Fox

Fox

Fox, 1) George, Stifter der Sekte der Quäker (s.d.), geb. im Juli 1624 zu Drayton in der engl. Grafschaft Leicester, gest. 13. Jan. 1690, gab sich als Lehrling eines Schuhmachers und Lederhändlers dem Grübeln über Religionsgegenstände hin, bis er, 19 Jahre alt, angeblich eigner Visionen und Offenbarungen sich zu erfreuen anfing. Seit 1649 redete der »Mann in der ledernen Hofe« öffentlich gegen den Trunk, gegen den Zehnten, gegen Prozesse und gegen den Krieg, verbot, den Hut vor jemand abzunehmen, die Knie vor einem Menschen zu beugen, einen Eid abzulegen. Bald wurde er ins Gefängnis, bald ins Irrenhaus gebracht, zuweilen genötigt, den Schutz des Protektors Cromwell in Anspruch zu nehmen. Unter der Restauration hatte er grausame Verfolgungen zu erdulden. Seit 1670 auf Reisen nach Amerika, Holland und in das nördliche Deutschland, um die Mennoniten, Labadisten und andre Sekten für seine Lehre zu gewinnen, starb er, nachdem er noch die Sicherung des Bestandes seiner Gemeinde unter Wilhelm III. erlebt. Die Reinheit seines Strebens und seines Wandels haben selbst seine Feinde zugestanden. Seine Schriften erschienen gesammelt 1694 bis 1706 in 3 Bänden. Vgl. seine Biographien von Marsh (Lond. 1847), Janey (Philad. 1853), Watsey (Lond. 1860) und Hodgkin (das. 1896); Bickley, G. F. and the early Quakers (das. 1884); Ruffet, George F. et les origines du quakerisme (Genf 1886); »George F.' autobiography from his journal« (hrsg. von H. St. Newman, Lond. 1886).

2) Charles James, engl. Staatsmann, geb. 24. Jan. 1749, gest. 13. Sept. 1806, zeigte früh die glücklichsten körperlichen und geistigen Anlagen und erhielt von seinem Vater Henry F., Staatssekretär Georgs II. und seit 1763 Baron Holland, eine ausgezeichnete Erziehung. Nachdem er die Schule zu Eton und die Universität zu Orford besucht hatte, bereiste er den Kontinent und trat 1768 in das Parlament, wo er sich durch seine rednerische Begabung so hervortat, daß er 1770 zum Lord der Admiralität im Ministerium North und 1772 zum Lord des Schatzes ernannt wurde. Da er indessen seine Selbständigkeit wahrte und sich durch seine Opposition dem König mehrfach mißliebig gemacht hatte, erhielt er 1774 seine Entlassung, worauf er sich mit den Führern der Whigs, Burke, Camden u. a., verband, um die Regierung energisch zu bekämpfen. Gelegenheit hierzu bot die amerikan ische Politik des Ministeriums: mit aller Entschiedenheit trat F. den Vorschlägen Norths entgegen, verteidigte das Selbstbesteuerungsrecht der Kolonien und sprach sich für den Abschluß eines schnellen Friedens mit ihnen aus. Nach Norths Rücktritt 1782 trat F. in das neue Ministerium Rockingham-Shelburne als Staatssekretär ein und schlug die Anerkennung der amerikanischen Unabhängigkeit vor, legte jedoch nach dem Tode Rockinghams sein Amt nieder, worauf der König den jungen William Pitt zu seinem einflußreichsten Berater machte. Zwischen beiden an Talent ebenbürtigen Männern begann nun ein erbitterter Kampf, der 1783 den Sturz des Ministeriums Shelburne-Pitt herbeiführte, worauf F. mit dem von ihm früher leidenschaftlich bekämpften North Staatssekretär in dem von dem Herzog von Portland gebildeten Koalitionsministerium wurde, das den Frieden mit Amerika abschloß. Schon nach neun Monaten indes kam auch diese Regierung zum Fall. Die von F. eingebrachte Ostindiabill, die den Mißbräuchen der Ostindischen Kompanie steuern und die Verwaltung Ostindiens in die Hände der Regierung bringen sollte, wurde zwar im Unterhaus augenommen, von den Lords aber, denen der König erklären ließ, er werde jeden, der für die Bill stimme, für seinen Feind halten, verworfen. Sofort entließ der König das Ministerium und stellte Pitt an die Spitze des Kabinetts, der nun beinahe 20 Jahre lang die Leitung des Staates behauptete. Indessen blieb F. mit Burke u. a. das Haupt der Opposition. Er bekämpfte die Regierung bei dem Prozeß des ostindischen Statthalters Warren Hastings, schlug 1787 die Abschaffung der Negersklaverei vor und machte bei den ersten Anzeichen der Geisteskrankheit des Königs gegen Pitt die Rechte des Prinzen von Wales auf die Regentschaft geltend. Die französische Revolution begrüßte F. als eine der glorreichsten Begebenheiten der Geschichte, wodurch er sich Burke und vielen seiner andern politischen Freunde entfremdete. Nachdem er von 1792–97 an der Spitze einer immer mehr zusammenschmelzenden Opposition die kriegerische Politik der Regierung und ihre Repressivmaßregeln in England bekämpft und zur Versöhnung mit Frankreich geraten hatte, zog er sich 1797 fast ganz vom Parlament zurück und widmete seine Zeit der Landwirtschaft und literarischen Beschäftigungen. Nach dem Frieden von Amiens 1802 machte er eine Reise nach Frankreich. Nach dem Sturze des Ministeriums Addington, der 1804 durch die Vereinigung von F. und Pitt bewirkt wurde, schlug letzterer dem König die Aufnahme seines alten Gegners in das Ministerium vor, ohne Georgs Zustimmung dazu erwirken zu können; und erst Pitts Tod im Januar 1806 nötigte den König, sich ein Ministerium Grenville gefallen zu lassen, in dem F. zum drittenmal Staatssekretär wurde. Dieser machte jetzt ernstliche Versuche, zu einer Verständigung mit Napoleon zu gelangen, riet aber nach deren Scheitern selbst zu energischer Fortsetzung des Krieges. Doch starb er bald darauf an der Wassersucht. F. war einer der bedeutendsten Redner und einer der einflußreichsten Staatsmänner, welche die Geschichte des englischen Parlamentarismus kennt. In seinem Privatleben war er liebenswürdig und leutselig, jedoch zur Verschwendung und zum Spiel geneigt, wodurch er seine Vermögensverhältnisse unheilbar zerrüttete. In seiner unvollendeten »history of the early part of the reign of James II.« (Lond. 1808, mit einer Biographie von Lord Holland; deutsch von Soltau, Hamb. 1810) verteidigte er die Revolution von 1688. Seine »Speeches in tue house of Commons« erschienen London 1815 (6 Bde.), in Auswahl 1847. Im J. 1816 wurde ihm auf Bloomsbury Square zu London eine Bildsäule und 1818 ein Denkmal in der Westminsterabtei errichtet. Vgl. Walpole, Recollections of the life of F. (Lond. 1806); Russell, Memorials and correspondence of Ch. F. (1853–57, 4 Bde.); Derselbe, Life and times of F. (1859–67, 3 Bde.); Rae, Wilkes, Sheridan, F., the opposition under George III. (1874); Trevelyan, Early history of Ch. J. F. (1880); Wakeman, Life of Ch. J. F. (1890); Hammond, Ch. J. F., a political study (1903).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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