Kusserow

Kusserow

Kusserow, 1) Ferdinand von, preuß. General, geb. 26. Dez. 1792 in Berlin, gest. 7. Jan. 1855 in Düsseldorf, studierte seit 1808 auf dem Friedrich Wilhelms-Institut in Berlin Medizin, machte als Militärarzt, nach dem Waffenstillstand als Oberarzt den Krieg von 1813–14 mit, wurde 1815 Leutnant, kam 1816 zur Kriegsschule und zum topographischen Bureau nach Koblenz, 1819 zum Generalstab des 4. Armeekorps in Magdeburg, 1821 in den Generalstab. Seit 1827 Hauptmann, half er 1831 dem General v. Pfuel den im Fürstentum Neuenburg ausgebrochenen Aufstand unterdrücken, kam 1832 in den Großen Generalstab, ward 1834 als Major zum Generalkommando in Koblenz versetzt, 1842 Chef eines Kriegstheaters im Großen Generalstab in Berlin, 1843 Oberstleutnant und Chef des Generalstabs des 7. Armeekorps in Münster, 1844 geadelt. 1847 wurde er Kommandeur des 39. Infanterieregiments in Luxemburg, 1848 des 26. Regiments in Trier, erhielt das Kommando einer mobilen Kolonne zur Beruhigung des Moselgebiets, führte 1849 im badischen Feldzug eine Brigade und besetzte die Fürstentümer Hohenzollern, kommandierte von 1850 ab in Düsseldorf die 14., dann die 27. Infanteriebrigade und erhielt 1854 den erbetenen Abschied als Generalleutnant.

2) Heinrich von, preuß. Diplomat, Sohn des vorigen, geb. 5. Nov. 1836 in Köln, gest. 15. Okt. 1900, studierte 1854–57 in Bonn die Rechte, war 1860–1862 Gesandtschaftsattaché im Haag, ward 1863 Legationssekretär in Turin, sehr bald aber, auf Grund eines aus Anlaß des Frankfurter Fürstentages eingereichten Promemoria über die deutsche Frage, in die politische Abteilung des auswärtigen Ministeriums berufen. 1864–68 bei der Botschaft in Paris und bei der Gesandtschaft in Washington tätig, erhielt er 1868 das diplomatische Dezernat im Bundeskanzleramt und versah während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 die Stelle des Botschaftsrats in London. Anfang 1871 in den Reichstag gewählt, gründete er namentlich mit Hilfe der Süddeutschen die »liberale Reichspartei«. Seit 1874 Vortragender Rat im Auswärtigen Amt und 1879 Geheimer Legationsrat, bearbeitete er und vertrat auch im Reichstag vorzugsweise die Angelegenheiten der deutschen überseeischen Interessen. Nach Ablehnung der von ihm verteidigten Samoa-Vorlage bereitete K. in seinem Dezernat den allmählichen Übergang zur Kolonialpolitik vor und ermöglichte hierdurch die 1884 und 1885 in schnellen Zügen erfolgte Errichtung der deutschen Schutzherrschaft in Togo, Kamerun, Lüderitzland, Ostafrika, auf Neuguinea (Kaiser Wilhelms-Land), in Neubritannien (Bismarck-Archipel) und auf den Marshallinseln. K. arbeitete die Vorlagen für die Kongokonferenz aus und unterzeichnete als einer der deutschen Bevollmächtigten die Berliner Generalakte vom 25. Febr. 1885. Zum preußischen Gesandten bei den mecklenburgischen Höfen und den Hansestädten in Hamburg ernannt, setzte er seine Tätigkeit auf dem Gebiete der Kolonial- und überseeischen Politik des Reiches fort, zog sich 1890 auf Schloß Bassenheim bei Koblenz zurück und wurde 1895 zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Prädikat Exzellenz ernannt. Er schrieb: »Ein positiver Vorschlag zur friedlichen Lösung der deutschen Frage« (anonym, Düsseld. 1861) und »Les devoirs d'un gouvernement neutre« (in der »Revue de droit international«, Brüssel 1873).


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