Erbse

Erbse

Erbse (Pisum Tourn.), Gattung der Leguminosen, einjährige, kahle, kletternde Kräuter mit paarig gefiederten, in eine Borste oder Wickelranke endenden Blättern (s. Tafel »Blattformen II«, Fig. 25), großen blattartigen Nebenblättern, ansehnlichen roten oder weißen, einzeln oder locker traubig stehenden Blüten auf verlängerten, achselständigen Blütenstielen und zusammengedrückten, zweiklappigen, vielsamigen Hülsen. Sechs Arten im Mittelmeergebiet und in Westasien. Die Ackererbse (Stockerbse, wilde E., P. arvense L.), mit entfernt gezähnelten Fiedern, ein- bis zweiblütigen Trauben, bunten Blüten (Fahne bläulich, Flügel purpurn, Schiffchen weiß) und kantig eingedrückten, nicht rollenden, braun und graugrün gescheckten Samen, findet sich hier und da unter der Saaterbse auf Feldern und wird hauptsächlich in Ost- und Westpreußen kultiviert (graue, Danziger, Königsberger, preußische E.). P. sativum L. (Saat-, Feld-, Garten-, Schoten-, Brech-, Brockelerbse, s. Tafel »Gemüsepflanzen IV«, Fig. 14) hat ganzrandige Fiedern, zwei- bis mehrblütige Trauben, weiße Blüten und kugelige, rollende, gelbe Samen. Als Spielarten beider werden unterschieden: Zuckererbse (P. saccharatum hort.), mit zweiblütigen Blütenstielen, geraden, zusammengedrückten, weichen, fleischigen, süßlich schmeckenden Hülsen und weitläufig stehenden, runden Samen, die gern grün bleiben. Die Lupinenerbse (Ecker-, Mark-, Knackerbse, P. quadratum Mill., s. Tafel »Gemüsepflanzen IV«, Fig. 13), mit zweiblütigen Trauben, geraden, breiten, flachen, ungenießbaren Hülsen und großen, sehr nahe aneinander stehenden, viereckigen Samen. Die Doldenerbse (Trauben-, Büschelerbse, türkische E., P. umbellatum Bauh.). mit vier- bis fünfblütigen, verlängerten Blütenstielen, geraden, zylindrischen, mit eng aneinander sitzenden, gelbweißen bis braunen Samen gefüllten Hülsen, wird als Zierpflanze und als Gemüse zum Dürrmachen gebaut. Außerdem unterscheidet man niedrigbleibende Krup- oder Zwergerbsen und Stapel- oder Stiefelerbsen, die trockner Reiser zur Unterstützung bedürfen. Über den Anbau vgl. Hülsenfrüchte.

Die Erbsen haben, wie alle Hülsenfrüchte, hohen Nahrungswert (s. Tafel »Nahrungsmittel«), sind aber schwer verdaulich. Die reisen Erbsen kommen auch geschält (Erbsgraupen) und als Mehl in den Handel. Letzteres wird, zu Brei verkocht, bisweilen als Zusatz zum Brot und in der Pfefferkuchenbäckerei benutzt. Die grünen Erbsen werden als Gemüse gegessen, auch eingemacht und getrocknet, im letztern Zustand kommen besonders Astrachaner Zuckerschoten auf den Markt. Um die reisen Erbsen leichter verdaulich und für manchen wohlschmeckender zu machen, übergießt man sie mit lauwarmem Wasser, schüttet nach 12–18 Stunden das Wasser ab, läßt sie dann 24 Stunden auf einem Haufen liegen und kocht sie wie gewöhnlich. Auch als Viehfutter sind Erbsen von Wichtigkeit und werden vorteilhaft mit gekochten Kartoffeln, Buchweizen etc. verfüttert. Man benutzt sie aber auch als Grünfutter. Die Heimat der E. ist unbekannt, sie gelangte früh nach Indien und zu Griechen und Römern. In ägyptischen Gräbern kommt sie nicht vor. Dagegen fand man sie in Hissarlyk und in den Pfahlbauten der Schweizer Seen. In Deutschland erscheinen kleinkornige Erbsen seit der Hallstattperiode, und in den Kapitularien Karls d. Gr. wird die E. als Pisus mauriscus erwähnt. Die Benutzung der grünen Erbsen scheint von Holland aus verbreitet worden zu sein; am Ende des 17. Jahrh. galten grüne Erbsen in Frankreich noch als Seltenheit.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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