Pflanzenzelle

Pflanzenzelle

Pflanzenzelle (hierzu Tafel »Pflanzenzelle I und II«), das in der Regel nur mikroskopisch wahrnehmbare Elementarorgan, das den Körper aller Gewächse aufbaut, und von dessen Tätigkeit ihr gesamtes Leben abhängt. Ähnlich wie in tierischen Zellen ist auch in der P. der eigentliche Träger des Lebens, eine zähflüssige, an Eiweißstoffen reiche Substanz, das Protoplasma, das in der lebenden Zelle einen selbständigen, in sich abgeschlossenen Organismus, einen sogen. Protoplasmakörper (Protoplast, Energide) bildet, der in der Regel von einer festen, aus Zellulose bestehenden Haut (Zellhaut, Zellmembran, Zellwand, Tafel I, Fig. 2 m) umschlossen ist. Nackte Plasmakörper (Primordialzellen) treten im Pflanzenreich nur ausnahmsweise auf, z. B. bei den Schwärmsporen der Algen (s. d.) und Pilze. Das Protoplasma der P. (Cytoplasma) schließt sich nach außen gegen die Zellwand hin durch eine homogene Schicht (Hautschicht, Hyaloplasma) ab. Die Substanz im Zellinnern besitzt dagegen eine feinkörnige Beschaffenheit (Körnerplasma oder Polioplasma) und schließt als geformte Bestandteile den Zellkern und die Chromatophoren ein. In dem lebenden Protoplasma spielen sich fortgesetzt komplizierte chemische und physikalische Vorgänge ab, die sich größtenteils der direkten Beobachtung entziehen. Die auffälligste sichtbare Lebensäußerung des Protoplasmas bildet die Protoplasmaströmung, eine mit Hilfe des Mikroskops direkt wahrnehmbare Verschiebung der Teile des Körnerplasmas, die sich in gewissen Zellen längs der Zellwände (Rotation, Tafel I, Fig. 3) oder zugleich auch in verzweigten, durch den ganzen Zellkörper ausgespannten Strombahnen (Zirkulation, Tafel I, Fig. 1) vollzieht.

Der Zellkern (Kern, Nukleus, Cytoblast, Tafel I, Fig. 2 n) ist ein rundlicher oder scheibenförmiger Körper, der von einer zarten, dem umgebenden Plasma angehörigen Haut (Kernmembran, kw) begrenzt wird und in seinem Innern ein oder mehrere Kernkörperchen oder Nukleolen (Fig. 4 bei n) enthält. Seine Hauptmasse besteht aus zarten, farblosen Fäden (Linin, Fig. 4 bei l), zwischen denen Körnchen einer mit Anilinfarben leicht färbbaren Substanz (Chromatin, dieselbe Figur bei ch) liegen. Dicht neben dem Kern sind in vereinzelten Fällen, z. B. bei gewissen Braunalgen, im Zellplasma zwei kleine farblose Körperchen beobachtet worden, die Zentrosphären (Polkörperchen, Attraktionssphären, Richtkugeln, Fig. 2 u. 4 bei c), die ein noch kleineres Korn, das Zentralkörperchen oder Zentrosom, ein schließen. Die frühere Annahme, daß die Zentrosphären allen oder doch den meisten Zellkernen im Pflanzenreiche zukommen, hat sich als irrtümlich erwiesen. In der Regel enthält bei den höhern Pflanzen jede Zelle nur einen einzigen Zellkern, viele Fadenalgen und Pilze besitzen dagegen Zellen mit sehr zahlreichen Kernen (vielkernige Zellen, Tafel I, Fig. 5 bei n). Die Zellkerne der Pflanzen vermehren sich durch Teilung, eine Neubildung von Kernen aus dem Protoplasma findet nicht statt. Die Kernteilung erfolgt nur ausnahmsweise auf direktem Wege (amitotische oder direkte Teilung, Fragmentation), indem sich der Kern in der Mitte einschnürt und dann in zwei meist ungleiche Hälften zerfällt. Gewöhnlich teilt sich der Kern der P. durch einen komplizierten Vorgang, dessen Höhepunkt in der Längsspaltung der Kernfadensegmente (Chromosomen) liegt (indirekte oder mitotische Teilung, Karyokinese), und der mit der indirekten Teilung des Kerns der tierischen Zellen in den wesentlichsten Punkten übereinstimmt (s. Zelle).

