Azeglio

Azeglio

Azeglio (spr. adsélljo), Massimo Taparelli, Marchese d', ital. Publizist und Staatsmann, Dichter und Künstler, geb. 24. Okt. 1798 in Turin, gest. 15. Jan. 1866, widmete sich, seit 1813 in Rom, der Malerei und Musik, mußte gegen seine Neigung als Offizier in ein piemontesisches Kavallerieregiment eintreten, erkrankte aber und nahm den Abschied. Nun brachte er es in der Landschaftsmalerei rasch zur Meisterschaft. Nach mehrjährigem Aufenthalt in Rom kehrte er nach Turin zurück und ging nach dem Tode seines Vaters 1831 nach Mailand. Alessandro Manzoni, dessen Tochter er heiratete, führte ihn auch der Literatur zu. Seine Romane: »Ettore Fieramosca« (1833) und »Nicolò de' Lapi« (1841; beide deutsch von Langern, Leipz. 1842) trugen zur Belebung des italienischen Nationalgefühls bei, und bald nahmen die politischen Angelegenheiten Italiens A. ganz in Anspruch. Er bereiste mit Balbo und Gioberti das Land, um den patriotischen Sinn zu stärken, trat dem Unwesen der Verschwörungen entgegen, mahnte die Ungeduldigen zur Mäßigung und suchte den König für zeitgemäße Reformen geneigt zu machen. In seiner Schrift: »Degli ultimi casi di Romagna« geißelte er die päpstliche Regierung und tat die Notwendigkeit einer nationalen Politik dar. Nach der Thronbesteigung Pius' IX. (1846) wirkte er in Rom bei den Reformen mit. 1848 schloß er sich den römischen Freiwilligen an, die am Kampf gegen Österreich teilnahmen, und wurde bei Vicenza schwer verwundet. Zum Mitgliede der sardinischen Deputiertenkammer erwählt, ward er nach der Schlacht bei Novara von Viktor Emanuel II. im Mai 1849 zum Präsidenten des Kabinetts und Minister des Auswärtigen berufen. Trotz aller Schwierigkeiten bewahrte er Sardiniens free Institutionen von 1848 und gab den wirtschaftlichen Verhältnissen einen mächtigen Aufschwung Im Oktober 1852 legte er sein Amt nieder. Die Ereignisse von 1859 riefen ihn in das öffentliche Leben zurück. Im März d. I. ging er als Gesandter nach Paris, und im Juli setzte er in der Romagna eine geordnete Regierung ein. Nachdem er vom Februar bis September 1860 Gouverneur von Mailand gewesen, trat er ins Privatleben zurück, blieb indes dem König fortwährend ein freimütiger Ratgeber. Seine Denkwürdigkeiten wurden von seiner Tochter u. d. T.: »I miei ricordi« (2. Aufl., Flor. 1867, 2 Bde.; 15. Aufl. 1895; deutsch, Frankf. a. M. 1869) herausgegeben. Ergänzungen dazu bilden: »Lettere a Giuseppe Torelli con frammenti in continuazione dei miei ricordi« (3. Aufl., Mail. 1877); »Lettere a sua moglie Luisa Blondel«, seine zweite Gattin (2. Aufl., das. 1871); »Lettere al fratello Roberto« (das. 1872); »Lettere a suo genero M. Ricci« (das. 1878); »Massimo d'A. L'Italie de 1847 à 1865; correspondance politique« (Par. 1866); »Lettre a Carlo di Persano« (Tur. 1878); »Lettere inediti al marchese Emanuele d'A.« (das. 1883); »Massimo d'A. a Diomede Pantaleoni« (das. 1888). Azeglios nachgelassene Schriften gab M. Ricci (Flor. 1871), eine Sammlung seiner kleinern Schriften (»Scritti politici e letterari«, das. 1873, 2 Bde.) Tabarrini heraus. Vgl. die Biographien von Giuliani (Flor. 1866), Massari (Turin 1867), Pavesio (Flor. 1871) und Lill v. Lilienbach (Graz 1896); Bianchi, La politica di Massimo d'A. dal 1848 al 1859 (Turin 1884). – Sein älterer Bruder, Roberto Taparelli, Marchese d', geb. 2. Okt. 1790, Maler und Kunstschriftsteller, gest. 24. Dez. 1862 als Senator u. Direktor der Gemäldesammlung in Turin, schrieb: »Studi storici e archeologici sulle arti del disegno (Flor. 1861, 2 Bde.).«


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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