (1900; deutsch, Münch. 1901), »Söster Judith« (1902) mit der Fortsetzung »Eine seltene Erscheinung« (3. Aufl. 1903) haben durch ihre jugendfrische Auffassung, ihre warm und poetisch dargestellten Frauentypen große Beliebtheit gefunden. Der echt künstlerische Sinn Lies verrät sich auch in seinen Novellen »Nordwärts« (1896; deutsch, Stuttg. 1903) und in den Büchern für die Jugend: »Der schwarze Adler«, »Svend Bidevind« (1901) und »Peter Napoleon« (1904).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • lie — 1. (lie) s. f. 1°   Ce qu il y a de plus grossier dans une liqueur et qui va au fond. •   Avant qu aller si vite, au moins je le supplie Savoir que le bon vin ne peut être sans lie, RÉGNIER Sat. XII. •   La coupe où nous buvons a toujours une lie …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

  • Lie — Lie, v. i. [imp. {Lay} (l[=a]); p. p. {Lain} (l[=a]n), ({Lien} (l[imac] [e^]n), Obs.); p. pr. & vb. n. {Lying}.] [OE. lien, liggen, AS. licgan; akin to D. liggen, OHG. ligen, licken, G. liegen, Icel. liggja, Sw. ligga, Dan. ligge, Goth. ligan,… …   The Collaborative International Dictionary of English

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  • lie — lie1 [lī] vi. lay, lain, lying [ME lien < 2d & 3d pers. sing. of earlier liggen < OE licgan, to lie, akin to Ger liegen < IE base * legh , to lie, lay oneself down > L lectus & Gr lēchos, bed, lōchos, lair] 1. to be or put oneself in… …   English World dictionary

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  • Lie — (l[imac]), n. [AS. lyge; akin to D. leugen, OHG. lugi, G. l[ u]ge, lug, Icel. lygi, Dan. & Sw. l[ o]gn, Goth. liugn. See {Lie} to utter a falsehood.] 1. A falsehood uttered or acted for the purpose of deception; an intentional violation of truth; …   The Collaborative International Dictionary of English

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