Die Chromatophoren sind in jugendlichen Pflanzenzellen kleine, farblose, stark lichtbrechende Körperchen (Tafel I, Fig. 2 bei ch), die meist in der Nähe des Zellkerns liegen und sich durch Teilung vermehren. Aus ihnen gehen im Laufe weiterer Entwickelung und an verschiedenen Stellen der Pflanze dreierlei Gebilde hervor, nämlich die grün gefärbten Chlorophyllkörper (s. Chlorophyll), die farblosen Leukoplasten (Stärkebildner) und die in Blumenblättern und Früchten auftretenden, meist gelb oder rot gefärbten Chromoplasten. Die Chlorophyllkörper (Chloroplasten) sind meist elliptische, etwas abgeflachte, grüne Körner (Chlorophyllkörner, Tafel II, Fig. 1 u. 2), bei gewissen Algen treten sie in Gestalt von Platten oder Bändern oder als zusammengesetzte Körper von sternförmiger Gestalt auf. Das innere Gefüge des einzelnen Chlorophyllkorns erscheint schwammartig (Tafel II, Fig. 2 bei C) oder netzförmig-gekammert (Tafel II, Fig. 2 bei B), indem die Zwischenräume von einer ölartigen Substanz erfüllt sind, die einen grünen Farbstoff (Chlorophyll, s. d.), einen gelben (Xanthophyll) und einen orangeroten (Karotin) gelöst enthalten; die gefärbten Massen der Chlorophyllkörner werden als Grana bezeichnet. Durch Alkohol werden die Farbstoffe entfernt, so daß die farblose, plasmatische Grundsubstanz der Körner zurückbleibt. Die Chlorophyllkörner vermehren sich durch Teilung (Tafel II, Fig. 2 bei D u. E) und bilden unter Einwirkung des Lichtes (s. Chlorophyll) kleine Körner von Stärkemehl (Tafel II, Fig. 2 bei A) in sich aus. Bei vielen Algen enthalten die Chloroplasten auch Eiweißkristalle in Form stark lichtbrechender Körper (Pyrenoide oder Amylumherde), die von kleinen Stärkemehlkörnchen umgeben werden (Tafel I, Fig. 5 bei p). An den innern, nicht vom Lichte getroffenen Teilen der Pflanze, wie;. B. den Knollen von Phajus, bilden sich die Chromatophoren zu rundlich-abgeflachten oder langgestreckten, farblosen Leukoplasten (Tafel II, Fig. 4) aus, die ebenfalls Stärkemehl in Form von Körnern ablagern, die bisweilen an Größe die Leukoplasten bedeutend überragen (Fig. 4 pei A). Bisweilen treten auch in den Leukoplasten Eiweißkristalle auf (Tafel II, Fig. 4 bei B der helle Streifen an den beiden Enden). Die Chromoplasten oder Farbstoffträger der bunt gefärbten Blumenblätter und Früchte bilden rundliche oder durch Kristallisation des Farbstoffs nadelförmige, dreieckige oder rhombische Körper (Tafel II, Fig. 5), die in der Regel durch gelbes Xanthophyll oder orangerotes Karotin gefärbt sind.

Das Cytoplasma erfüllt nur in jugendlichen Pflanzenzellen den ganzen von der Zellwand umschlossenen Raum, später treten im Innern des Plasmas mit wässerigem Saft (Zellsaft) erfüllte Hohlräume, die sogen. Vakuolen auf, die gegen das Körnerplasma durch eine Hyaloplasmaschicht abgegrenzt sind. In erwachsenen Zellen bildet das Cytoplasma oft nur noch einen dünnen Wandbeleg (Primordialschlauch Mohls), der eine einzige große Vakuole ein schließt. Im Zellsaft der Vakuolen ist eine große Anzahl von organischen Verbindungen, wie Zuckerarten, Inulin, Asparagin, Gerbstoffe, Glykoside, Farbstoffe, Pflanzensäuren etc., aber auch unorganische Verbindungen in Lösung enthalten.

