Hufbeschlaglehranstalten

Hufbeschlaglehranstalten

Hufbeschlaglehranstalten (Lehrschmieden) dienen zur Ausbildung von Schmieden im rationellen Hufbeschlag. Da letzterer eine gewisse Kenntnis des anatomischen Baues und der krankhaften Abnormitäten des Hufes voraussetzt, so wurde derselbe früher allgemein zu den tierärztlichen Aufgaben gerechnet. Nach Gründung der Tierarzneischulen im 18. Jahrh. fand an diesen überall Unterricht im Hufbeschlag statt, und die aus ihnen hervorgehenden Tierärzte hießen, namentlich im Heer, vielfach Kurschmiede. Nachdem sich die Tierarzneikunde jedoch entwickelt hatte und die Tierärzte eine wissenschaftliche Ausbildung erlangt hatten, wurde demgemäß der Hufbeschlag Hufschmieden (in der deutschen Armee Fahnenschmieden) überlassen, während an den tierärztlichen Lehranstalten nur noch ein theoretischer Unterricht im Hufbeschlag erteilt wird und die Tierärzte, besonders im Heere, mit der Kontrolle desselben betraut sind. Die derzeitigen Lehrschmieden sind teils staatliche Anstalten (von denen einige noch in äußerer Verbindung mit tierärzlichen Hochschulen stehen), teils von Provinzial- etc. Verwaltungen errichtet oder auch Privatinstitute. Die größte Bedeutung haben in Deutschland die Militärlehrschmieden erlangt. Die erste wurde zu Bruchsal 1836 gegründet, 1843 wurde die Ausübung des Hufbeschlags für Baden von einer Prüfung abhängig gemacht. Dann folgten die Militärlehrschmiede in Gottesaue (1847), die Lehrschmieden in Dresden (1849), Hannover (1853) und Stuttgart (1857), diese drei für Militär- und Zivilschmiede unter Anschluß an die dortigen Tierarzneischulen. Einen besondern Ruf erlangte die Lehrschmiede zu Milkel (sächsische Oberlausitz) unter Leitung des Grafen von Einsiedel (1860), der sich grundlegende Verdienste um die Verbesserung des Hufbeschlags erwarb. In Preußen wurde die erste Militärlehrschmiede zu Berlin 1868 gegründet, der bald andre (Königsberg, Breslau, Hannover, Frankfurt a. M.) folgten; ebenso entstanden solche in Bayern in den 1870er Jahren. Durch Reichsgesetz vom 1. Juli 1883, ergänzt durch entsprechende landesgesetzliche Bestimmungen, wurde für Deutschland der Prüfungszwang für alle Hufschmiede eingeführt. Der Unterricht dauert 3–6 Monate und wird von Tierärzten geleitet. In allen Provinzen und entsprechenden Landesteilen sind staatliche Prüfungskommissionen eingerichtet. – In Österreich-Ungarn bestehen Lehrschmieden in Verbindung mit den tierärztlichen Hochschulen in Wien, Budapest und Lemberg für Zivil- und Militärschmiede. Die letztern heißen hier noch Kurschmiede und üben auch einfache tierärztliche Funktionen aus. Vgl. Möller, Anleitung zum Bestehen der Hufschmiedeprüfung (8. Aufl., Berl. 1903); Damann, Die Ausbildung und Prüfung der Hufschmiede (das. 1898)


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Fahnenschmied — (so genannt nach der Fahne, welche die Feldschmiede der Truppen kenntlich machte), Unteroffizier, der unter Leitung des roßärztlichen Personals den Hufbeschlag auszuführen hat. Die Ausbildung erfolgt auf den Hufbeschlaglehranstalten (s.d.). Jede… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hufbeschlag — Hufbeschlag, die Gesamtheit verschiedener technischer Verrichtungen zum Schutze und zur Gesunderhaltung des Hufes. Der H. bezweckt, den Huf in seinem natürlichen, gesunden Zustande zu erhalten, ihn vor zu schneller und zu starker Abnutzung und… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hufschmied — (Beschlagschmied, franz. Maréchal ferrant), ein Schmied, der den Hufbeschlag der Pferde ausführt; s. Hufbeschlaglehranstalten; in der Armee Fahnenschmied (s. d.) genannt …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kurschmied — Kurschmied, ehemals ein Schmied, der nebenbei Pferde kurierte, später die Tierärzte in der Armee, als diese noch den Hufbeschlag mitbesorgten und eine geringe wissenschaftliche Ausbildung hatten (s. Hufbeschlaglehranstalten); noch jetzt in… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Lehrschmieden — Lehrschmieden, s. Hufbeschlaglehranstalten …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Militärlehrschmieden — Militärlehrschmieden, s. Hufbeschlaglehranstalten …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Militärveterinärwesen — Militärveterinärwesen, die Gesamtheit der zur Erhaltung des Pferdematerials in der Armee bestehenden ärztlichen und hygienischen Einrichtungen. Schon zur Zeit der römischen Weltherrschaft gab es, zweifellos auch in den Kriegsheeren, Tierärzte… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schmiedeschulen — Schmiedeschulen, meist von Innungen unterhaltene Anstalten zur theoretischen Ausbildung von Lehrlingen im Hufbeschlag und Fachzeichnen. Der Unterricht, vielfach von Tierärzten erteilt, beschränkt sich auf einige Abendstunden in der Woche während… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Veterinärwesen — Veterinärwesen, die Gesamtheit aller Einrichtungen, welche die Erforschung der Tierkrankheiten, deren Behandlung und Verhütung, namentlich auch die Unterdrückung der Seuchen und die Abwehr der Folgen dieser Krankheiten für den Tierbestand und das …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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