Stanislaus

Stanislaus

Stanislaus (Stanislaw), 1) Heiliger, Patron Polens (Fest: 8. Mai), geb. 26. Juli 1030 in Szczepanów bei Krakau, war 1072–79 Bischof von Krakau. Weil er die Ausschweifungen des Königs Boleslaw des Kühnen gerügt und über ihn den Bann verhängt hatte, wurde er 1079 während der Messe niedergehauen.

2) S. Kostka, Heiliger, Patron der Novizen, der studierenden Jugend, auch Polens (Fest: 13. November), geb. 28. Okt. 1550 in Rostkov, gest. 15. Aug. 1568 in Rom, wurde 1563 in das Jesuitenkolleg in Wien aufgenommen. Vgl. Gruber, Wundersames Leben des heil. S. Kostka (2. Aufl., Freib. 1902); Arndt, Der heil. S. Kostka (2. Aufl., Regensb. 1905).

[Könige von Polen.] 3) S. I. Leszczynski, geb. 20. Okt. 1677 in Lemberg, gest. 23. Febr. 1766, Sohn Raphael Leszczynskis, Woiwoden von Posen, nach dessen Tod er vom König August II. zum Woiwoden von Posen und General von Großpolen ernannt wurde. 1704 beteiligte er sich an der Konföderation, die auf Betrieb Karls XII. von Schweden August II. absetzte und ihn 12. Juni 1704 zum König von Polen erhob. Am 7. Okt. 1705 wurde er nebst seiner Gemahlin Katharina Opalinska gekrönt. Nach der Schlacht von Poltawa (1709) floh er nach Stettin und 1711 nach Schweden. 1712 kam er mit einem Heere zurück und stieß zur Armee des Generals Steenbock. Er ging 1713, um Karls Zustimmung zum Verzicht auf die Krone zu erhalten, nach Jassy, ward aber vom Hospodar der Moldau in Bender bis 1714 gefangen gehalten. Karl XII. trat ihm zunächst das Fürstentum Zweibrücken ab. Nach dem Tode Karls XII. (1718) mußte S. dem Pfalzgrafen Gustav Samuel weichen und ging 1720 nach Frankreich, wo er erst in Weißenburg, dann in Bergzabern und nach der Vermählung König Ludwigs XV. mit seiner Tochter Maria Leszczynska in Chambord bei Blois lebte. Nach Augusts II. Tod (1733) machte S. von neuem Ansprüche auf die polnische Krone mit Unterstützung Frankreichs und Schwedens und ward in Warschau 11. Sept. zum zweitenmal zum König gewählt. Allein Rußland und Österreich zwangen den Polen den Kurfürsten von Sachsen, August III., zum König auf; S. floh nach Danzig und vor der Übergabe der Festung nach Marienwerder. Nach dem Wiener Frieden (3. Okt. 1735, ratifiziert 1738) mußte S. auf die polnische Krone verzichten, behielt aber den Titel eines Königs und die Herzogtümer Lothringen und Bar, die nach dem Tode S.' an Frankreich fallen sollten. Er trat die Einkünfte seiner Herzogtümer gegen eine Pension von 2 Mill. Frank an Frankreich ab und residierte teils in Nancy, das er sehr verschönerte, teils in Lüneville und zeichnete sich durch Wohltätigkeit und Förderung der Wissenschaften und Künste aus. Seine Schriften erschienen unter den Titeln: »Œuvres du philosophe bienfaisant« (Par. 1765, 4 Bde.; neue Ausg. von Migne, 1850); »Œvres choisies« (das. 1825). Vgl. Marquise des Réaux, Le roi Stanislas et Marie Leszczinska (Par. 1895); Boyé, Stanislas Leszczynski et le troisième traité de Vienne (das. 1898), Lettres inédites du Roi Stanislas à Marie Leszczinska (das. 1901) und Correspondance inédite de S. Leszczynski avec les rois de Prusse Frédéric-Guillaume Ier et Frédéric II (das. 1906); Maugras, Les dernières années du roi Stanislas (das. 1906).

4) S. II. August, der letzte König von Polen, Sohn des Grafen Stanislaus Poniatowski und der Fürstin Konstantia Czartoryiska, geb. 17. Jan. 1732 in Wolczyn, gest 12. Febr. 1798 in St. Petersburg, war 1752 auf dem Reichstag Landbote. August III. sandte ihn an die Kaiserin Elisabeth nach Petersburg, wo er sich die Gunst der Großfürstin, nachherigen Kaiserin Katharina, erwarb. Nach Augusts III. Tod bewirkte diese, daß S. 7. Sept. 1764 zum König von Polen gewählt und 25. Nov. in Warschau gekrönt wurde. Ihm fehlte die Energie, den unbotmäßigen Adel zu zügeln und sich der schlauen russischen Politik zu entziehen; er ward bald mißliebig. Am 3. Nov. 1771 ward er von Verschwornen aus Warschau entführt, doch auf seine Vorstellungen dahin zurückgebracht. Die erste Teilung Polens 1772 mußte er genehmigen. Er begünstigte die Reformbestrebungen, schloß sich aber dann der Konföderation von Targowicz gegen die Konstitution vom 3. Mai 1791 an und veranlaßte die abermalige Einmischung der Russen. Wegen seines Widerspruchs gegen die zweite Teilung Polens ließ ihn Katharina nach der Einnahme Warschaus durch Suworow nach Grodno bringen, wo er den dritten Teilungsvertrag unterzeichnen und 25. Nov. 1795 dem Thron entsagen mußte. Er erhielt von Österreich, Rußland und Preußen 200,000 Dukaten Pension, die er anfangs in Grodno verzehrte. Paul I. berief ihn gleich nach dem Tode Katharinas nach Petersburg. Der von ihm gestiftete Stanislausorden ward 1816 vom Zaren Alexander erneuert. Vgl. »Mémoires secrets inédits de Stanislas II Auguste« (Leipz. 1862); »Correspondance inédite du roi S. Auguste Poniatowski et Mad. Geoffrin 1764–1777« (1887); Roepell, Das Interregnum. Wahl und Krönung von Stanislaw August Poniatowski (Posen 1892).


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