Unter den inaktiven Inhaltsbestandteilen der P. sind die Körner des Aleuron (s. d.) und des Stärkemehls (Tafel I, Fig. 5 bei a, Tafel II, Fig. 3) am meisten verbreitet; letztere bilden das zum Aufbau der Zellhaut notwendige Material und treten in lebhaft wachsenden Organen in Form seiner Körner als transitorische Stärke, in Speicherorganen, wie Samen, Knollen, Rhizomen u. dgl., als großkörnige Reservestärke auf. Außerdem kommen vereinzelt auch quellungsfähige Eiweißkristalle (Proteinkristalloide), z. B. in den Korkzellen der Kartoffelknolle, in den Schleimschläuchen der Tanne, den Samen von Ricinus, Musa, Bertholletia. bei Pilzen u.a., ferner bei Euglena Körner von Paramylum, in den Zellschläuchen von Saprolegnia Plättchen von Zellulin, Schwefelkörnchen bei Beggiatoa, Kügelchen von Kautschuk und Guttapercha im Milchsaft von Euphorbiazeen und Sapotazeen, Schleim in Zwiebel- und Knollengewächsen sowie den Zellen von Fettpflanzen (Schleimschläuche), plasmatische, mit Öltropfen erfüllte Körner (Eläoplasten oder Ölbildner), nadelförmige, in Benzol lösliche Fettkristalle, z. B. in den Samen von Bertholletia, und endlich in fast allgemeiner Verbreitung Kristalle von oxalsaurem Kalk im Zellinhalt vor. Dieselben treten frei im Innern der Zelle als Einzelkristalle des tetragonalen oder monosymmetrischen Systems, als Kristalldrusen, Sphärokristalle oder in Form von Bündeln nadelförmiger Kristalle (als sogen. Raphiden, Tafel II, Fig. 6 bei r) auf, oder stehen in andern Fällen (Kerria, bei Aroideen u.a.) mit der Zellhaut in Verbindung, oder sind, z. B. bei Koniferen, Dracaena u.a., der äußern Zellhaut eingelagert. Kohlensaurer Kalk findet sich im Innern der Zelle, besonders in den sogen. Cystolithen, die aus einem gestielten, traubenförmigen Zellulosekörper mit eingelagertem kohlensaurem Kalk (Tafel II, Fig. 13 bei c, bei e Zellen der Epidermis, bei p Palisadenparenchym, bei s Schwammparenchym zeigend) bestehen, kommt aber auch im Kernholz vieler Laubbäume als Ausfüllungsmasse der Gefäße und Tracheiden sowie in Samenschalen vor (Kalkeinlagerungen). Werden Kalksalze außen auf der Zellhaut ausgeschieden, so spricht man von Kalkauflagerungen. Kristallkörnchen von schwefelsaurem Kalk erfüllen die Vakuolen in den Zellen einiger Desmidieen, aus Kieselsäure bestehende Inhaltskörper wurden in der Epidermis und den Gefäßbündelscheiden von Palmen, Orchideen, Magnoliazeen gefunden und sind den nicht selten vorkommenden Kieseleinlagerungen der Zellmembran bei Equisetazeen, Gramineen und Urtikazeen an die Seite zu stellen.

Die Zellwand besteht in der Mehrzahl der Fälle aus Zellulose, einem Kohlehydrat, das durch die Bläuung mit Jod und verdünnter Schwefelsäure sowie Violettfärbung mit Chlorzinkjod und durch Löslichkeit in konzentrierter Schwefelsäure und Kupferoxydammoniak charakterisiert ist. Die Wand der Pilzzellen besteht aus einer als Pilzzellulose bezeichneten Modifikation. Im Verlauf ihrer Entwickelung erfährt die Zellhaut durch Einlagerung bestimmter Stoffe oder chemische Vorgänge vorzugsweise drei Arten von Umänderung, die als Verkorkung, Verholzung und Verschleimung bezeichnet zu werden pflegen. Verlockte, durch Einlagerung von Suberin-Estern (s. Kork) veränderte Membranen nehmen in Kalilauge eine gelbe Färbung an und widerstehen der gleichzeitigen Einwirkung von Salpetersäure und chlorsaurem Kali viel länger als gewöhnliche Zellulose. Verkorkung tritt besonders in der äußersten Schicht der Oberhautwandung in der sogen. Kutikula (s. Hautgewebe) und in der unterhalb derselben liegenden Kutikularschicht, ferner in den Zellen mancher Samenschalen, in den Schutzscheiden (s. Hautgewebe) und in bestimmten Gewebeschichten von Stamm- und Wurzelteilen ein. An Stelle von Korksubstanz können mitunter auch wachsartige Substanzen in der Zellhaut, z. B. der Epidermis von Aloe, Cycas, Hoya, eingelagert werden. Überzüge von Wachs kommen in Form zusammenhängender Krusten, seiner Körner oder dichtgestellter senkrechter Stäbchen auf der Außen seite der Epidermiszellen vor und erscheinen dem bloßen Auge als bläulicher Reifüberzug der betreffenden Pflanzenteile. Die von Einlagerung verschiedener Stoffe, wie z. B. Koniferin, Vanillin u.a., begleitete Verholzung der Zellmembran wird durch Gelbfärbung mit schwefelsaurem Anilin, Rotfärbung mit Phlorogluzin u. Salzsäure, Grün- oder Blaufärbung mit Phenol und Salzsäure nachgewiesen; verholzte Zellmembranen können fast in allen Gewebearten der Pflanzen auftreten, sie zeichnen besonders die Gefäße und die Holzzellen im Holzkörper der Bäume und Sträucher aus (s. Artikel »Holz«, mit zugehöriger Tafel »Bau des Holzes«). Als Verschleimung der Zellhaut wird der Vorgang bezeichnet, bei dem dieselbe in einen stark quellungsfähigen Zustand übergeht, wie es in den Oberhautzellen mancher Samen, z. B. der Quitte, des Lein u.a., der Fall ist; auch die Haargebilde vieler Laubknospen zeichnen sich durch Schleimbildung in der Zellhaut aus. Verwandt mit der Verschleimung ist die Gummibildung, die in Wunden von Laubhölzern, wie besonders Kirschbäumen, und bei andern Krankheitserscheinungen derselben (s. Gummifluß) eintritt. In unverholzten Membranen treten häufig Pektinstoffe auf, die sich durch ihre Löslichkeit in Alkalien nach vorausgehender Behandlung mit verdünnten Säuren auszeichnen und sich mit gewissen Farbstoffen, wie Methylenblau und Safranin, intensiv färben. Außerdem ist als membranbildender Stoff die in Kupferoxydammoniak unlösliche, mit Chlorzinkjodlösung rotbraun gefärbte Kallose zu erwähnen, die Belege auf den Siebtüpfeln (s. unten) bildet und auch in Cystolithen sowie in den Zellhäuten vieler Pilze und Flechten nachgewiesen wurde. Bei den meisten Zellen ist die Wand stellenweise von äußerst seinen Poren durchsetzt, durch welche die benachbarten Plasmakörper in direkter Verbindung stehen (Protoplasmaverbindungen, Plasmodesmen, Tafel II, Fig. 12), so daß alle lebenden Zellen einer Pflanze eine Lebenseinheit bilden.

Die Zellwand erfährt im Lauf ihrer Entwickelung meist eine nachträgliche Verdickung. Die dabei unverdickt bleibenden Stellen werden als Tüpfel (Tafel I, Fig. 10 bei t) bezeichnet; der unverdickt bleibende Teil der Zellwand bildet die Schließhaut (Tüpfelschließhaut). Wenn die Zellhaut sich stark verdickt, so bilden die verdünnten Stellen enge, im Querschnitt runde, elliptische oder spaltenförmige Kanäle (Tüpfelkanäle). Bei den kreisrunden, von dem Eingang des Tüpfelkanals gegen die Schließhaut hofartig erweiterten Hoftüpfeln in den Wänden der Holzzellen der Koniferen (Tafel I, Fig. 13) trägt die Schließhaut in ihrer Mitte eine verdickte Stelle, den Torus (Fig. 12 u. 13 B bei t), und vermag sich nach der einen oder andern Seite derart vorzuwölben, daß der enge Ausgang des Tüpfelkanals an der betreffenden Seite verschlossen wird (Fig. 13 B bei t). Beschränkt sich die nachträgliche Verdickung der Zellwand nur auf die Kanten, in denen mehrere Zellen zusammenstoßen, so entsteht die für das Kollenchym (s. Skelettgewebe) charakteristische Verdickungsform. In den Gefäßen und Tracheiden tritt die Wandverdickung häufig in Form von Querleisten auf der Zellwand auf (leiter- oder leistenförmige Wandverdickung); die Leisten können sich auch als gesonderte Ringe (ringförmige Wandverdickung, Tafel I, Fig. 11 A) oder kontinuierliche Schraubenbänder (spiralförmige Wandverdickung, Tafel I, Fig. 11 B) oder als seine Netze (netzförmige Wandverdickung, Tafel I, Fig. 11 C) ausbilden.

Die verdickte Zellwand zeigt häufig eine deutliche Schichtung (Tafel I, Fig. 10), die erkennen läßt, daß die Wand aus mehreren Lamellen zusammengesetzt ist, von denen die innerste, ein seines Häutchen bildende Schicht (Tafel I, Fig. 12 bei i) als tertiäre Membran oder Innenhaut, die zwischen zwei benachbarten Zellen liegende Haut (Fig. 10 u. 12 bei m) als primäre Membran oder Mittellamelle, die zwischen beiden liegende, die Hauptmasse der Wand darstellende als sekundäre Schicht bezeichnet zu werden pflegt. Die Mittellamelle besteht ihrerseits wieder aus drei Platten, von denen die mittelste, die sogen. Interzellularsubstanz, sich bei Behandlung mit heißer Salpetersäure und chlorsaurem Kali leicht auflöst; aus diesem Grunde kann man mittels dieser Reagenzien kleine Holzstücke leicht in ihre einzelnen histologischen Elemente spalten (Schulzesches Mazerationsverfahren). In der Flächenansicht zeigen manche Zellwände ein oder mehrere Systeme abwechselnd heller und dunkler, schräggestellter und in aufeinanderfolgenden Schichten sich kreuzender Linien (Streifung der Zellhaut, Tafel II, Fig. 11), die auf eine spiralige Anordnung der kleinsten Substanzteile in abwechselnd wasserreichen und wasserärmern Schichten schließen lassen. Nach Behandlung mit verschiedenen Reagenzien zerfällt die Zellhaut in sehr kleine, rundliche Körperchen (Dermatosomen Wiesners), die nach Ansicht des genannten Forschers in der lebenden Zellhaut von einem netzartigen Gerüst plasmatischer Gebilde (Plasmatosomen) zusammengehalten sein sollen.

Der Entstehung der Zellhaut geht bei einkernigen Zellen die Kernteilung voraus, nach deren Eintritt in der Mitte zwischen den beiden Tochterkernen durch körniges Anschwellen bestimmter, in der Äquatorialebene zwischen den Kernen liegender Elemente (Spindelfasern, Verbindungsfäden) die sogen. Zellplatte entsteht; diese spaltet sich, und zwischen ihren Lamellen wird dann entweder sofort eine vollständige oder in verschiedenen Stadien allmählich sich ausbildende (Tafel I, Fig. 7, A, B u. C) Scheidewand ausgeschieden. Bei Spirogyra (Tafel I, Fig. 6) und andern Algen dagegen wird die Scheidewand an der Mutterzellwand als ringförmige, nach innen wachsende Leiste (w) angelegt.

Die Vermehrung der P. (Zellbildung) erfolgt in vegetativen Zellen meistens durch die schon beschriebene Zweiteilung. In den Fortpflanzungszellen treten dagegen meist andre Formen der Zellbildung auf, wie zunächst die Vielzellbildung (Tafel I, Fig. 9) bei der Endospermbildung in den Embryosäcken (s. d.), bei der rasch hintereinander durch fortgesetzte Kernteilung zahlreiche Zellkerne entstehen, in deren strahlenartig angeordneten Verbindungsfäden zuletzt Zellwände angelegt werden. Dabei geht also das gesamte ursprüngliche Plasma der Mutterzelle ohne Rest auf die Tochterzellen über. Bei der freien Zellbildung (Tafel I, Fig. 8), z. B. bei der Keimbildung einiger nacktsamiger Blütenpflanzen, wie Ephedra, und bei der Sporenbildung der Schlauchpilze (s. Pilze) entstehen im Plasma der Mutterzelle mehrere Tochterzellen, indem sich um die durch Teilung des Zellkerns entstandenen Tochterkerne Cytoplasma ansammelt, das sich durch eine Zellwand gegen den übrigen Inhalt der Mutterzelle abgrenzt (Tafel I, Fig. 8). Die Vermehrung der Hefe (s. d.) und die Konidienbildung vieler Pilze erfolgt durch Zellsprossung, indem die Mutterzelle als seitlichen Auswuchs eine allmählich heranwachsende und sich zuletzt abgliedernde Tochterzelle erzeugt.

Einen der freien Zellbildung ähnlichen Vorgang, der allerdings nicht zu einer Zellvermehrung führt, stellt die Zellverjüngung oder Vollzellbildung dar, bei der, wie z. B. bei der Bildung mancher Schwärmsporen, der gesamte Plasmakörper der Mutterzelle zur Bildung einer einzigen neuen Tochterzelle verwendet wird. Direkt zu einer Verminderung der Zellenzahl führt der hier anzuschließende Vorgang der Zellverschmelzung. Eine Form derselben ist die Vereinigung (Kopulation) der Gameten bei der geschlechtlichen Zeugung (s. Fortpflanzung der Pflanzen, S. 795). Ferner gehört dahin die Bildung röhrenförmiger Gewebselemente durch Auflösung der Wände zwischen zwei oder mehr im Verbande stehenden Zellen (Zellfusion). So entstehen die gegliederten Milchröhren der Papaverazeen und Zichoriazeen, ferner die Gefäßröhren in den Leitbündeln (s. d.); auch bei den Siebröhren kann man von einer Zellfusion sprechen, da eine siebartige Durchbrechung der Querwände (Siebplatten, Tafel II, Fig. 8 u. 9) das Protoplasma pr und den Schleiminhalt u der Siebröhrenglieder in offene Verbindung treten läßt.

Die Gestalt freier Zellen ist im einfachsten Falle, z. B. bei manchen Pollenzellen und Pilzsporen, kugelig oder eiförmig, weist aber oft, besonders bei den einzelligen Algen, große Mannigfaltigkeit auf. Im Gewebeverbande der höhern Pflanzen treten die Zellen, abgesehen von den durch Zellfusionen entstandenen Schläuchen oder Röhren, meist in polyedrischer Form (Tafel I, Fig. 9) oder als beidendig zugespitzte Fasern (Tafel II, Fig. 7 A B) auf. Doch kommen auch sternförmig verzweigte, rundlich sackförmige oder sonstwie unregelmäßig gestaltete Zellen vor, die große Interzellularräume zwischen sich freilassen. Einzelne durch ihre Gestalt oder übrige Beschaffenheit auffallend von ihren Nachbarzellen verschiedene Zellen werden als Idioblasten bezeichnet, wie z. B. die Steinzellen (Sklereiden) im Fleische mancher Früchte oder die mit Raphiden (Tafel II, Fig. 6) erfüllten Zellen im chlorophyllhaltigen Gewebe.

Auch die Größe der P. unterliegt bedeutenden Schwankungen. Die kleinsten Zellen finden sich bei den Bakterien, wie z. B. Bacterium Termo, mit 0,0015 mm Längsdurchmesser. Die runden oder polyedrischen Zellen der höhern Pflanzen schwanken in der Größe ihres Durchmessers etwa zwischen 0,02 und 0,2 mm. Bei den faserförmigen Zellen des Holzes und Bastes beträgt die Länge im allgemeinen 0,7–2,5 mm, bei manchen Bastfasern noch mehr. Manche Haare, wie z. B. die der Baumwollensamen, erreichen mehrere Zentimeter Länge, ebenso die Sproßgliederzellen der Charazeen und einige schlauchförmige Algen, wie Vaucheria, Pryopsis und Caulerpa.

Je nachdem die Zellen eines Verbandes in einer Reihe, oder in einer Ebene, oder in allen Richtungen des Raumes nebeneinander liegen, werden Zellfäden, Zellflächen und Zellkörper unterschieden. Ein in Teilung begriffener Zellverband wird als Bildungsgewebe (s. d.) im Gegensatze zu teilungsunfähigem Gewebe (Dauergewebe) bezeichnet. Im letztern kann man nach der Zellform das aus polyedrischen Zellen bestehende Parenchym und das aus Faserzellen gebildete Prosenchym (Fasergewebe) unterscheiden; nach der Funktion, die den einzelnen Ge webesystemen im lebenden Organismus zukommt, bezeichnet man dieselben als Hautgewebe, Assimilationsgewebe, Absorptionsgewebe, Absonderungsgewebe, Leitungsgewebe, Durchlüftungsgewebe, mechanisches oder Hartgewebe, Speichergewebe (s. die einzelnen Artikel).

Die Zellen der Pflanze wurden zuerst von Robert Hooke 1667 am Flaschenkork wahrgenommen; als Begründer der Pflanzenanatomie sind Malpighi (s. d.) und Grew (s. d.) zu betrachten. Die Bedeutung der Zelle als eines lebenden Organismus wurde erst am Ende der 1830er Jahre durch Schleiden für die Pflanzen, durch Schwann für die Tiere nachgewiesen. Doch legte man in der ersten Zeit in der Botanik das Hauptgewicht auf die Zellwandung, während man seit Mohl das Plasma als das allein Wesentliche erkannt hat. Vgl. Schleiden, Grundzüge der Botanik (1. Aufl., Leipz. 1842, und in Müllers »Archiv« von 1838); Schwann, Mikroskopische Untersuchungen über die Übereinstimmung in der Struktur und dem Wachstum der Tiere und Pflanzen (Berl. 1839); Kühne, Untersuchungen über das Protoplasma und die Kontraktilität (Leipz. 1864); v. Mohl, Grundzüge der Anatomie und Physiologie der vegetabilischen Zelle (Braunschw. 1851); Hofmeister, Lehre von der P. (Leipz. 1867); Strasburger, Zellbildung und Zellteilung (3. Aufl., Jena 1880), Über Kern- und Zellteilung im Pflanzenreiche (das. 1888) und Histologische Beiträge, Heft 4 (das. 1892); Wiesner, Untersuchungen über die Organisation der vegetabilischen Zellhaut (Wien 1886); Zimmermann, Morphologie und Physiologie der P. (Bresl. 1887) und Beiträge zur Morphologie und Physiologie der P. (Tübing. 1890); Kienitz-Gerloff, Die Protoplasmaverbindungen zwischen benachbarten Gewebselementen in der Pflanze, in der »Botanischen Zeitung«, 1891; Strasburger, Noll, Schenck, Schimper, Lehrbuch der Botanik (6. Aufl., Jena 1904); Giesenhagen, Lehrbuch der Botanik (3. Aufl., Stuttg. 1903) und Studien über Zellteilung im Pflanzenreich (das. 1905); Koernicke, Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung (Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft, Bd. 21, Berl. 1903).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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